Der Russe Timur Bekmambetov versucht sich nach seinen Filmen „Wächter der Nacht“ und „Wächter des Tages“ in einer amerikanischen Produktion und zeigt, dass er auch in den USA direkt ganz vorne mitmischen kann. Der Trailer zu seinem dritten Kinofilm lässt auf nichts als einen prolligen Action-Kracher mit bemühter Coolness hindeuten. Dem ist weitestgehend auch so, doch „Wanted“ ist einfach so gut gemacht, dass man sich das gerne gefallen lässt, sofern man sich leicht vom filmischen Realismus verabschieden kann.
Surround-Sound ist bei diesem Streifen Pflicht, der spektakuläre Ton übertrifft sogar die irren Bilder. „Wanted“ dreht für Augen und Ohren immer voll auf und wird dabei nicht hektisch, sondern bleibt elegant. Die übermäßig durchgestylten Actionszenen erinnern an den aberwitzigen „Shoot ’Em Up“ mit Clive Owen von 2007. Sowas gibt es wohl nur einmal im Jahr.
Was „Wanted“ in der Vorschau verspricht, wird vollkommen gehalten. Und dann wird auch noch einer drauf gesetzt, in dem die Kamera bei den Tötungsszenen immer voll draufhält, in Zeitlupe, versteht sich. Zudem sehen die Effekte nie zu offensichtlich computergeniert aus, auch wenn sie es offensichtlich sind. So kann sich wirklich kein Zuschauer mehr verarscht vorkommen. Tiefgründigkeit erwartet hier kein Mensch. Dafür hat die Geschichte noch die ein oder andere nette Überraschung zu bieten, wenn auch dadurch alles noch seltsamer wird als ohnehin schon. Abgerundet wird der wilde Ritt durch die aus „Spider-Man“ und „Matrix“ bekannte Identitätsfrage des Protagonisten, diesmal deutlich dreckiger und weniger melancholisch.
„Wanted“ punktet auch damit, dass er mit uns nur allzu bekannten Aggressionsgefühlen spielt, und die dazugehörigen Fantasien in der surrealen Welt des Films voll auslebt. Damit wird der Zuschauer auf gewitzte Weise erreicht und mitgerissen.
James McAvoy ist gut besetzt in der Rolle des Versagers, der zum beinharten Killer wird. Beide Entwicklungsstufen seiner Figur beherrscht er. Angelina Jolie ist als raue aber verführerische Killerin der Blickfang schlechthin. Morgan Freeman überzeugt wie gewohnt mit Zurückhaltung. Doch die Action drängt die Schauspielleistung sowieso in den Hintergrund, ohne spürbare Defizite.
„Wanted“ ist ein herrlich überdrehter Männerfilm, kompromisslos hart und angenehm schwarzhumorig. Die Geschichte ist mehr als fragwürdig, und man muss die Gegebenheiten als völlig fiktiv und bewusst übertrieben akzeptieren. Dafür hat man lange nicht mehr so prächtige und unterhaltsame Action gesehen. Und das ist für einen gelungenen Kinoabend auch mal absolut ausreichend.