Vor drei Jahren feierte Regisseur Dennis Gansel mit der Spät-Pubertäts-Komödie „Mädchen Mädchen“ einen vergleichsweise sensationellen Erfolg. Mit einer Produktion, die im Einerlei des Fernsehbreis nicht großartig aufgefallen wäre, zog er rund 1,8 Millionen Deutsche in die Kinos. Den Gesetzen der Branche folgend verlangte dieser Umstand selbstverständlich nach einer Fortsetzung. Dafür wurde der TV-Regisseur Peter Gersina engagiert, der den Stoff im Geiste seines Vorgängers weiterführte. Das Ergebnis ist eine leichte, lockere Komödie über drei Freundinnen und ihre Probleme beim Erwachsenwerden. Neben einem gewissen Potenzial an Charme kommt „Mädchen Mädchen 2“ jedoch nicht um die gängigen Klischee-Fallen des Genres herum.
Nachdem die Freundinnen Inken (Diana Amft), Lucy (Jasmin Gerat) und Lena (Karoline Herfurth) ihre Schulzeit mittlerweile schon einige Jahre hinter sich gelassen haben, gehen sie nun an die Uni. Probleme stehen trotzdem ins Haus. Inken und Lucy müssen zuhause ausziehen und Lena will nicht länger mit ihrem chaotischen Freund Lukas (Florian David Fitz) zusammen wohnen. Sie beschließen, sich eine gemeinsame Wohnung zu suchen. Doch eine Drei-Zimmer-Behausung für maximal 500 Euro pro Monat in München zu finden, stellt sich als äußerst schwieriges, wenn nicht gar unmögliches Unterfangen da. Deshalb müssen neue Strategien her. Lucy will sich an Sebastian (Sebastian Ströbel) heranmachen. Sein Vater ist stinkreich und besitzt 2.000 Wohnungen in München. Doch zunächst gerät sie immer wieder an einen Freund von Sebastian, der ihr ein Date verschaffen soll. Erst einmal allerdings ziehen die drei Freundinnen vorrübergehend in eine Bruchbude von Wohnung ein. Inken, die seit einem halben Jahr ohne Freund ist, begeistert sich sofort für den neuen Nachbarn, den Yuppie Paul (Simon Verhoeven). Andererseits empfindet sie für ihren Bekannten Flin (Max Riemelt) möglicherweise doch mehr als nur Freundschaft. Lena, die sich von ihrem Freund Lukas trennen will, lässt sich derweil von ihrem Studienkollegen Johan (Max von Thun) zum einem Bootsausflug an den Starnberger See einladen...
Dass ein zweiter Teil folgen würde, stand nach dem Überraschungserfolg des Vorgängers außer Frage. „Mädchen Mädchen“ hatte nicht nur einen guten Trailer zu bieten, sondern auch den Nerv des jungen Publikums getroffen. Für die Fortsetzung hat sich nicht allzu viel verändert. Regisseur Dennis Gansel wurde durch den Österreicher (und Wahl-Münchner) Peter Gersina („Vienna“) und Felicitas Woll von Jasmin Gerat („Caipiranha“) ersetzt. Die Hauptdarstellerinnen Diana Amft („Knallharte Jungs“, „Ganz und gar“) und Karoline Herfurth („Crazy“, „Große Mädchen weinen nicht“) sowie Drehbuchautorin Maggie Peren („Vergiss Amerika“) und das Produzenten-Trio Molly von Fürstenberg, Viola Jäger und Harald Kügler blieben an Bord. Stand in Teil 1 das Thema „der erste Orgasmus“ ganz weit oben, so rücken nun die Männer im allgemeinen in den Vordergrund. Mit Sebastian Ströbel („Abgefahren“), Max Riemelt („Gestrandet“), Simon Verhoeven („Das Wunder von Bern“) und Max von Thun („Samba in Mettmann“) steht gleich ein Männer-Quartett im Blickpunkt des Films.
Auch wenn Inken, Lucy und Lena reifer geworden sind, haben sie mit dem Erwachsenwerden doch so ihre Probleme, die in „Mädchen Mädchen 2“ verarbeitet werden. Gersinas Inszenierung ist dabei ähnlich locker wie Dennis Gansels Arbeit. Obwohl der Film ein wenig dramatisches Potenzial hat, dominiert die Komödie. Die Handlung bietet kaum Neues. Um die gängigen Klischees kommt auch „Mädchen Mädchen 2“ nicht herum. Die bulimiekranke französische Austausch-Zicke, der arrogante Yuppie, der verständnisvolle, Reh streichelnde und Tee trinkende Freund oder das erwachsene Muttersöhnchen etc. Die dämlichste Vorhersehbarkeit des ganzen Films ist jedoch der Handlungsstrang zwischen Jasmin Gerat und Sebastian Ströbel. Dass es sich beim dem namenlosen Fremden, der Lucy erobern will, um den Auserwählten Sebastian handelt, ist mehr als offensichtlich. Nach zwei Leinwandminuten sollte dies auch dem letzten Kinozuschauer klar sein. Dennoch funktioniert die Liebesgeschichte zwischen den beiden am besten, weil sie den meisten Charme und die beste Chemie aufbieten kann.
Überhaupt ist „Mädchen Mädchen 2“ Charme, der für einige der vielen Klischees entschädigt, nicht abzusprechen. Das zeichnete schon Teil 1 aus und ist auch der größte Trumpf der Fortsetzung. Dazu sind die drei Hauptcharaktere ordentlich entwickelt und von dem Trio Diana Amft, Karoline Herfurth und Jasmin Gerat überzeugend gespielt, auch wenn lange nicht jeder Gag zündet. Von der Herren-Riege erfüllt jeder seinen Zweck, wobei Sebastian Ströbel die größte Ausstrahlung hat und Max Riemelt als netter Frauenversteher gefällt.
Obwohl „Mädchen Mädchen 2“ für das Kino produziert wurde, ist dem Film dieser Umstand nicht anzusehen. Die Bilder von Kameramann Jochen Stäblein setzen sich nicht von denen einer TV-Produktion ab, die Möglichkeiten der großen Leinwand werden nicht voll genutzt. Aber das ergeht den meisten deutschen Kino-Komödien so und fällt kaum ins Gewicht. Ob der zweite Teil an den großen Erfolg des Originals anknüpfen kann, wird sich zeigen. Amüsant und charmant ist der Film, aber auch klischeebeladen. Das wird die Zielgruppe wenig stören. Die jungen Zuschauer bekommen, was sie sehen wollen. Vielleicht reicht das wieder für ein Millionenpublikum.