Betrachtet man die ursprüngliche Zombie-Trilogie von Kultregisseur George A. Romero, dann steht der dritte Teil Day Of The Dead immer ein wenig hinter der Vietnamkriegs-Metapher Night Of The Living Dead und dem Kaufhaus-Schlachtfest Dawn Of The Dead zurück. Zu Unrecht! Denn ebenso wie die ersten beiden Filme hatte auch „Day Of The Dead“ seinen ganz eigenen Ansatz und zog diesen ebenso vielschichtig wie brillant durch. Der Subtext um die ewige Rangelei zwischen der Wissenschaft und dem Militär, das selbst eigentlich humanistische Forschungen für kriegerische Zwecke missbraucht, traf den Nagel und den Zeitgeist (Stichwort: atomare Bedrohung) auf den Kopf. Deshalb ist es eigentlich erfreulich, dass nun auch dieser unterschätzte Zombie-Klassiker einer Frischzellenkur unterzogen wurde – gerade wenn man bedenkt, dass mit Steve Miner („Freitag, der 13. – Teil 2 + 3“, „House“, „Warlock“) ein alter Haudegen auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, der sich eigentlich auf die klassische Art des 70th-Horror verstehen sollte. So war die Hoffnung groß, dass nach der spaßigen, aber Subtext-befreiten Dawn Of The Dead-Neuauflage nun ein Remake entstehen könnte, das zumindest im Ansatz dazu in der Lage wäre, dem Original das Wasser zu reichen. Aber Pustekuchen: Miners spannungsarmer Zombieaufguss enttäuscht trotz der vielversprechenden Vorzeichen auf nahezu allen Ebenen.
„Es ist nur eine Übung!“ Mit dieser fadenscheinigen Ausrede versuchen Captain Rhodes (Ving Rhames, Pulp Fiction) und seine Militärkumpel die Bewohner einer Kleinstadt in Colorado zu beruhigen, die von der US-Regierung unter Quarantäne gestellt wurde. Unter den Soldaten ist auch die junge Sarah Bowman (Mena Suvari, American Pie, American Beauty), die ursprünglich selbst aus dem beschaulichen Städtchen stammt und deren Familie sich noch immer in diesem befindet. Auf der Suche nach ihren Verwandten macht Sarah zunächst einmal eine grausame Entdeckung: Sie findet Mutter und Vater mehr oder weniger zerfleischt im Elternschlafzimmer vor. Offensichtlich grassiert unter der Bevölkerung ein Virus, der die Menschen in blutrünstige Bestien verwandelt. Zumindest stößt Sarah durch einen Zufall auf ihren Bruder Trevor (Michael Welch), der sich in der örtlichen Radiostation verschanzt hat. Von nun an versucht die kleine Gruppe Überlebender, der unaufhaltsam anwachsenden Zombie-Horde irgendwie zu entkommen. Dabei landet der zusammengewürfelte Haufen in einer geheimen medizinischen Forschungsstation, in der ein gefährliches Experiment aus dem Ruder gelaufen zu sein scheint…
Die Story hat an sich nicht mehr viel mit Romeros Klassiker gemein. Aus dem intelligenten Militärbasis-Szenario ist eine simple Wir-laufen-in-einer-Kleinstadt-vor-Zombies-weg-Geschichte geworden. Es gibt lediglich zwei Referenzen an das Original, die aber jeweils auch kaum mehr als eine Alibifunktion ausfüllen. Das Wissenschaft-gegen-Militär-Thema wird zumindest am Rande aufgegriffen, dann allerdings kaum vertieft. Ganz amüsant (und vielsagend!) ist lediglich, dass Miner die Seiten von Gut und Böse kurzerhand vertauscht hat: Waren 1985 noch die Wissenschaftler die Heroen, die sich gegen die kriegsgeilen Militärs durchsetzen mussten, versuchen 2008 nun die Soldaten, ein wenig Ordnung in den Laden zu bringen, während die feigen Wissenschaftler mit ihren unverantwortlichen Experimenten für Missstimmung sorgen. Die zweite Referenz ist Bub, der wohl berühmteste Zombie der Filmgeschichte. Doch während Sherman Howard den dressierten Untoten im Original noch mit einem ebenso eigenwilligen wie einzigartigen Charme verkörperte, ist Stark Sands diesen übergroßen Fußstapfen nun einfach nicht gewachsen und bleibt als freundlicher (weil vegetarischer!) Zombie eher blass.
Das übermächtige Original nun mal beiseite gelassen und „Day Of The Dead“ als alleinstehendes Werk betrachtet, macht das die Sache nur bedingt besser. Immerhin lässt Miner, der hier mit sehr geringen finanziellen Mitteln auskommen musste, das blutige Zombietreiben mit seinen digitalen Spielereien nach ein bisschen was aussehen – sein minimales Budget ist dem Film über weite Strecken zumindest optisch nicht anzumerken. Auch die Darsteller agieren für einen Low-Budget-Horrorstreifen wenigstens solide. Allerdings täuscht dies zu keinem Zeitpunkt darüber hinweg, dass die ganzen 83 Minuten vor allem eines sind: tödlich langweilig. Neben eins, zwei funktionierenden Schockeffekten kommt nie wirklich Spannung auf. Dies liegt unter anderem auch an der Ausgestaltung der Zombies selbst. Die Diskussion ist fast so alt wie das Genre selbst, doch „Day Of The Dead“ stellt wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis, dass rennende High-Speed-Zombies einfach keine gute Idee sind. Im Fall von 28 Days Later hat es einmal hingehauen, okay, aber in der Regel verbreiten langsam schlürfende Untote eindeutig mehr Angst und Schrecken als ihre sprintenden Artgenossen.
Fazit: Steve Miners „Day Of The Dead“ ist ein witzloser Aufguss des gleichnamigen Romero-Klassikers, der nicht nur im Vergleich zum Original in jeder Hinsicht den Kürzeren zieht, sondern es nicht einmal schafft, aus der heutigen Masse an Direct-to-DVD-Zombie-Veröffentlichungen herauszustechen.