Mein Konto
    Madagascar 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Madagascar 2
    Von Carsten Baumgardt

    Die Frage nach dem Warum ist eine rhetorische. Die Antwort vorweg: Weltweites Einspielergebnis = 533 Millionen Dollar; US-Einnahmen = 194 Millionen Dollar; Besucher in Deutschland = 6,7 Millionen. Welches Studio der Welt würde eine derartige Cash Cow wie Madagascar schon verdursten lassen? Also: Volle Fahrt voraus für „Madagascar 2“. Eric Darnell und Tom McGrath halten erneut die Regiezügel in der Hand und auch sonst hat sich bei dem Animationsfranchise nicht viel geändert. Die Fortsetzung kann die solide Qualität des lustigen Vorgängers nicht halten und den Eindruck eines faden Aufgusses nur mühsam kaschieren – mehr als ein mittelprächtiger Unterhaltungsfilm ist mit „Madagascar 2“ leider nicht herausgesprungen.

    Der Ausflug von Löwe Alex (Stimme: Jan Josef Liefers), Zebra Marty (Rick Kavanian), Giraffe Melman (Bastian Pastewka) und Nilpferd Gloria (Claudia Urbschat-Mingues) nach Madagaskar hat den New Yorker Zootieren zwar viel Freude bereitet, doch das Heimweh nach der gewohnten Umgebung ist größer als die Lust auf noch mehr Abenteuer in der freien Wildbahn. Mit Hilfe der pfiffigen Pinguin-Truppe (Die Fantastischen Vier) machen sie ein altes Flugzeugwrack wieder flott und starten mit dem Ziel „Wahlheimat Central Park“. Doch die Zuverlässigkeit von Air Pinguin ist nicht die beste. Mit dem Lemurenkönig Julien (Stefan Gossler) und seinem Privatsekretär Maurice (Roland Hemmo) an Bord legt die Reisegruppe mitten in der Steppe Afrikas eine Bruchlandung hin. Und wie es der Zufall will, stranden die Zootiere im Reservat von Löwenkönig Zuba (Engelbert von Nordhausen), der seinen im Kindesalter verschollenen Sohn Alex für tot hielt. Umso größer ist die Überraschung, als dieser plötzlich auf die Matte steht und sich als König von New York vorstellt. Doch Konkurrent Makunga (Klaus-Dieter Klebsch) wittert seine Chance, Zuba mit Hilfe einer Intrige, in deren Mittelpunkt der unbedarfte Alex steht, als Alphatier abzulösen…

    Eine Fortsetzung des Monster-Hits „Madagascar“ ist finanziell eine todsichere Sache. Doch DreamWorks legt unnötigerweise noch einen Sicherheitsgurt mehr an und wiederholt das Konzept des ersten Teils ohne großartige Variationen. Nur die Reiseroute ist diesmal entgegengesetzt: Statt von New York nach Madagascar geht es diesmal von Afrika in Richtung Big Apple. Überhaupt erweist sich die Einfallslosigkeit der Story als größter Schwachpunkt des Films. Nach einem kurzen Prolog, der sich als Prequel innerhalb des Sequels erweist und die Geschichte von Alex‘ Verschwinden aus Afrika erzählt, geht es in der Folge verstärkt darum, die tapsige Unbeholfenheit der Zootiere in der rauen Wildbahn mit reichlich überdrehtem Slapstick auszustaffieren. Dabei wirken einige der tierischen Castmitglieder mitunter, als ob sie einen Trip zu viel eingeschmissen hätten. Das bringt einerseits Lacher, wiederholt sich aber auch schnell und ermüdet dann nur noch.

    Technisch ist „Madagascar 2“ auf hohem Niveau produziert, auch wenn der DreamWorks-Film in dieser Hinsicht nicht an die bahnbrechenden Werke der Pixar-Schmiede (Ratatouille, Wall-E) heranreicht. Das Spiel der Farben wird bis an die Belastungsgrenze ausgereizt, so kunterbunt gestaltet sich das Treiben auf der Leinwand. Aber das passt sehr hübsch zum Animationsstil, der weniger auf kühlen Realismus setzt und die Tiere stattdessen mit menschlichen Zügen und Überzeichnungen ausstattet. Die CGI-Hintergründe weisen einen beindruckenden Detailreichtum auf, so dass es auch im Hintergrund immer wieder etwas Spannendes zu entdecken gibt.

    Die Auswahl an Sympathieträgern ist weiterhin lang. Jeder Zuschauer darf sich nach eigenem Geschmack eine Lieblingsfigur herauspicken. Aus dem Dilemma des Originals haben die Regisseure Eric Darnell und Tom McGrath zwar gelernt, aber das Grundproblem trotzdem nicht gänzlich abstellen können: Das kommunistische Pinguin-Quartett stiehlt weiterhin nahezu alle Szenen, in denen es mitwirkt. Ihre Leinwandzeit wurde in der Fortsetzung zwar erheblich großzügiger angesetzt, dennoch spielen sie nur Sidekicks, die das Hauptpersonal blass aussehen lassen. In diesen Pinguin-Momenten sprüht der Film vor anarchischem Witz, der ansonsten viel zu selten aufblitzt. Im Großen und Ganzen ist „Madagascar 2“ eben kreuzbrave Familienunterhaltung, die es Kindern ermöglicht, leicht zu folgen, und Erwachsene nicht bestraft, wenn sie zwischendurch wegnicken. Viel zu verpassen gibt es nicht. „Madagascar 2“ zelebriert Disney-like Werte wie Freundschaft, Liebe und Aufrichtigkeit. Aber auch die unvermeidlichen Popkulturzitate, die an den Kindern vorbeilaufen, aber auch die größeren Besucher nicht gerade vom Hocker reißen dürften, fehlen nicht. Ein bisschen „West Side Story“ hier, eine Prise „Roots“ dort, abgeschmeckt mit Lawrence von Arabien und einem Quäntchen „Frei geboren“ – zum Abschluss noch ein wenig Zivilisationskritik dazu… fertig ist der Zitaten-Cocktail. Der Zwang, diese hippe Ebene unbedingt unterzubringen, kostet den Film einiges an Charme.

    Auf große Musical-Einlagen verzichten die beiden Regisseure und ersetzen diesen Teil des Vorgängers durch Popklassiker von Boston („More Than A Feeling“) oder Barry Manilow („Copacabana“). Das passt zum Gemüt der Produktion – die Songs sind nett in den Film eingebunden, aber Originalität ist etwas anderes.

    „Madagascar 2“ unterhält passabel, tut niemandem weh, bringt aber leider auch kaum neue Inspiration. Die Qualität des Originals erreicht das Sequel nicht, aber für Anhänger des ausgelassenen Spaßes ist der Aufguss dennoch einen Blick wert. Da auch „Madagascar 2“ an den US-Kassen eingeschlagen ist wie eine Bombe, ist – Überraschung (!) – übrigens noch lange nicht Schluss: Die Produktion von „Madagascar 3“ wurde bereits bestätigt. Hoffentlich hat sich bei den Beteiligten bis dahin mehr Mut zum Risiko eingestellt. Immerhin kam jemand auf die Idee, den Pinguinen ein Spin-Off zu gönnen. Das verspricht deutlich mehr Spannung als ein weiteres Aufwärmen des „Madagascar“-Themas.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top