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    War
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    War
    Von Martin Soyka

    Jet Li gegen Jason Statham! Wow! Jedem Filmfreund, der sich für einen zünftigen Actioner begeistern kann, wird vor Vorfreude das Wasser im Mund zusammen laufen. Was für Möglichkeiten sich allein aus der Besetzung ergeben… Martial Arts in Vollendung. Hongkong-chinesische Wirework-Stunts treffen auf staubtrockene Handkantenschläge. Verfolgungsjagden und Schusswechsel. Klasse. Doch wenn man „War“ hinter sich hat, ist von der Vorfreude nicht viel geblieben. Philip G. Atwells Action-Thriller ist ein Musterbeispiel dafür, wie aus guten Zutaten Fast Food herstellen werden kann…

    Jack Crawford (Jason Statham) und sein jüngerer Kumpel Tom (Terry Chen) sind FBI-Agenten und in San Francisco tätig. Durch Zufall geraten sie im Rahmen einer Schießerei an den legendären und praktisch gesichtslosen Mafia-Killer Rogue. Der versucht, den beiden den Garaus zu machen, wird aber von Tom angeschossen und verschwindet. Die Agenten gehen davon aus, dass Rogue zu seinen Ahnen gegangen ist, aber weit gefehlt: Kurz nach dem Schusswechsel werden Tom und dessen Familie Opfer eines Gewaltverbrechens. Der offensichtliche Täter: Rogue.

    Drei Jahre später erscheint dieses Phantom, welches sich im Halbjahresrhythmus ein neues Gesicht zulegt, erneut in San Francisco (jetzt: Jet Li). Crawford, der den Verlust seines Partners nie verwunden hat, setzt alles daran, den Feind endlich zu stellen. Doch dieser verfolgt offenbar ganz eigene Pläne. Er spielt nach und nach die örtlichen Zweige der Triaden und der Yakuza gegeneinander aus. Sein Motiv ist überraschend…

    „War“ kreuzt zwei sattsam bekannte Motive des Actionfilms. Auf der einen Seite steht die „Rache-für-meinen-Partner-Geschichte“, die bereits in gefühlten 2.000 B-Movies als Ausrede für Ballereien und Fausthiebe herhalten musste. Auf der anderen Seite erzählt der Film abermals die Story eines Namenlosen, der in der Stadt erscheint und die lokalen Schurken gegeneinander aufhetzt - nachzulesen bei Dashiell Hammetts „Rote Ernte“, später immer wieder als Filmmotiv verwendet, z. B. in „Yojimbo“, Für eine Handvoll Dollar, Last Man Standing und zuletzt in Lucky Number Slevin). Nichts Neues also. Dass Statham und Li keine herausragenden Schauspieler sind und ihren Starstatus anderen Talenten verdanken, ist ebenfalls bereits bekannt.

    Muss ja nichts machen, wenn der Rest stimmt. Gegen die Fotografie ist auch nichts zu sagen. Der Look ist edel, auch wenn der Film sämtliche bekannten Locations von San Francisco ausspart, offensichtlich weil er andernorts gedreht worden ist. Hübsche Frauen und Autos sind ebenfalls zu bestaunen und die Garderobe der Schauspieler ist beanstandungsfrei. Gleichwohl enttäuscht „War“, weil Regisseur Atwell das, wonach die Zielgruppe giert, nur in homöopathischen Dosen verabreicht: nämlich Schießereien und Kloppereien, die einem den Mund offen stehen lassen. Und das ist es doch, was wir uns von einem Film erwarten, der zwei Titanen des Martial Arts zusammenführt. Schon der Titel suggeriert, dass der Krieg, der hier ausgetragen wird, der zwischen den Protagonisten ist. Ist er aber nicht. Insofern wirken die beiden Hauptdarsteller auch seltsam austauschbar. Kontrollfrage: Könnten wir uns den Film auch mit anderen Schauspielern vorstellen? Antwort: Ja, und zwar problemlos.

    Bekannte Storylines neu zu verwenden, ist an sich nichts Schlechtes. Laut eines Sprichwortes sind seit Shakespeare alle erzählenswerten Geschichten bereits erzählt worden. Wenn es auf neue Art und Weise geschieht, uns überrascht oder ganz einfach originell gemacht ist, nehmen wir das gerne hin und fühlen uns zu Recht gut unterhalten. Hier wird uns aber nur Altbackenes serviert.

    Besonders ärgerlich wird es, wenn der Actioner mit Nebendarstellern aufwartet, von denen wir einfach Besseres gewohnt sind, namentlich der immer gern gesehene Saul Rubinek in der Rolle eines versoffenen Schönheitschirurgen (er hatte offenbar Zeit und brauchte das Geld, der Film braucht ihn jedenfalls nicht) und Devon Aoki (die als schweigsame und säbelschwingende Miho in Sin City noch immer in guter Erinnerung ist) als Tochter des Yakuza-Chefs. Mit diesen Eye-Catchern weiß Atwell einfach nichts anzufangen, ihre Rollen sind belanglos und bringen die Geschichte nicht weiter.

    Die Handlung ist vorhersehbar, überraschungsarm und auch ohne Dynamik umgesetzt. Dem Ganzen wird mit einem völlig unglaubhaften und psychologisch total abstrusen Schlusstwist die Krönung aufgesetzt, der zwar beim ersten Anschauen überrascht, beim näheren Nachdenken aber einer logischen Prüfung nicht stand hält. Das Ende selbst und insbesondere die Auflösung wirken besonders lieblos, geradezu hingehauen, als ob allen auf den letzten Metern simultan Lust und Ideen ausgegangen wären. Folgerichtig ist „War“ in Deutschland auch unmittelbar auf DVD erschienen, ohne den Umweg das Kino zu nehmen.

    Schade also um die Möglichkeiten, die die Besetzung geboten hätte. Aber weder der bislang für das Fernsehen tätige Regisseur Philip G. Atwell noch seine Drehbuchautoren Gregory J. Bradley und Lee Anthony Smith schaffen es, etwas anderes als einen Film gewordenen Hamburger auf den Tisch zu bringen: lappig, fade und schon hundert Mal konsumiert.

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