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    Skinwalkers
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Skinwalkers
    Von Robert Kock

    Bei den amerikanischen Navajo-Indianern gibt es eine Legende von Menschen, die sich in Tiere verwandeln können. Diese „skin-walkers“ (zu Deutsch: „Gestaltwandler“) sind verflucht und wandeln bei Vollmond durch die Wälder. Auch der gleichnamige Horrorfilm „Skinwalkers“ von Effekt-Spezialist James Isaac („eXistenZ“, „Jason X“) scheint mit einem Fluch belegt zu sein, der jedoch den Zuschauer trifft: Langeweile. Selten wird so viel Geld (Budget: 35 Millionen Dollar) und so viel Lebenszeit (110 Minuten) so konsequent verschwendet, wie in diesem Werwolf-Streifen. Dabei hat der Film einige wenige Elemente, in denen durchaus Potential steckt, die aber leider gnadenlos ignoriert wurden.

    Die Werwölfe sind unter uns! Sie verwandeln sich natürlich bei Vollmond und dann müssen sie ihren Hunger nach menschlichem Blut stillen. Jedoch sind sich die Monster keinesfalls über alle Punkte ihres Daseins einig. Die einen (die Guten) sehen es als Fluch an und ketten sich regelmäßig zur Verwandlungszeit an, um niemandem zu schaden. Die anderen (die Bösewichte) genießen die Macht, die das Werwolfleben so mit sich bringt und denken nicht daran, ihre Mordlust zu unterdrücken. Doch es gibt Hoffnung. Und zwar in Form des 12-jährigen Timothy (Matthew Knight), der mit seiner Mutter (Rhona Mitra) behütet in einer Gruppe von (guten) Werwölfen aufwächst, ohne zu wissen, dass er den Schlüssel zur Heilung des Fluchs in sich trägt. Das sagt jedenfalls eine Prophezeiung, die sich an Timothys 13. Geburtstag um Mitternacht erfüllen soll. So entbrennt zwischen den Fronten ein Kampf um das (Über-)Leben des Jungen.

    Die Idee an sich ist nicht die schlechteste und die Story hält für die Zuschauer durchaus ein, zwei nette Überraschungen bereit. Allerdings wird das alles nicht konsequent genug genutzt, um nicht zu sagen, es wird konsequent vermieden, die wirklich innovativen Teile der Geschichte weiter auszubauen. Dadurch geht dem Film einiges an Möglichkeiten verloren. Zum Beispiel werden die indianischen Wurzeln des Werwolfmythos im Film kaum beachtet. Man erfährt nahezu nichts von dem Hintergrund des Fluchs und was er mit dem jungen Timothy zu tun hat. Der einzige Bezugspunkt ist der indianische Will (Tom Jackson), komischerweise der nahezu einzige Nicht-Werwolf im Film, dessen Charakter bis auf eine kurze Szene total unwichtig ist. Ansonsten ist die Handlung durchzogen von Logikfehlern und lässt vieles im Dunkeln, was man gerne noch genauer erfahren hätte. So wird auch der Moment, in dem die Prophezeiung eintreten soll, geradezu mystifiziert und man erwartet einen wahnsinnigen Storytwist. Im Endeffekt passiert dann aber nichts.

    Dafür, dass „Skinwalkers“ ein Horrorfilm sein möchte, gibt es verhältnismäßig wenig Horror. Stattdessen ziehen die Werwölfe aber ständig die blankgeputzten Knarren und liefern sich klischeebeladene und langweilige Schießereien. Im Eifer des Gefechts werden da auch schon mal die Waffen doppelt nachgeladen (klickt halt immer so schön) und sowohl der kleine Timothy, als auch seine Oma (Barbara Gordon) greifen da öfter mal zum Schießeisen. Da rutscht dann der Film auch einfach zu oft ins (unfreiwillig) Komische ab, als dass man ihn ernst nehmen könnte. So oder so ist alles oft mehr zum Lachen als zum Gruseln, wie eine völlig aus dem Zusammenhang gerissene Sexszene zwischen dem Oberbösewicht Varek (Jason Behr) und seiner Begleiterin Sonja (Natassia Malthe), die ganz offensichtlich allein dazu dient, ein wenig nackte Haut zu zeigen. Ansonsten hat man lediglich davor Angst, irgendwann vor Langeweile einzuschlafen. Die Dialoge, die hölzern und unfertig wirken, tun ihr Übriges dazu.

    Das wirklich Traurige an dem Film sind aber die Darsteller. Wenn man zweitklassige Schauspieler auf einzelne Filme verteilt, dann wirken sie teilweise richtig gut. Der Teenie-Schwarm Jason Behr (Der Fluch, „Pleasantville“) zum Beispiel hat schon in erfolgreichen US-Serien wie „Roswell“ oder „Dawson’s Creek“ gute Dienste getan, genauso wie Rhona Mitra (The Number 23) in „Nip/Tuck“ oder in „Boston Legal“. Wenn man aber eine ganze Riege dieser Schauspieler in einen einzigen Film steckt, kommt so etwas wie „Skinwalkers“ dabei heraus und die Darsteller unterbieten sich mit ihren schlechten Leistungen gegenseitig. Besonders Leid tun einem dabei Elias Koteas (Zodiac, Shooter), von dem man nun wirklich Besseres erwarten kann und der kleine Hauptdarsteller Matthew Knight (Der Fluch - The Grudge 2), dem in der Rolle des Timothy eigentlich nicht mehr zu helfen ist. Er ist so unglaubwürdig, dass er nach einer Weile richtig nervig wird. Das Drehbuch und die Dialoge machen es ihm aber auch nicht sehr einfach. Zu Anfang ist der kleine Tim ein Asthmatiker, der ständig herum kränkelt und Angst hat. Später im Film flirtet er mit einer Krankenschwester und ballert mit der Schrotflinte auf Werwölfe. Dass dabei von niemandem schauspielerische Höchstleistungen zu erwarten sind, versteht sich von selbst.

    Eigentlich ist das alles sehr schade, zumal die Inszenierung durchaus ihre guten Seiten hat. Die Kamera hat ein paar tolle Momente mit coolen Zeitlupen, genauso wie die Schnitttechnik. Umso schlimmer ist es dann, wenn es wieder total klischeeüberladen wird und die Bösewichte mit Sonnenbrillen und auf Motorrädern sitzend aufkreuzen. Das ist einfach peinlich und der Zuschauer hat das alles schon tausend Mal gesehen. Durch dieses Durcheinander der Stile wirkt der Film über weite Strecken ganz einfach unfertig und auch eher wie ein Regieexperiment, denn wie ein echter Horrorfilm.

    Zu guter Letzt sollte noch gesagt sein, dass sich ein erfahrener Special-Effects-Designer wie James Isaac schämen sollte, für derart hässliche Werwölfe und plumpe Effekte. Die Monster sehen absolut gewöhnlich aus und erschrecken wohl kaum einen Zuschauer, die wenigen Schockmomente vorausschaubar und auch die Computereffekte sind keine Augenweide und kommen weder der Handlung, noch der Spannung zu Gute. Außerdem fließt, und das wird besonders die Gore-Fans enttäuschen, viel zu wenig Blut für einen echten Werwolffilm.

    Fazit: Echte Horrorfans bekommen zu wenig Horror, Actionfans nur schlechte Action und wer eine tolle Story erwartet, der sollte sich lieber auf einen älteren Streifen wie Wolf mit Jack Nicholson oder den witzigen „American Werewolf in Paris“ besinnen. „Skinwalkers“ ist ein unterdurchschnittlicher Patchworkfilm, der einiges richtig und viel falsch macht und an dem sich selbst hartgesottene Lykanthropie-Freunde die Zähne ausbeißen dürften. Hätten sich der Drehbuchautor und der Regisseur so viel Mühe mit dem Film wie der Produktionsdesigner mit dem DVD-Cover gegeben, dann hätte aus „Skinwalkers“ vielleicht noch was werden können. So aber ist er nur ein B-Movie, das aber gerne mehr wäre.

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