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    Die Nacht der lebenden Loser
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Die Nacht der lebenden Loser
    Von Ulf Lepelmeier

    Teenager-Komödien sind eines der beliebtesten Genres in der deutschen Filmbranche. In den vergangenen Jahren machten sie einen Großteil der Filmlandschaft aus, da sie in der risikoscheuen Industrie als äußerst strapazierfähige Gewächse gelten. Trotz geringem Investitionsbedarfs in punkto Zeit und Geld, entstehen mit ziemlicher Sicherheit Pflanzen mit mehr oder minder großen Früchten. Was will das Produzentenherz mehr? Auch „Die Nacht der lebenden Loser“ ist nichts anderes, als ein typisches deutsches Teeniefilmgewächs. Neu ist einzig die Idee, in einem „American Pie“- Verschnitt Untote die Schulbank drücken zu lassen.

    Es ist ganz normaler Schulalltag im Nietzsche-Gymnasium. Im Religionsunterricht werden Referate über die jeweils eigene Religion bzw. Glaubensausrichtung gehalten. Als die drei Gothikanhänger des Kurses Voodoo- und Liebesbeschwörungszauber vorstellen, ist Philip (Tino Mewes) auf einmal brennend am Vorgetragenen interessiert. Mit einem Liebeszauber, so hofft er, könne er endlich das Herz der Jahrgangsschönheit gewinnen. Des Nachts macht er sich mit seinen zwei Kumpels Wurst (Manuel Cortez) und Konrad (Thomas Schmieder) auf, um an der dunklen Messe der drei Satansjünger teilzunehmen. Nach dem verkorksten Ritual der Möchtegernbeschwörer haben die drei Loser einen Autounfall und landen im Leichenschauhaus. Doch durch die im Ritual verwendete Asche haben sie nicht das Zeitliche gesegnet, sondern sind zu Zombies geworden. Die alltäglichen Probleme der ehemaligen Loser können nun mit den neuen Zombiekräften angegangen werden. Gleichzeitig muss der Hunger auf Fleisch gestillt, Rache genommen, ein Heilmittel gefunden und die wahre Liebe erkannt werden.

    Der Film, dessen eigenwilliger Name ein furchtbar einfallsloses Wortspiel mit dem Titel eines Horrorfilmklassikers aus dem Jahre 1986 ist, versucht sich als Mischung von Teeniefilm und Horrorpersiflage zu positionieren und erleidet dabei elendig Schiffbruch. Die gequält konstruierte Geschichte der Loser, die zu Superheldenzombies mutieren, ist Teenagerklamauk aller schlechtester Güte. Mit dämlichen Sprüchen, deftigem Humor, Klischees am laufenden Band und pubertären Problemen kann „Die Nacht der lebenden Loser“ allerdings aufwarten. Dass hier Absurdes und Verblödetes an der Tagesordnung steht, wird schon zu Beginn überdeutlich, als auf Haiti eine ältere Frau aus heiterem Himmel in einer Hütte auftaucht und mit Hilfe eines Flammenwerfer einen Zombie einäschert, dessen Überreste dann später über „Ebuy“ in Deutschland landen.

    Die Darsteller, davon gleich zwei Viva-Moderatoren (was ohnehin schon für ungemeine Qualität steht), bieten allenfalls durchschnittliches Seifenoperniveau. Schauspielerisch zu glänzen, wäre hier ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit, da die Charaktere alle nach gängigem Schubladenprinzip erstellt wurden: Es gibt die eingebildete, oberflächliche Schönheit, die reichen Schnösel, den schindenden Sportlehrer, den Reggaetypen, den Partylöwen, das unglücklich verliebte Nachbarsmädchen und, und, und… Erstaunlicherweise erfüllt die von allen begehrte, blonde Uschi (Nadine Germann) vom Aussehen her nicht ihrem Klischeepart von unerreichbarer Schönheit. Rebecca (Collien Fernandes) sticht sie in dieser Kategorie, obwohl sie die schüchterne Nachbarssatanistin gibt, locker aus. Außerdem will der Film dem Zuschauer tatsächlich weismachen, dass Rugby in Deutschland als Schulsport etabliert ist. Kurios auch, dass für den Konrad mit Thomas Schmieder ein Darsteller gecastet wurde, der ungemeine Ähnlichkeit mit dem jungen Marilyn Manson aufweißt. Die selten eingestreuten Spezialeffekte sehen den Produktionskosten entsprechend aus und den abfaulenden Extremitäten der Neuzombies bzw. den Überresten ihrer Opfer sieht der Zuschauer auf den ersten Blick an, dass sie aus Plastik bzw. Gummi sind. Hier wurde wohl der nächstbeste Scherzartikelladen geplündert. Die Musik bewegt sich auf Ballermannniveau und befasst sich passenderweise mit Bier, Bräuten und Blutstau.

    Auch wenn viele der Witze nicht zünden, bleiben immer noch einige wenige, welche die Einordnung in das Genre Komödie rechtfertigen. Insgesamt ist der Film am ehesten mit einer in die Länge gezogenen Folge einer unterdurchschnittlichen Fernseh-Comedyserie zu vergleichen. Wer sich aber bei „Harte Jungs“, „Mädchen, Mädchen“ und Co. amüsieren konnte, wird wohl auch bei „Die Nacht der lebenden Loser“ hin und wieder herzhaft lachen können. Das war’s dann aber auch schon.

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