Den Name Evan Rachel Wood fände man auf einer Liste der talentiertesten Nachwuchsdarstellerinnen derzeit wohl ganz weit oben. Mit jungen 25 Jahren stand die US-Amerikanerin bereits mit Hollywood-Größen wie Kevin Bacon, Cate Blanchett, Edward Norton oder Al Pacino vor der Kamera und arbeitete unter Regisseuren wie Woody Allen, Darren Aronofsky und Robert Redford. In der breiteren Öffentlichkeit machte sie in den letzten Jahren vor allem durch ihre langjährige Beziehung zu Schock-Rocker Marilyn Manson von sich reden. Seit ihrem Auftritt in George Clooneys Polit-Thriller „The Ides of March“ sollte sich dieser Fokus jedoch endgültig verschieben.
Im zweiten Anlauf
Wer aus einer Familie von Schauspielern stammt und schon im Kleinkindalter die Bretter des elterlichen Theaters unsicher macht, dem wurde das Schauspiel wohl wortwörtlich in die Wiege gelegt. Folgerichtig war für die kleine Evan Rachel Wood die Karriere in Hollywood bereits ein früh erklärtes Ziel. Als es sie nach der Scheidung ihrer Eltern nach Los Angeles verschlug, schien dies dann auch in greifbare Nähe zu rücken - allerdings musste sich die damals Fünfjährige erst einmal geschlagen geben: Die Rolle der Claudia in der Anne Rice-Verfilmung „Interview mit einem Vampir“, für die sie sich 1998 vorgestellt hatte, ging an ihre Mitbewerberin Kirsten Dunst. Von diesem ersten Misserfolg ließ sich das ehrgeizige Mädchen jedoch nicht lumpen und so ging Wood den Weg über verschiedene TV-Produktionen, um dann schließlich doch noch auf der großen Leinwand zu debütieren. So war sie dann auch im Alter von zehn Jahren mit Kevin Bacon und Mary Stuart Masterson in ihrer ersten größeren Rolle im Drama „Träume bis ans Ende der Welt“ zu sehen. Ihre Darstellung der Harriet Frankovitz überzeugte und sollte ihr den weiteren Weg in Hollywood ebnen. Noch im selben Jahr stand sie an der Seite von Sandra Bullock und Nicole Kidman für die Fantasy-Komödie „Zauberhafte Schwestern“ vor der Kamera. Für ihre sensible Darstellung der 14-jährigen Violinistin Emily Lindstrom in Blair Treus Familienfilm „Emilys Geheimnisse“ erhielt das Ausnahmetalent 2001 schließlich eine Young Artist Award-Nominierung als Beste jugendliche Darstellerin. Im Anschluss spielte sie an der Seite von Al Pacino in Andrew Niccols Sci-Fi-Komödie „S1m0ne“.
Selbstbewusste Rollen
Der endgültige Durchbruch gelang Evan Rachel Wood spätestens 2003 mit ihrer spektakulären Darbietung im Teenager-Drama „Dreizehn": Für ihre Rolle als adoleszente Heranwachsende, die gemeinsam mit ihrer Freundin (Nikki Reed) in einen Teufelskreis aus Drogen, Sex und Kriminalität schlittert, wurde sie für einen Golden Globe nominiert. Es folgten nicht minder intensive Auftritte neben Cate Blanchett und Tommy Lee Jones in Ron Howards Kidnapper-Drama „The Missing“ und in „Down in the Valley“ an der Seite von Edward Norton. Wood bewies dabei ein ums andere Mal ihr Gespür für komplexe Mädchenfiguren und zeigte bei ihrer Rollenwahl immer wieder ihre Vorliebe für provokante Drehbücher, in denen selbstbewusste Sexualität und tiefe Verletzlichkeit gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Abseits des Hollywood-Mainstreams
Evan Rachel Woods großes Interesse am Independent-Kino gab Wood hingegen in der weiteren Wahl ihrer Filmrollen zu verstehen: 2006 überzeugte sie neben Annette Bening, Gwyneth Paltrow, Joseph Fiennes und Alec Baldwin in „Krass“ einmal mehr Kritiker und Publikum; 2007 war sie als Filmtochter von Michael Douglas in der warmherzigen Indie-Komödie „King of California“ zu sehen. Auch in Daren Aronofsky Sportler-Drama "The Wrestler" war sie Teil eines schwierigen Vater-Tochter-Verhältnisses. Im Zusammenspiel mit Mickey Rourke, dem Aronofsky gleichzeitig zu einem großartigen Comeback verhalf, gelang es ihr, die Wut und Enttäuschung einer von ihrem Vater entfremdeten Tochter auf Zelluloid zu bannen. Wood empfahl sich damit endgültig als eine der talentiertesten Schauspielerinnen ihrer Generation. Während sie in Woody Allens Komödie "Whatever works - Liebe sich wer kann" noch einmal im Kino zu sehen war, führte sie ihr Weg in den darauffolgenden Jahren verstärkt zurück zum Fernsehen und auf Theaterbühne ihres Vaters. In der Vampirserie „True Blood“ schlüpfte sie zwischen 2009 und 2011 in die Rolle der Vampirfürstin Sophie-Anne Leclerq; außerdem spielte sie in einer Benefiz-Theateraufführung ihres Bruders die Julia in Shakespeares „Romeo und Julia“. Ihre Kinokarriere forcierte die 25-Jährige 2011 in George Clooneys Polit-Thriller „The Ides of March“. Darin spielte hier eine junge Wahlkampfhelferin Molly Stearn, die eine folgenschwere Affäre mit dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Mike Morris (George Clooney) eingeht. Honoriert wurde ihre grandiose Darbietung mit einer Nominierung für den Critics Choice Award des Filmkritikerverbands BFCA. Mit "A Case of You", "Barefoot", "The Necessary Death of Charlie Countryman" sowie "Plush" stehen für Wood derzeit gleich vier weitere Projekte in der Pipeline - ihre Karriere geht also weiterhin steil nach oben.