Sage und schreibe 48 Jahre hat es gedauert, bis nach dem legendären Maximilian Schell 2010 wieder ein deutschsprachiger Schauspieler mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Diese Zahl alleine verdeutlicht bereits die Besonderheit der Leistung von Christoph Waltz. Dessen Auszeichnung als Bester Nebendarsteller für seine Rolle als psychopathischer „Judenjäger“ Hans Landa in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ darf getrost historisch genannt werden. Außerdem können nicht allzu viele Schauspieler von sich behaupten, Brad Pitt auf der Leinwand die Show gestohlen zu haben. Christoph Waltz ist im Hollywood-Olymp angekommen und zum gefragtesten deutschsprachigen Schauspieler weltweit avanciert. Dabei war der Weg des Deutsch-Österreichers zum Erfolg keineswegs ein schneller Durchmarsch, der späte Ruhm ist vielmehr so etwas wie der Lohn für ein langes und abwechslungsreiches Wirken.
Vom Theater zur Schauspielerei…
Christoph Waltz, geboren am 4. Oktober 1956 in Wien, kam bereits als Kind mit der Schauspielerei in Berührung. Er entstammt einer Theaterfamilie, bereits seine Urgroßeltern waren dort tätig, seine Eltern sind die Bühnenbildner Johannes Waltz und Elisabeth Urbancic. Nach der Schule entschloss sich Waltz für ein klassisches Schauspielstudium am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und am Lee Strasberg Theatre Institute in New York. Ab 1977 folgten Theaterauftritte in Deutschland, Österreich und der Schweiz, darunter in Hamburg, Salzburg und Zürich. Ab Ende der 70er Jahre war Waltz dann auch vermehrt im Fernsehen zu sehen. Er übernahm Episodenrollen in zahlreichen Krimiserien, darunter „Derrick“, „Tatort“, „Polizeiruf 110“ und „Kommissar Rex“. Mit Vorliebe spielte er dabei ambivalente Charaktere mit einem Hang zum Abgründigen.
Erste Gehversuche im Ausland und auf der Kinoleinwand
Längst ein bekanntes Gesicht im deutschen Fernsehen, widmete sich Christoph Waltz ab den 1990er Jahren auch vermehrt internationalen Produktionen und trat etwa für britische und französische Fernsehfilme oder Kurzserien vor die Kamera. Zudem blieb er in Deutschland dank herausragender TV-Rollen erfolgreich. So verkörperte er Deutschlands bekanntesten Schlagerstar in dem TV-Film „Du bist nicht allein – Die Roy Black Story“, für den er den Bayerischen Fernsehpreis erhielt und mimte in dem mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten TV-Krimi „Der Tanz mit dem Teufel - Die Entführung des Richard Oetker über die Entführung des Industriellensohns Richard Oetker den angeblichen Entführer Dieter Cilov. Auch in seinen ersten Kinoauftritten offenbarte Waltz unterdessen seine Wandlungsfähigkeit. So bewies er 1998 in Marc Rothemunds Beziehungskomödie „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“ als zynischer Schwarzseher und Romanautor Charly komödiantisches Talent und war 2003 in Oskar Roehlers Beziehungsdrama „Der alte Affe Angst“ als Psychoanalytiker eines selbstzerstörerischen Paares zu sehen.
Mit Quentin Tarantino zum Weltstar
2009 erhielt Christoph Waltz von Kultregisseur Quentin Tarantino dann die Rolle seines Lebens. Neben Brad Pitt, Eli Roth und zahlreichen deutschen Kinostars wie Til Schweiger und Daniel Brühl wurde Waltz als diabolisch-charmanter SS-Standartenführer Hans Landa in „Inglourious Basterds“ überraschend zum international gefeierten Star. Über ein Dutzend Auszeichnung erhielt er für diese Rolle, darunter auch den Golden Globe und schließlich den Oscar. Nach diesem vielumjubelten Erfolg gelang Christoph Waltz der Sprung ins große Hollywoodkino, 2011 war er in Michel Gondrys Superhelden-Blockbuster „The Green Hornet“ neben Cameron Diaz und Seth Rogen als Bösewicht-Karikatur Benjamin Chudnofsky zu sehen. Außerdem spielte er in dem Liebesdrama „Wasser für die Elefanten“ an der Seite von Reese Witherspoon und „Twilight - Biss zum Morgengrauen“-Star Robert Pattinson einen mehr als zwiespältigen Zirkusdirektor. Zudem ist er die Traumbesetzung für den intriganten Kardinal Richelieu in Paul W.S. Andersons Neuverfilmung von „Die drei Musketiere“ mit Orlando Bloom und Milla Jovovich, die noch 2011 folgt – genauso wie Roman Polanskis „Der Gott des Gemetzels“ nach dem Stück von Yasmina Reza, in dem Christoph Waltz neben Jodie Foster, Kate Winslet und John C. Reilly zu sehen sein wird.