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    You Kill Me
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    You Kill Me
    Von Björn Becher

    Die Grundidee stammt von Quentin Tarantino: In seinen Filmen Reservoir Dogs und Pulp Fiction setzte er schräge Gangster ganz alltäglichen Problemen aus – zum Beispiel Trinkgeld in der angebrachten Höhe zu geben oder die richtige Burgerwahl zu treffen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte auch John Armitage mit seiner Komödie „Grosse Point Blank“, in der Profikiller John Cusack in einem kleinen Vorort von Detroit dummerweise in das zehnjährige Klassentreffen seiner Highschool stolpert. In der Tradition dieser Kultfilme steht nun auch John Dahls schwarze Komödie „You Kill Me“. Durch die offensichtliche Anlehnung an die übermächtigen Vorbilder beschleicht den Zuschauer schnell das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben. Zumindest sorgt die eine oder andere bissige Spitze dafür, dass „You Kill Me“ summa summarum ein netter Film ist, dessen Anschauen man nicht bereut, der aber auch nicht sonderlich lange im Gedächtnis haften bleibt.

    Frank (Ben Kingsley) arbeitet als Killer für die polnische Mafia in Buffalo und war einst sehr gut in seinem Job. Doch sein Alkoholproblem hat ihn für seinen Boss (Philip Baker Hall) zu einem unkalkulierbaren Sicherheitsrisiko werden lassen. Als Frank die geplante Ermordung von O’Leary (Dennis Farina), dem Chef der irischen Konkurrenz, besoffen verpennt, wird er zum Entzug nach San Francisco geschickt. Dort besorgt ihm der abgehalfterte Immobilienmakler Dave (Bill Pullman) eine Wohnung, einen Job in einem Bestattungsinstitut und zwingt ihn, zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker zu gehen. Bei den AA-Meetings freundet sich Frank schnell mit dem homosexuellen Tom (Luke Wilson) an, der auch sein Sponsor wird. Bei der Arbeit lernt er zudem die hübsche Laurel (Téa Leoni) kennen, die sich weder von seiner Alkoholsucht noch von seinem blutigen Broterwerb abschrecken lässt. Zum ersten Mal hat Frank Menschen um sich, die ihm etwas bedeuten. Doch trocken bleiben ist alles andere als leicht und in der Heimat Buffalo nutzt die irische Konkurrenz Franks Abwesenheit, um die Polen endgültig aus dem Geschäft zu drängen…

    Von Anfang an tut Regisseur John Dahl (The Great Raid, Joyride, Red Rock West) alles, um „You Kill Me“ den Stempel „kleine, kultige Komödien-Groteske“ aufzudrücken. Wo dieses Vorgehen während der schwungvollen Eröffnung noch gut funktioniert, verkehrt sich der Hang, immer wieder ins Absurde abzugleiten, irgendwann ins Negative: Wenn Frank Laurel seine wahre Profession offenbart, ist diese nicht im geringsten geschockt, sondern lässt sich im Gegenteil einen – später natürlich noch nützlichen – Schnellkurs im lautlosen Töten geben. Das ist im ersten Moment sicherlich ganz amüsant, lässt die Figuren auf Dauer aber arg inkonsistent erscheinen. Sowieso offenbaren Dahl und das Autorenduo Christopher Markus und Stephen McFeely (The Life And Death Of Peter Sellers, Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia, Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia) Schwächen bei der Charakterentwicklung. Viele der Figuren treten lange Zeit auf der Stelle, um dann ganz plötzlich einen unplausiblen Sprung zu machen. Das sorgt zwar immer wieder für Schmunzler und ein paar knallige Oneliner, ist oft aber auch wenig glaubhaft.

    Glänzen kann der Film insbesondere in seinen ernsthafteren Momenten, die meistens dann in den Vordergrund treten, wenn sich die Handlung um Franks Alkoholsucht dreht. Der kurze Bericht einer Frau auf einem AA-Treffen, die nach zehnjähriger Abstinenz wieder rückfällig wird, ist sicherlich der ehrlichste Augenblick des Films, da ihm jedes angestrengte Streben nach Groteske fehlt. Die eindringlichste Szene spielt auf einer Trauerfeier: Wenn Frank von den Trauergästen immer nachdrücklicher gebeten wird, doch auf einen Drink mit ihnen anzustoßen, zeigt dies anschaulich, welch schweren Willensproben trockene Alkoholkranke immer wieder aufs Neue ausgesetzt sind. Dass Dahl die Szene später dann doch noch ins Komische abgleiten lässt, stört kaum, wirkt auf eine Art sogar befreiend.

    „You Kill Me“ greift auf ein illustres Schauspielerensemble zurück, auch wenn zu vermuten ist, dass ein paar Rollen nur existieren, um sie prominent besetzten zu können. Bill Pullman (Independence Day, Lost Highway) und mit Abstrichen auch Luke Wilson (Motel, Die Super-Ex) spielen solche „Namedropping-Parts“, die für die Geschichte selbst eigentlich kaum eine Bedeutung haben. Ben Kingsley (Gandhi, Das Haus aus Sand und Nebel, Sexy Beast) steht als alkoholkranker Killer selbstredend im Zentrum des Films, wird aber von Téa Leoni (Dick und Jane, Spanglish) noch in den Schatten gestellt. Diese sorgt an Kingsleys Seite die richtige Prise Pepp in den etwas lahmenden Mittelteil. Philip Baker Hall (Magnolia, Last Exit Reno) punktet mit einer lässigen Performance als Gentleman-Gangsterboss, der sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet hat. Und Ex-Cop Dennis Farina (Snatch, Get Shorty), der natürlich in keiner Gangster-Komödie fehlen darf, reißt hier genau den Part runter, in dem er schon Dutzende Male - mal auf Seiten der Guten, mal in der Rolle des Bösewichts - zu sehen war.

    Ohne seinen Cast wäre „You Kill Me“ wahrscheinlich direkt in die Videotheken gewandert, doch dank der namhaften Besetzung bekommt die schwarzhumorige Gangster-Komödie nun zumindest einen kleinen Kinostart. Verdient hat sie den in ihren besten Momenten durchaus, in der Gesamtbetrachtung bleibt aber viel Licht und Schatten. Für einen vergnüglichen Kinoabend reicht’s, ein Nachholen auf DVD schadet sicherlich auch nicht, wer ihn aber ganz verpasst, wird sich auch nicht unbedingt grämen müssen.

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