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    Ich glaub, ich lieb meine Frau
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Ich glaub, ich lieb meine Frau
    Von Christoph Petersen

    In seinem Meisterwerk „Die Liebe am Nachmittag“ von 1972 geht Regisseur Eric Rohmer mit spitzbübisch-intellektuellem Humor jenen Verlockungen nach, denen ein verheirateter Mann alltäglich ausgesetzt ist. Nun versucht US-Komiker Chris Rock, der hier als Regisseur, Autor und Hauptdarsteller in Personalunion fungiert, aus dem hintergründigen Autoren-Klassiker eine eher vordergründige Hollywood-Komödie zu machen. Das Überraschende daran ist, dass Rock mit seinem waghalsigen Experiment keinesfalls eine Bruchlandung hinlegt. Vielmehr ist sein loses Remake „Ich glaub’, ich lieb’ meine Frau“ insgesamt als gelungen zu bezeichnen, auch wenn man nicht gerade vor Lachen vom Stuhl fällt.

    Richard Cooper (Chris Rock) müsste eigentlich einer der glücklichsten Menschen auf diesem Planeten sein. Er hat jede Menge Erfolg in seinem gut bezahlten Job, eine vorzeigbare Ehefrau und zwei liebenswürdige Kinder. Doch Richard geht sein Leben auf den Keks, die Vorstadtidylle droht ihn zu ersticken. Schon lange hat er mit seiner Frau Brenda (Gina Torres) nicht mehr geschlafen. Und so ist es auch kein Wunder, dass er sich mit jeder halbwegs heißen Braut, der er auf dem Weg zur Arbeit begegnet, in seiner Phantasie sofort ein erotisches Abenteuer ausmalt. Als wie aus dem Nichts Sahneschnitte Nikki (Kerry Washington), die frühere Freundin eines Kumpels von Richard, auftaucht und von ihm ein Empfehlungsschreiben erfragt, wird aus den täglichen Phantasien plötzlich ernst. Die beiden unternehmen immer mehr miteinander, es vergeht kaum noch ein Nachmittag, an dem Nikki nicht im Büro auftaucht. Die Sekretärinnen tuscheln schon und auch sein Kollege George (Steve Buscemi) glaubt Richard nicht mehr, dass da nichts läuft. Doch tatsächlich sind Nikki und Richard noch nicht miteinander in der Kiste gelandet... noch nicht!

    Ein typischer DVD-Abend, bei dem ein Eric-Rohmer-Film gezeigt wird, sieht in etwa folgendermaßen aus: Ein Teil der Zuschauer hält sich vor Lachen die Bäuche, während der Rest sie für verrückt erklärt und die Welt nicht mehr versteht. Rohmer hat einen sehr speziellen Humor, vielleicht sogar einen der speziellsten der Filmgeschichte. Seine entlarvenden Spitzen verbergen sich regelmäßig hinter den feinsten Nuancen im Verhalten seiner Protagonisten. Dies alles hört sich wahrlich kaum nach dem perfekten Film für den Durchschnittsamerikaner an. Und so nimmt sich Chris Rock die für viele nur schwer genießbare Vorlage und simplifiziert sie ganz einfach. Die entlarvenden Momente sind nicht mehr in hochintellektuellen Diskussionen versteckt, vielmehr trägt der Film seine Moral nun ganz offen auf der Zunge. Dies ist nicht Schlimmes. Die nicht sonderlich komplexe Story war gut, und sie bleibt es auch. Was man jedoch vermisst, ist ein adäquater Ersatz für den entschärften rohmerschen Humor. Hier hätte man sich gewünscht, dass Rock mehr von seinem eigenen Witz, immerhin ist er erfolgreicher Stand-Up-Comedian, in den Film integriert hätte.

    Fazit: „Ich glaub’, ich lieb’ meine Frau“ ist angenehm zu gucken und hebt sich wohltuend vom dümmlichen Hollywood-Einheitsbrei ab. Doch wirklich lauthals lustig ist das Ganze nur selten.

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