Nicht erst seit gestern versucht sich die russische Filmindustrie darin, ein Stück vom millionenschweren Blockbuster-Kuchen abzubekommen. Mit großem finanziellem Aufwand werden Filme wie Wächter des Tages auf ein internationales Publikum losgelassen, dessen Vorliebe für den Glanz Hollywoods musterhaft bedient werden soll. Regisseur Yevgeni Lavrentyev versucht in „Countdown - Mission Terror“ genau das in Form eines aufwändig produzierten Actionfilms, der allerdings trotz großer Effekte und international angelegter Geschichte nicht zu überzeugen vermag. Dabei hat der Film alles, was einen handelsüblichen Actionschinken auszeichnet: einen schlagkräftigen Hauptdarsteller als „Ein-Mann-Armee“, Militärfahrzeuge aller Art, pyrotechnische Krawallorgien, richtig fiese Bösewichter und sogar leicht bekleidete, überaus attraktive Badenixen (in hauseigenem Swimmingpool planschend).
Ein Post-9/11-Actionstreifen kann kaum noch ohne Terroristen als Feindbild auskommen, was sich auch Lavrentyev zu Herzen genommen hat. Dieses Mal will eine Terroristengruppe eine nukleare Bombe über Rom zünden und hält zudem Geiseln in einem Zirkus gefangen, der jederzeit mit einer Bombe in die Luft gejagt werden kann. Russische und internationale Sicherheitskräfte müssen zusammen arbeiten, um das Schlimmste zu verhindern. Aber keiner ist so wichtig wie Major Aleksei Smolin (Alekesei Makarov), der eigens aus einem tschetschenischen Foltercamp ausbricht, um seine Tochter und unzählige andere unschuldige Kinder - die armen Kleinen! - aus dem Zirkus zu befreien. Wie so oft steht ihm dabei eine tatkräftige Reporterin zur Seite, die zunächst nur die Wahrheit finden wollte, um letztlich in beinharte Action verwickelt zu werden.
„Countdown“ ist mit großem Aufwand inszeniert und es ist kaum zu übersehen, dass Regisseur Lavrentyev dabei versucht hat, sich an den aktuellen Blockbuster-Standards zu orientieren. Die russische Großproduktion ist eine wahre Materialschlacht mit Schauplätzen in der Wüste, in Moskau, Rom und Brüssel. Die Creme de la Creme russischer und internationaler Militärgerätschaften bekommt einen Auftritt: Kampfjets und -Hubschrauber, Flugzeugträger und jede Menge Panzer; und an knallroten Ferraris wird natürlich auch nicht gespart. Selbstverständlich wird auch mit Blut nicht gegeizt und der Einsatz von Zeitlupe ist spätestens seit Matrix Pflicht.
Da der Film allerdings absolut unterdurchschnittlich inszeniert ist, unmotivierte Schnitte und tausend Mal gesehene Bildeinfälle stehen an der Tagesordnung, und die Schauspieler durch die Bank nur dürftig begabt sind - von den peinlichen Nebenrollen ganz zu schweigen - wird „Countdown“ zu einem waschechten Martyrium. Der Zuschauer quält sich durch den komplett unspannenden Film und wird auch von den blutigen Schießereien nicht wirklich mitgerissen, da er immer frohen Mutes davon ausgehen kann, dass die Bösen eins auf die Mütze bekommen und die Guten als leicht lädierte Helden am Ende triumphieren werden. Die klare Trennung von Gut und Böse nimmt dem auf allen Ebenen mittelmäßig bis schlechtem Actionfilm den letzten Hauch von Spannung.
Filme wie „Countdown“ gibt es zu Tausenden und einer mehr oder weniger macht den Bock auch nicht fett. Dass er nicht ins Kino kommt, sondern direkt in die Videotheken verfrachtet wird, rundet den schlechten Gesamteindruck vorbildlich ab. Abgeschlossen wird „Countdown“ dann durch das seltsame Ende und eine moralische Texttafel, die noch einmal an die großen Gefahren terroristischer Vereinigungen erinnert, mit der Aufforderung, dass doch bitte alle an einem Strang ziehen sollen, um die Brut zu dezimieren. Ein Film allerdings, in dem die Tschetschenen als üble Schurken und die Russen als noble Ritter dargestellt werden, sollte sich solch pathetische Floskeln wohl lieber verkneifen. Und während des Abspanns läuft dem Zuschauer beim Gedanken an eine mögliche Fortsetzung ein kalter Schauer über den Rücken. Wer jedoch an den aktuellen Filmen der alternden Actionhelden Chuck Norris und Jean Claude Van Damme seine Freude hat, wird wahrscheinlich auch von „Countdown“ nicht enttäuscht sein. Für alle anderen gilt: Finger weg!