Ashley Judd gilt im Filmgeschäft als Intellektuelle – was nicht immer als Kompliment zu verstehen ist. Als Darstellerin ist die in Kentucky aufgewachsene Judd sowohl im großen Hollywoodkino als auch in kleinen Produktionen zu Hause, wie sie mit ihren Rollen in den Thrillern „Doppelmord“ oder „Das Auge“ bewies. Auch Biopics wie „Frida“ – ein Drama über das Leben der mexikanischen Malerin Frida Kahlo, in dem Judd die Künstlerin Tina Modotti verkörperte – zeigen Judd als versierte Darstellerin. Neben ihrer Schauspielkarriere engagiert sich Judd unter anderem für das Programm YouthAIDS der humanitären Organisation Population Services International.
Schwierige Kindheit
Ashley Judd wurde am 19. April 1968 im kalifornischen Granada Hills geboren und erlebte eine unruhige Kindheit. Schon im Alter von vier Jahren erlebte Judd die Scheidung ihrer Eltern. Nachdem ihr Vater die Familie verlassen hatte, wuchs Judd bei ihrer Mutter, einer wenig erfolgreichen Countrysängerin, auf. Die Auftritte und Gelegenheitsjobs ihrer Mutter brachten zahlreiche Umzüge mit sich, so dass Judd immer auf der Suche nach ihrer Identität war. Laut ihrer Autobiographie waren Drogen und sexuelle Übergriffe Teil ihrer Jugend, da sich der drogenabhängige Freund ihrer Mutter oft bei der Familie aufhielt. Erst Anfang der 1980er entspannte sich die wirtschaftlich prekäre Lage etwas, als Judds Mutter im Duo mit ihrer älteren Halbschwester erfolgreicher wurde. Nachdem sie zahlreiche Schulen besucht hatte und einen Abschluss machte, begann sie Ende der 1980er ein Französisch-Studium an der University of Kentucky. Dieses schloss sie jedoch erst 2007 ab, da sie Anfang der 1990er nach Hollywood ging, um an der Playhouse West School eine Schauspielausbildung zu beginnen.
TV-Serienerfahrung als Anschubhilfe
Judds Schauspielkarriere begann im Fernsehen. Sie trat als Ensign Robin Lefler in zwei Folgen der Serie „Star Trek - Das nächste Jahrhundert“ auf und war als Tochter einer der titelgebenden Schwestern in der Soap-nahen TV-Produktion „Ein Strauß Töchter“ zu sehen, die im Original schlicht „Sisters“ hieß. In unregelmäßigen Abständen verkörperte Judd ihre Rolle in den Staffeln 2 bis 4. Nach einer kleinen Rolle in Bruce A. Evans' Komödie „Kuffs - Ein Kerl zum Schießen“ – einen größeren Part hatte sie wegen Nacktszenen abgelehnt – konnte die Schauspielerin eine erste Hauptrolle in Victor Nunez' 1993 erschienenem Selbstfindungsdrama „Ruby in paradise“ ergattern. Von der Kritik hoch gelobt verkörperte Judd eine junge Frau, die ihre Heimat Tennessee verlässt, um in einem Ferienparadies in Florida neu anzufangen. Judds sensibles Spiel machte die Zerbrechlichkeit ihrer Figur intensiv erfahrbar.
Die Karriere nimmt Fahrt auf
Der Erfolg des Independent-Dramas „Ruby in Paradise“ brachte Judd eine kleine Rolle in Oliver Stones „Natural Born Killers“ ein, die jedoch in der endgültigen Schnittfassung wieder verschwunden war. In Wayne Wangs Drama „Smoke“ überzeugte sie neben Harvey Keitel als dessen drogenabhängige Filmtochter. Es folgte eine kleine Rolle in Michael Manns hochkarätig besetztem Action-Thriller „Heat“, bevor Judd mit dem TV-Film „Marilyn - Ihr Leben“ erneut auf sich aufmerksam machte. An der Seite von Marilyn-Monroe-Darstellerin Mira Sorvino war sie als deren vormalige Persönlichkeit Norma Jean Dougherty (eigentlich hieß Monroe Norma Jean Baker) zu sehen. Für ihre starke Leistung als Frau auf der Suche nach Ruhm erhielt sie eine Golden-Globe-Nominierung.
Thriller werden eine neue Heimat
Fortan tauchte Ashley Judd immer öfter in größeren Hollywood-Produktionen auf. War ihr Auftritt als widerspenstiges Entführungsopfer in Gary Fleders Serienkiller-Thriller „Denn zum Küssen sind sie da“ von 1997 noch etwas kleiner, hatte sie in Bruce Beresfords Thriller „Doppelmord“ die Hauptrolle inne: eine Frau, die zu Unrecht des Mordes an ihrem Mann für schuldig befunden wird und mittels eines juristischen Spezialfalles Rache übt. Den mit „Denn zum küssen sind sie da“ eingeschlagene Weg zu härteren Rollen setzte Judd in „Doppelmord“ konsequent fort und etablierte sich als überzeugende Schauspielerin durchsetzungsstarker Frauenfiguren. „Das Auge“ zeigte sie als verkleidungsfreudige Serienkillerin, in die sich ein von Ewan McGregor verkörperter Polizist verliebt, während er mit ihrer Observierung betraut ist. Judd gelang eine fesselnde Balance zwischen Gewalt und Tragik, die den Thriller zum komplexen Drama macht.
Literaturadaptionen und Biopics
Zu Beginn des neuen Jahrtausends erkundete Ashley Judd neben dem Thriller zunehmend auch andere Genres. Im Biopic „Frida“ über die von Salma Hayek verkörperte mexikanische Malerin Frida Kahlo war Judd die italienische Künstlerin Tina Modotti. In Carl Franklins Thriller „High Crimes“ kämpfte sie als Anwältin um die Unschuld ihres Militär-Gatten. Es folgte ein weiteres Biopic: In „De-Lovely“ spielte Judd die Ehefrau des von Kevin Kline dargestellten Musical-Komponisten. In der musikalisch mitreißenden Produktion, die mit aufwendiger Ausstattung protzte, konnte sich die Schauspielerin auch in einer Gesangsnummer behaupten. Ihre Leistung wurde mit einer Golden-Globe-Nominierung belohnt. Dem lockeren Ton des Musicals setzte Judd in William Friedkins Drogen-Paranoia-Drama „Bug“ 2006 eine ganz andere Gangart entgegen. Als Kellnerin Agnes steigerte sie sich mit ihrer neuen Bekanntschaft Peter zunehmend in eine Wahnvorstellung um einen mysteriösen Insektenbefall des eigenen Körpers hinein - sowohl Judd als auch Michael Shannon lieferten hier eine gespenstische Tour de Force ab. Nach weiteren kleinen Dramen war Judd zuletzt in der Fantasykomödie „Zahnfee auf Bewährung“ an der Seite von Dwayne Johnson als dessen Frau zu sehen.