In der Serie "The Wire" erzählt Regisseur David Simon den Kampf der Polizei gegen die Drogenbanden der Stadt Boltimore. Dabei verlagert er den Schwerpunkt von Staffel zu Staffel auf andere Gebiete. So geht es in der ersten Staffel hauptsächlich um den Drogenhandel in den Sozialwohnbauten die als die "Projects" bekannt sind. Dort verkaufen Jugendliche im Auftrag des Drogenbosses Avon Barksdale Drogen. In der zweiten Staffel geht es an den Hafen. Hier treffen wir den korrupten Gewerksschaftsführer Frank Sobotka. Dieser kontrolliert die Frachten und gewehrt somit den Schmuggel von Waren. Dafür erhält er viel Geld von der griechischen Mafia. In der dritten Staffel stehen die Wahlen für den Bürgermeister an. Hier begleiten wir den Stadtrat Tommy Carcetti auf seine Kandidatur. Als nächstes geht es in die Mittelschule. Dort sehen wir eine Gruppe von Kindern um den frechen Raymond und Michael und sehen somit den Einfluss der Drogen auf die Jugend. In der letzten Staffel lernen wir eine Redaktion der Stadt kennen und somit ihren Blickwinkel auf die Polizei. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Serie ist das beste was ich je gesehen habe! Zwar ist es schon wie so bei vielen Serien sehr schwer einen Pfad zu finden, aber man wird für sein Durchhalten belohnt- spätestens ab Folge 3! Womit die Serie hauptsächlich Punktet ist mit Sicherheit die riesige Vielzahl an exzellent geschriebenen Charakteren. Jede "wichtige" Figur erhält genügend Zeit um sich vorzustellen. Das gute- man findet relativ schnell einen Zugang zu den meisten Figuren. Das habe ich bisher bei keiner anderen Serie gesehen. Man "freundet" sich im Prinzip an mit den Leuten. Egal auf welcher Seite sie stehen mögen. Man freut sich mit ihnen, lacht mit oder über sie, wünscht sich einen Erfolg für diese man wünscht ihn gar den Tod! Wenn ich meine Lieblingsfigur nennen müsste, könnte ich mich nicht wirklich festlegen. Da gibt es zu viele. Am ehesten kommt diese aber wohl Barksdale rechte Hand Russel "Stringer" Bell. Bell wird von Idris Elba verkörpert und ist mit die intelligenteste und gerissenste Figur die ich je erlebt habe. Ich sehe gerne ihn als einen Gangster im Kostüm eines Geschäftsmannes. Dann gibt es den zerrissenen Junkie Bubbles. Er arbeitet als Spitzel für die Polizei und versucht immer aus dem Szene so entkommen. Mit Lester Freemon haben wir den akribisch arbeitenden Polizisten im hohen Alter. Er liebt es Personen abzuhören. Dann gibt es den coolen Mord Detektiv Bunk der gerne Zigarren raucht. Jimmy McNulty (Dominic West) kann man so als Hauptfigur sehen. Er ist leidenschaftlich gerne Polizist und ignoriert alle Befehlsinhaber über ihn und auch alle Vorschriften um einen Fall zu lösen. Kultfiguren gibt es hier wohl unzählige. Der kultigste von allen ist aber wohl der schwule Räuber Omar Little. Omar ist eine Legende auf den Straßen. Wenn sein Name fällt, rennen alle weg. Er ist ein Einzelkämpfer und bestiehlt die Drogenbanden mit seiner abgesägten Schrotflinte. Kommen wir jedoch wieder zur Geschichte. Wie schon erwähnt, werden alle Parteien der Stadt gebührend präsentiert und mit der Zeit wird die Stadt selbst immer mehr zur Hauptfigur. Dabei zeigt David Simon nie mit den Finger auf einen oder schlägt sich auf die Seite eines anderen. Wenn man sich die von mir oben genannten Figuren ansieht, merkt man schnell, dass sie alle aus unterschiedlichen Bereichen stammen. So verhält es sich wirklich die vollen 5 Staffeln. Wenn David Simon eines ist, dann gnadenlos! Er zeigt ehrlich und schonungslos die Korruption in der Politik, die Machtkämpfe der Polizei, wie Statistiken gefälscht werden nur um die Mordrate als niedrig zu verkaufen, Fälle werden bewusst ignoriert um keinen weiteren Fall an der Pinnwand zu sehen, Geschichten werden medial hochgepusht um Preise zu gewinnen oder geniale Ideen um die Stadt zu säubern werden aufgelöst um das Ansehen nicht zu verlieren. Natürlich gibt es auch auf der "Bösen" Seite solche Beispiele. Vertrauen wird missbraucht, eigene Familienmitglieder werden ermordet um sich in finanziell in Sicherheit zu wiegen, es wird ausgenutzt, usw. Dabei ist die Serie stehts unheimlich realistisch und sehr komplex. Es wird alles penibel genau erklärt. Wie der Drogenhandel von statten geht, wie richtige Polizeiarbeit aussieht, wie die Politik aufgebaut ist, wie es mit der Bevölkerung in der Stadt aussieht, wie das Gerichtswesen funktioniert und wie eine Gruppe von Gangstern aufgebaut ist. Man dies an Perfektion schlichtweg nicht überbieten. Ich würde mit guten Recht behaupten, mich in Boltimore auszukennen, auch wenn ich noch nie dort gewesen bin. Ich hätte niemals gedacht, dass ich etwas besser finden werde, als das Über-Meisterwerk "Breaking Bad". Wenn man etwas an der Serie kritisieren kann, dann der Übergang von Staffel 1 auf 2. Es ging plötzlich nicht mehr direkt um Drogen, sondern um Hafenarbeiter und um Ziggy der mit aller Macht Aufmerksamkeit sucht. Ich hatte das Gefühl eine andere Serie zu schauen. Somit dauerte es 3-4 Folgen bis ich wieder den Faden gefunden hatte. FAZIT: Simons "The Wire" ist eine sehr erstaunliche Serie. Ich habe noch nie eine solch große Fülle an hochinteressanten Figuren die sich stehts entwickeln und an Komplexität kaum zu überbieten sind, gesehen. Simon schafft es selbst trockene Themen wie ein Wahlkampf hochemotional und spannend wirken zu lassen. Das ganze ist bis auf die kleinste Rolle hervorragend und authentisch gespielt und es ist schlichtweg das reinste Vergnügen die Leute zu beobachten und sie über die Jahre zu begleiten. Das ist intelligentes Fernsehen der Güte Klasse A!