Nicht jeder begabte Schauspieler erhält in Hollywood gleich die Anerkennung, die er verdient. Einige große Talente fristen sogar jahrelang ein Schattendasein. So auch Viola Davis, die sich lange am Theater und in unzähligen Nebenrollen verdingte, bevor sie mit einer einzigen Hauptrolle schlagartig populär wurde. Als die US-Amerikanerin 2011 den Zuschlag für eine Rolle im Südstaaten-Drama "The Help" erhielt, hatte sie wohl ganz sicher nicht damit gerechnet, dafür im darauffolgenden Jahr für die beiden prestigeträchtigsten Filmpreise überhaupt, den Golden Globe und den Oscar, nominiert zu werden.
Der späte Einstieg ins Show-Business
Viola Davis wurde am 11. August 1965 in Saint Matthews, South Carolina geboren und wuchs dort in ärmlichen Verhältnissen auf, sodass ihr die glamouröse Welt Hollywoods wie ein unerreichbarer Traum erscheinen musste. Schauspielerisches Talent zeigte sie zwar bereits in jungen Jahren an der Universität - ihren Abschluss an der Schauspielschule sollte sie jedoch erst 2001 im Alter von 36 Jahren machen. Dazwischen versuchte sie sich erfolgreich als Quereinsteigerin und spielte beispielsweise kleinere Nebenrollenrollen in „Out of Sight“ und im oscarprämierten Drogen-Thriller "Traffic - Die Macht des Kartells". Über den Status einer Nebendarstellerin kam sie allerdings lange Zeit nicht hinaus. Erfolgreicher verlief hingegen ihre Karriere am Theater: Während sie 1996 in August Wilsons Tragikkomödie „Seven Guitars“ debütierte, erhielt sie nach ihrem Abschluss 2001 für ihre Rolle im Stück "King Hedley II", das ebenfalls von Wilson inszeniert wurde, den renommierten Tony Award als beste Schauspielerin. Zeitgleich zeigte sich Davis immer häufiger in TV-Produktionen. Für einiges Aufsehen in der Black Community sorgte 2000 ihr Auftritt als Serienmörderin in der Gerichtsserie „Law & Order“.
Die ewige Nebendarstellerin
Obwohl Viola Davis in ihren kurzen Auftritten in Filmen wie "Kate und Leopold" mit Meg Ryan und Hugh Jackman immer überzeugte und es für ihren Auftritt im bewegenden Biopic „Antwone Fisher“ gar Lobeshymnen gab, musste sie weiterhin auf ihre erste Hauptrolle warten. Ihre Rollen an der Seite von Julianne Moore und Dennis Quaid im Drama "Dem Himmel so fern" sowie in Steven Soderberghs Science-Fiction-Remake "Solaris" mit George Clooney fielen noch etwas größer aus, während sie im Thriller "Disturbia" mit „Transformers“-Star Shia LaBeouf und neben Diane Lane und Richard Gere in der Nicholas Sparks Verfilmung "Das Lächeln der Sterne" erneut nur die zweite Geige spielte. Mit ihrem nur 8-minütigen Auftritt in "Glaubensfrage" sorgte Viola Davis dann 2008 allerdings für derart viel Aufsehen, dass sie eine Golden-Globe- sowie eine Oscar-Nominierung als Beste Nebendarstellerin erhielt. In der Folge häuften sich ihre Auftritte in großen Blockbustern. So spielte sie 2009 neben Ben Affleck und Russell Crowe in "State of Play - Stand der Dinge" sowie in "Gesetz der Rache"; 2010 gab sie in der kurzweiligen Action-Komödie „Knight And Day“ mit Tom Cruise und Cameron Diaz eine Abteilungsleiterin des CIA. Im Herbst folgte dann eine weitere Rolle in der Adaption des Erfolgsromans „Eat Pray Love“ mit Julia Roberts.
Der große Erfolg mit Südstaaten-Drama „The Help“
2011 bot sich für Viola Davis dann die große Chance: Im Südstaatendrama „The Help“ übernahm sie neben Emma Stone, Jessica Chastain, Octavia Spencer und Bryce Dallas Howard die Hauptrolle der Haushaltshilfe Abileen, die sich den investigativen Fragen einer ehrgeizigen Jungjournalistin (Stone) stellt und damit erstmals unangenehme Wahrheiten über den Alltag der dunkelhäutigen Arbeiterinnen im Mississippi der 60er-Jahre ans Tageslicht befördert. Für ihre Leistung war Davis 2012 sowohl für einen Golden Globe als auch einen Oscar als beste Schauspielerin nominiert. Auf die provokante Frage, warum der große Erfolg so lange auf sich warten ließ und sie ihr enormes Talent erst so spät zur Geltung bringen konnte, erklärte die Schauspielerin beim Oscar-Roundtable 2012, dass afroamerikanischen Darstellerinnen Hauptrollen häufig schlicht nicht angeboten würden. Ein Umstand, der sich zumindest für Davis in Zukunft wohl ändern wird. Einen kleinen Vorgeschmack gab sie bereits an der Seite Tom Hanks und Sandra Bullock im 9/11-Drama „Extrem laut und unglaublich nah“, der im Februar 2012 in den deutschen Kinos startete.