2001 gelangte Audrey Tautou durch ihre Rolle in Jean-Pierre Jeunets fantasievollem Erfolgsfilm Die fabelhafte Welt der Amélie in aller Welt zu Berühmtheit. Eine Rolle, die Tautou nun ihr ganzes weiteres Leben hindurch wie ein Schatten begleiten wird. Es gibt sicher Schlimmeres, als andauernd mit einer Filmrolle in Verbindung gebracht zu werden, aber in eine Schublade gesteckt zu werden, schmeckt dennoch den wenigsten Mitgliedern der Schauspielerzunft. Deshalb spielte Tautou in „Wahnsinnig verliebt“ dann auch bereits nur ein Jahr später eine hoffnungslos verliebte Frau, die zur Stalkerin wird, was prompt als Versuch ausgelegt wurde, dem Ruf der zauberhaften Amélie zu entfliehen. Mit der leichtfüßigen Komödie „Liebe um jeden Preis“ von Regisseur Pierre Salvadori („Après Vous - Bitte nach Ihnen“, „Lügen wie gedruckt“) ist Tautou nun zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. Auf der Suche nach wohlhabenden Männern, die ihr ein luxuriöses Leben ermöglichen, bleibt sie trotz ihrer unmoralischen, rein finanziellen Absichten stets auch das liebenswerte Mädchen mit den ausdrucksstarken Rehaugen. Und so stolziert die französische Aktrice in freizügigen Designerroben durch einen vorhersehbaren, aber nichtsdestotrotz vergnüglichen und lockerleichten Film und versprüht dabei einmal mehr den berüchtigten Amélie-Charme.
Jean (Gad Elmaleh) ist Kellner und Barkeeper in einem luxuriösen Hotel. Eines Abends schläft er in einem Sessel der Hotelbar ein und wacht unter den Augen der bildhübschen Irène (Audrey Tautou) wieder auf, die ihn für einen reichen Herrn aus noblem Kreise hält. Jean spielt das Spiel nur zu gerne mit. Die beiden verbringen schließlich stark angeheitert die Nacht miteinander. Am nächsten Morgen ist die geheimnisvolle Schöne bereits abgereist. Doch genau ein Jahr später checkt sie erneut - diesmal mit ihrem etliche Jahre älteren Freund - in dem Hotel ein. Jean und Irène wiederholen ihre Liebesnacht, nur kommt diesmal Irènes Freund hinter den Treuebruch und setzt sie vor die Tür der Nobelsuite. Deshalb versucht die verwöhnte Irène, sich nun an den vermeintlich wohlhabenden Jean zu hängen. Die Tarnung des einfachen Angestellten fliegt natürlich bald auf, doch Jean hat sich nun mal in Irène verliebt und nutzt all sein Erspartes, um die Angebetete zumindest für kurze Zeit halten zu können. Doch bald kommt der Tag, an dem er finanziell gänzlich ausgeblutet und dem teuren Lebenswandel der Geliebten nicht mehr gewachsen ist. Während die nur an teuren Kleidern und noblen Suiten interessierte Irène sich auf die Suche nach einem neuen betuchten Herrn macht, trifft der arme Jean auf eine reiche Dame, die einen Blick auf ihn geworfen hat und alsbald zu seiner Gönnerin wird…
Noble Hotels, teure Restaurants und exquisite Boutiquen sind die Schauplätze der an der sommerlichen Côte d’Azur angesiedelten Komödie, die wie eine moderne französische Version des Klassikers Frühstück bei Tiffany anmutet. Gerade zu Beginn ist das erfrischend unmoralisierende Geschehen wirklich amüsant, doch mit zunehmender Laufzeit schleicht sich - auch wenn der Unterhaltungslevel aufrechterhalten wird - eine starke Formelhaftigkeit ein. So ist schon früh klar, wie die Geschichte unter der sengenden Sonne des südlichen Frankreichs ausgehen wird. Nichtsdestotrotz funktioniert der Film, was vor allem an dem ungeheuren Charme liegt, den das Hauptdarstellerpaar großzügig versprüht.
Audrey Tautou (Mathilde – Eine große Liebe, The Da Vinci Code – Sakrileg, „Kleine schmutzige Tricks“) verkörpert das geldversessene kleine Biest in teurer Garderobe, dem man all die Gier und Heucheleien aufgrund ihres bezaubernden Wesens nicht lange übel nehmen kann, mit Bravour. Auch ihr Filmpartner Gad Elmaleh („The Valet“, „Zug des Lebens“) weiß mit Hundeblick und Unschuldscharme auf ganzer Linie zu überzeugen: Er mimt sowohl den schüchternen und dienstbewussten Barkeeper als auch den angehenden Heiratsschwindler-Lehrling glaubhaft. Jean wird durch seine Liebe zu Irène aus seinem eingefahrenen Leben herausgerissen, gewinnt mit der Zeit an Selbstbewusstsein und versteht es bald aufs Beste, als Hochstapler älteren Damen teure Geschenke aus der Rippe zu leiern.
Auch die Chemie zwischen den beiden französischen Stars passt perfekt, so dass die romantische Komödie auf schauspielerischer Seite voll punktet, was den an sich recht übertriebenen Plot ein Stück weit erdet. Vor allem das Leben der Reichen und die Schönheitschirurgie-versessenen High-Society werden immer wieder genüsslich veralbert. So amüsiert der Film trotz seiner Vorhersehbarkeit über weite Strecken gerade aufgrund seiner passend ausgewählten Darsteller.
Dem charmanten Heiratsschwindler-Duo aus der locker-flockigen Sommerkomödie „Liebe um jeden Preis“ verfällt auch der Zuschauer nur zu gern - nur muss er sich dabei mit einem formelhaften Aufbau und einem äußerst konventionellen Ende begnügen.