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    Django - Die Geier stehen Schlange
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Django - Die Geier stehen Schlange
    Von Björn Becher

    Mit Killer Kid, Der Gehetzte der Sierra Madre und „Django – Die Geier stehen Schlange“ setzt Koch Media seine mit Der Tod sagt Amen, Yankee und Töte Amigo eindrucksvoll gestartete Italo-Western-Reihe fort. Während das Meisterwerk „Der Gehetzte der Sierra Madre“ zu den besten Filmen des Genres zu rechnen ist, erweist sich neben „Killer Kid“ auch „Django – Die Geier stehen Schlange“ als Enttäuschung und bisher schwächster Beitrag der Reihe. Die von biblischen Motiven beeinflusste Familientragödie von Alberto Cardone ist über weite Strecken eher langweilig, was an dem vielen Füllmaterial liegt, welches die dürre Haupthandlung auf Spielfilmlänge strecken soll.

    Als Revolverheld Django/Johnny (Anthony Steffen) gerade einem Trupp Farmer hilft, überfällt der skrupellose Bandit Schakal (Fernando Sancho) seine Ranch und tötet seine Frau (Annie Giss). Hämisch hinterlässt er noch ein paar Münzen bei der Toten, damit sich ihr Mann eine neue (Indianer-)Frau kaufen könne. Djangos zweijähriger Sohn Jerry (David Mancori) wird zudem von den Banditen entführt. Als Django heimkehrt und seine tote Frau vorfindet, schwört er Rache. Doch es dauert Jahre, die er als Kopfgeldjäger durchs Land zieht, bis er endlich den Schakal und dessen Bande aufspüren soll. Jerry (nun gespielt von Roberto Miali) ist mittlerweile erwachsen geworden und weiß nichts mehr von seiner eigentlichen Herkunft. Er glaubt, der Schakal sei sein Vater und ist in dessen Fußstapfen getreten. Es muss zum unweigerlichen Duell zwischen Vater und Sohn kommen.

    Wenn ein deutscher Filmfan so seinen Blick über die zahlreichen Italo-Western schweifen lässt, die in der zweiten Hälfte der Sechziger nahezu im Wochenrhythmus neu in die Kinos kamen, kommt er wohl zum Schluss, dass die Italiener nicht gerade einfallsreich mit ihren Helden waren. Da scheint doch wirklich fast jeder Zweite Django zu heißen und erscheinen so zahlreiche Filme wie Sequels zu Sergio Corbuccis genreprägendem Werk von 1966. Wer etwas besser informiert ist, weiß natürlich, dass dies nicht stimmt. Die „Django“-Titel sind eine jeweilige (manchmal sogar Deutschland-exklusive) Erfindung der ausländischen Verleiher, die sich so mehr Zuschauer versprachen. Manche Filme leiden heute unter diese Betitelung. Ein Beispiel ist „Django - Die Totengräber warten schon“ von Keoma-Regisseur Enzo G. Castellari. Der übertrug Shakespeares „Hamlet“ mit viel Witz und kleineren Reminiszenzen an die alten Mantel-und-Degen-Filme in den Wilden Westen, was in Deutschland durch den „Django“-Anstrich leider etwas übertüncht wurde. Bei anderen Werken ist die Maßname der Verleiher deutlich verständlicher. Dazu gehört „Django – Die Geier warten schon“, der im Original, in Anspielung auf die Münzen, die der Schakal hinterlässt, „Sette Dollari Sul Rosso“ (übersetzt: „Sieben Dollar auf Rot“) heißt. Denn außer seinem „Django“-Titel hat der Film von Alberto Cardone nicht viel zu bieten. Auch Hauptdarsteller Anthony Steffen war zur Zeit des Drehs trotz Mitwirkens in der Harald-Reinl-Produktion „Der letzte Mohikaner“ (1965) noch nicht der große Italo-Western-Name, der er kurz darauf werden sollte. So verwundert es auch nicht, dass „Django – Die Geier stehen Schlange“ seinen deutschen Kinostart erst 1969, rund drei Jahre nach dem italienischen hatte. Da hatten Italo-Western gerade Hochkonjunktur und mit „Django“ im Titel und dem mittlerweile sehr bekannt gewordenen Anthony Steffen konnte noch einmal abkassiert werden.

    Worauf Cardones Film hinausläuft, dürfte jedem Zuschauer nach wenigen Minuten klar sein. Die Banditen nehmen Djangos (bzw. im Original Johnnys) Sohn unter ihre Fittiche und ziehen ihn auf. Der Vater jagt sie über mehrere Jahre vergeblich, was wird da wohl passieren? Natürlich stehen sich Vater und Sohn irgendwann als Gegner gegenüber. Doch der Weg bis dahin ist mehr als beschwerlich. Um die Handlung etwas anzureichern, greifen Cardone und sein von Juan Cobos („Das Leichenhaus der lebenden Toten“) angeführtes Autorenteam auf reichlich unnötiges Füllmaterial zurück. Da muss Django lauter kleine Abenteuer bestehen und sich mit ein paar Nebenfiguren herumschlagen. Sowohl Django als auch sein Sohn dürfen sich kurzzeitig (aus verschiedenen Motiven) mal zwei Frauen an den Hals werfen, was immerhin dafür sorgt, dass mit Loredana Nusciak („Django“) und Elisa Montés („Der Todesrächer von Soho“, „Der heiße Tod“, „Die Rückkehr der glorreichen Sieben“) zwei attraktive Darstellerinnen etwas Leinwandzeit bekommen. Im Falle von Jerry wird dies immerhin genutzt, um zu zeigen, dass er zu einem brutalen und skrupellosen Mörder geworden ist.

    Alberto Cardone hat in seiner Karriere einige Italo-Western inszeniert, wobei sich zwei Motive immer wieder zeigen. Cardone erweist sich als stark von der Bibel beeinflusst, wo er sich vor allem Ideen für die Handlung ausborgte. „Django – Die Geier stehen Schlange“ steht sogar ein Bibelzitat voran. Ein zweites wichtiges Element ist die Familie. Er erzählt immer wieder Familiengeschichten, die tragisch enden. Auch hier wird dies beides verbunden und kann sogar überzeugen, wenn es denn die Geschichte dominiert. Aufgrund des vielen Füllstoffes ist dies allerdings nur zu Beginn und im Finale der Fall. Die deutsche Synchronisation, die es darauf anlegt, ein paar Schenkelklopfer zu produzieren, passt mit ihrem klamaukigen Witz zudem ganz und gar nicht zur eigentlich tragischen Geschichte.

    Bei einigen Actionszenen, z.B. wenn Django kurz nach der Ermordung seiner Familie einen entflohenen Banditen verfolgt, ist die Inszenierung holprig und nur von mäßigem Niveau. Das kann Cardone auch besser, wie er nicht nur in der finalen Konfrontation zeigt, sondern zum Beispiel auch in seiner extrem brutalen Verarbeitung des Kain-und-Abel-Themas „Sartana“ (Originaltitel „Mille Dollari Sul Nero“) unter Beweis gestellt hat. Auch an Großproduktionen war er mit deutlich größerem Nachweis seines Talents beteiligt. So assistierte er William Wyler bei dessen Epos Ben Hur, wofür er sogar von der amerikanischen Gewerkschaft der Regisseure ausgezeichnet wurde. Auch zu den Hochzeiten seiner eigenen Regiekarriere machte er noch Second-Unit-Arbeit für amerikanische Kollegen, wenn diese ihre Filme in den italienischen Studios in Rom oder den spanischen Westernkulissen in Almeria drehten. So war er an Roger Vadims „Barbarella“ und an „El Condor“ von John Guillermin (King Kong (1976), Flammendes Inferno) beteiligt.

    Cardone kann bei „Django – Die Geier stehen Schlange“ auf viele dem Genrefan vertraute Namen zurückgreifen. Anthony Steffen (Killer Kid, Der Tod sagt Amen), der hier mal nicht wie ein Clint-Eastwood-Double wirkt, reißt seine Rolle recht solide herunter, was ihm vom Cast ein wenig abhebt. Fernando Sancho (Der Gehetzte der Sierra Madre, Killer Kid), ein eigentlich immer erinnerungswürdig aufspielender Bösewicht-Darsteller, bekommt leider viel zu wenig Möglichkeiten, um solche eindringlichen Auftritte hinzulegen, wie in den ersten Minuten des Films. Roberto Miali hat in der Rolle des Sohnes sichtliche Probleme, den beiden erfahreneren Nebendarstellern Paroli zu bieten. Der größte Name gehört allerdings zu einem Mann, der nicht zu sehen, sondern nur zu hören ist. Für den sehr guten Score ist Francesco De Masi verantwortlich, der sein großes Talent auch Spaßbomben wie Ein Haufen verwegener Hunde oder „Blutiger Freitag“ sowie dem Chuck-Norris-Actioner „McQuade, der Wolf“ und dem Lucio-Fulci-Horrorstreifen „Der New York Ripper“ zur Verfügung stellte. Seine oftmals recht bombastischen Klänge sind die größte Stärke des Films, der aus diesem Gesichtspunkt wohl am ehesten sehenswert sind. Denn Italo-Western-Fans haben im Übrigen eine Vielzahl deutlich besserer Werke zur Auswahl.

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