Ich habe überhaupt nichts davon mitbekommen, dass "The Hurt Locker" letztes Jahr im Kino lief. Aufmerksam bin ich auf diesen Film auch nur geworden, weil er bei der Oscarverleihung so gut abgeschnitten hat, mit sechs Oscars ausgezeichnet wurde, unter anderem als bester Film. Deshalb wollte ich ihn mir jetzt mal ansehen. Meine Erwartungen waren also recht hoch. Im Endeffekt muss ich sagen, dass ich "The Hurt Locker" zwar nicht dermaßen gut finde, aber ein beachtliches Stück Kino ist hier trotzdem gelungen.
Der Film spielt sich im Irak ab und handelt von der Besetzung des Iraks. Dies allerdings noch zu einem frühen Zeitpunkt. Im Kern dreht es sich um drei verschiedene Charaktere und die Entschärfung von Bomben. Ein richtiger Handlungsstrang ist nicht vorhanden, denn typische Merkmale von Einleitung, Hauptteil und Ende sind kaum erkennbar. Das Geschehen setzt sofort mitten im Geschehen an. Dann kommt ein neuer Gruppenführer und es geht weiter. Das Geschehen wechselt von einem Szenario ins andere. Dabei ist die Umsetzung wirklich gut gelungen, denn "The Hurt Locker" überzeugt gerade dadurch, dass er keine politische oder militärische Partei ergreift. So gibt es auch keine Überdosis Patriotismus, was ebenfalls gefällt. Die Story ist kritisch, sehr realitätsbezogen und spannend umgesetzt worden.
Kathryn Bigelow ist eine Frau, die es in Hollywood nie leicht gehabt hat. So liegt ihr letzter Film, beim Erscheinen von "The Hurt Locker" auch schon etwa sechs Jahre zurück, weil Filme wie "Strange Days" und "K-19" gefloppt sind. Deshalb hat "The Hurt Locker" kein sehr großes Budget, denn 11 Millionen Dollar sind wirklich nicht so viel, doch das sieht man dem Film zu keinem Zeitpunkt an. Das Geld wurde auf jeden Fall gut genutzt, die Optik ist sehr gut. Die Drehorte wirken sehr authentisch und haben mir gefallen. Wirklich gut ist die Inszenierung. Die Szenen, in denen die Bomben entschärft werden, wurden wirklich sehr spannend und beklemmend gemacht. Sowieso ist die Atmosphäre sehr beklemmend und immer bedrohlich. Dies ist auch der tollen Kameraarbeit zu verdanken. Die Kamera ist immer mitten im Geschehen und verleiht dem Zuschauer teilweise eine Rundumsicht, was manche Szenen dann auch so gefährlich wirkend macht.
Die Besetzung wartet nicht mit großen Namen auf, ist aber trotzdem komplett überzeugend. Im Vordergrund stehen drei Figuren. Jeremy Renner spielt einen sehr machohaften Charakter, für den der Krieg fast schon eine Art Obsession darstellt. Er spielt diese Figur wirklich eindrücklich und überzeugend. Anthony Mackie verkörpert da eher schon etwas die Vernunft und hat mir ebenfalls gefallen. Brian Geraghty ist nicht ganz so wichtig für die Handlung, spielt aber auch gut. In kleinen Nebenrollen gibt es noch ein paar bekannte Gesichter zu sehen, wie zum Beispiel David Morse und Evangeline Lilly. Diese Rollen sind zwar sehr kurz ausgefallen, aber sie schaden nicht. Alle restlichen nicht genannten Darsteller haben ebenfalls gut gespielt. Die Charaktere sind ganz ordentlich dargestellt, nicht wahnsinnig tiefgründig, aber es reicht hier allemal. Es wird auf jeden Fall recht glaubwürdig gezeigt, was der Krieg aus einem machen kann. Zudem waren mir alle Figuren sympathisch.
Der Unterhaltungsfaktor ist ziemlich hoch. Wie schon erwähnt, sind gerade die Bombenentschärfungsszenen sehr spannend gemacht. Auch sonst ist das Geschehen meist spannend und nie langweilig. Action gibt es in wohl dosierten Portionen. Einziger Nachteil ist, dass die Dramaturgie etwas am Erzählstil leidet, doch es stört nicht wirklich. Für einen Kriegfilm ist "The Hurt Locker" in Punkto grafischer Gewalt eigentlich ziemlich harmlos, weil es kaum Blut zu sehen gibt. Dies wird aber auch nicht benötigt und ist mal eine nette Abwechslung. Es muss nicht immer in eine Schlachtplatte übergehen. Die vorhandenen Effekte sind aber gut gelungen und dies lässt sich auch über den Score behaupten, der das Geschehen immer passend begleitet.
Fazit: "The Hurt Locker" ist ein packendes Kriegsaction-Drama, welches mit einer beklemmenden Atmosphäre, toller Inszenierung und guten Darstellern aufwartet. Ob der Film seine sechs Oscars verdient hat, ist Ansichtssache, doch gönnen tue ich es Frau Bigelow und bin mir sicher, dass man von ihr noch manch guten Film erwarten darf!