In vielen Belangen ist "Braveheart" ein perfekter Film: Kamera (diese unglaublichen Landschaftsaufnahmen!), Soundtrack und Ausstattung suchen ihresgleichen. Für Darsteller und Story gilt an sich erst einmal dasselbe, allerdings mit Abstrichen: Während die Nebendarstellerriege allesamt top überzeugen, finde ich Mel Gibson zwar ok, aber manches Mal, besonders in den kleinen Witzeinlagen (wo er die Augen umherbewegen darf) weniger gelungen. Seine Rolle als William Wallace ist zwar sehr interessant angelegt und er verkörpert sie im Groß auch gut, doch in den Details mangelt es dann immer wieder einmal. Die Story ist leider etwas zu unterkomplex. Aus interessanten geschichtlichen Zusammenhängen wird eine eher geradlinige Rachestory entwickelt. Nun mag man, auch aufgrund des erzählenden Robert the Bruce, es leicht damit entschuldigen können: "Ok, das hier ist nur ein subjektiver Blick!". Dennoch gibt es dem Gesehenen einen faden Beigeschmack. Insbesondere die Engländer, deren König und ihr Prinz, sind sehr üble, dunkle Bösewichte ohne Abstufungen, während die schottischen Adligen als zaudernd dargestellt werden. Klar, nur der kleine, freiheitsliebende Mann ist da was. Mir zu viel Pathos, wenn ich ehrlich sein soll, und obwohl diese Figuren berühren, wird immer wieder mal der Bogen überspannt.
Ich kann dem Ganzen auch nicht viel abgewinnen, wenn andauernd über Freiheit und eben wider des Adels philosophiert wird. "Braveheart" ist diesbezüglich ein typischer moderner und vielleicht auch eher amerikanischer Blick auf das Mittelalter. Sicherlich will Mel Gibson Regiewerk gar kein großes Panorama sein, aber noch warte ich weiterhin auf den Historienfilm, der einen viel mutigeren Versuch unternimmt die moderne Brille abzusetzen. Bisher hat das m. E. nach am besten "Königreich der Himmel" hinbekommen.
Fazit: Handwerklich phänomenal, doch eine etwas zu simple Story mit Klischees trüben den Spaß ein wenig.