Um seine Fantasyprojekte weiterhin auf gewohntem Niveau, aber für ein Bruchteil der bisherigen Kosten realisieren zu können, gründete US-Horrorproduzent Brian Yuzna (Society, The Dentist, The Dentist 2) gemeinsam mit seinem spanischen Kollegen Julio Fernández („The Nameless“, Darkness) im Jahr 2000 die Filmproduktionsfirma Fantastic Factory in Spanien. Mittlerweile hat es die Genreschmiede schon auf acht veröffentlichte Horrorstreifen gebracht, darunter solch interessanten Werke wie Stuart Gordons „Dagon“ oder den Gothic-Werwolf-Actioner „Romasanta“, aber auch solche Totalausfälle wie den Hunderoboter-Splatter „Rottweiler“ oder die düstere Comicverfilmung „Faust – Love Of The Damned“. Die Qualität von Luis De La Madrids katholischem Geisterthriller „The Nun“, der siebten Produktion der Fantastic Factory, ist wohl irgendwo im Mittelfeld der bisherigen Veröffentlichungen anzusiedeln. Die Produktionswerte sind für eine solch überschaubare Genreproduktion extrem gut gelungen und auch das Drehbuch bietet genug unterhaltsame Einfälle am Rande. Aber platte Dialoge, ein mittelprächtiger Cast und eine überkandidelte Auflösung verhindern, dass „The Nun“ für mehr als nur den kleinen DVD-Happen für zwischendurch zu gebrauchen ist.
Als die New Yorker Schülerin Eva (Anita Briem) von ihrem Abschlussball nach Hause kommt, muss sie mit ansehen, wie ihrer Mutter von einer nonnenhaften Geistererscheinung die Kehle aufgeschlitzt wird. Da bald auch noch andere Klassenkameradinnen ihrer Mutter, die mit ihr gemeinsam die Schulbank eines katholischen Internats in Europa drückten, auf ähnlich grausame und mysteriöse Weise ums Leben kommen, wird Eva schnell klar, dass das Geheimnis der Killernonne nur in Spanien zu lüften ist. Deshalb nimmt sie auch dankbar das Angebot ihrer spanischen Freundin Julia (Belén Blanco) an, diese in den Ferien nach Barcelona zu begleiten. Mit Hilfe des netten und nett aussehenden Spaniers Gabriel (Manu Fulloda) gelingt es Eva schließlich, das ehemalige Kloster ausfindig zu machen. Hier treffen die Teenies auch auf die noch letzten überlebenden Klosterschülerinnen, die sich ebenso wie Eva auf der Suche nach der Nonne (Christina Piaget) befinden. Dabei kommt heraus, dass die braven, ganz im Sinne der katholischen Werte erzogenen Mädchen in ihrer Schulzeit wohl etwas zu ausgiebig Nonnen-in-der-Badewanne-Versenken gespielt haben…
Was einem beim Ansehen von „The Nun“ als erstes auffällt, sind die überraschend guten Produktionsbedingungen – so muss sich der kleine Direct-To-DVD-Vertreter in diesem Bereich vor vielen genreverwandten Kinofilmen (wie etwa dem Zahnfee-Horror Der Fluch von Darkness Falls) keinesfalls verstecken. Weder an den Special Effects, die einen angenehm verspielt-märchenhaften Charakter aufweisen, noch an der sonstigen Ausstattung oder Inszenierung wären bei einem Horrorstreifen dieser Größenordnung Beanstandungen angebracht. Etwas anders sieht es mit den Darstellern aus – bis auf Final Girl Anita Briem, die sich recht charismatisch durch die Klosterszenerie kreischt, haben alle anderen Mitglieder der Cast erhebliche Probleme damit, sich gegen die oft doch extrem flachen Dialoge durchzusetzen. Dass man viele der Figuren alleine deshalb schon nicht sonderlich mag, weil sie sich noch abgrundtiefer als in vergleichbaren Werken dämlich benehmen, macht die Sache für die Schauspieler dabei natürlich auch nicht gerade einfacher.
Manu Diez´ Drehbuch erzählt eine simple, aber atmosphärische Geschichte, die noch lange nicht so dümmlich wäre, als dass man sich schon über sie aufregen müsste. Auch wenn der Grundplot dabei kaum Neues bietet, gibt es am Wegesrand genug zu entdecken, um die 98 Minuten Laufzeit doch noch zu rechtfertigen. So lassen sich zum Beispiel zahlreiche Seitenhiebe auf christliche Erziehungsmethoden und den Umgang der katholischen Kirche mit ihren eigenen Werten finden – natürlich ist dies alles ins Absurde überhöht, macht so aber sicherlich nur noch mehr Spaß. Außerdem gibt es, da die Nonne die Sünder stets nach dem Vorbild ihrer jeweiligen Namensvettern unter den Heiligen ins Jenseits befördert, auch ausreichend Anlässe für recht abwechslungsreiche Splattereinlagen, die vom Glasscheibe-köpft-Frau-Standartprogramm bis zur Fahrstuhl-reißt-Gliedmaßen-ab-Kür reichen. Absolut ernüchternd ist hingegen die Auflösung geraten – um noch irgendwie einen überraschenden Schlusstwist ans Ende zu zaubern, wurde diese so lieblos zusammenkonstruiert, dass die fehlende Logik bei weitem das kleinste Problem darstellt. Trotz dieser Schwächen steckt „The Nun“ aber - zumindest was seinen Unterhaltungswert angeht - die ähnlich gelagerten Kinoschlaftabletten Der Fluch und „Der Fluch – The Grudge 2“ noch locker in die Tasche.