Kein anderer Hollywood-Schauspieler personifiziert den amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Millionär so beeindruckend wie Arnold Schwarzenegger. Der 1,88 Meter große gebürtige Steiermarker mit den breiten Schultern und dem noch breiteren österreichischen Akzent ging in seiner beispiellosen Karriere den steilen Weg vom erfolgreichsten Bodybuilder zum bekanntesten Actionstar, um dann für zwei Amtsperioden als 38. Gouverneur von Kaliforniern gar in die Politik zu wechseln. Als extrem ambitionierter Erfolgsmensch mit einem guten Gespür für lukrative Filmprojekte avancierte „Arnie“ im Laufe der 1980er und 1990er zum Weltstar – bekannt vor allem für seine zahllosen Hauptrollen in Kultfilmen des Action- und Science-Fiction-Genres wie „Conan - Der Barbar“, „Terminator“, „Predator“, „Total Recall - Die totale Erinnerung“, „True Lies“ und dem Mega-Blockbuster „Terminator 2 - Tag der Abrechnung“.
Von der Bodybuilding-Bühne auf den Trash-Olymp
Arnold Alois Schwarzenegger wurde am 30. Juli 1947 als Sohn eines Gendarmen und einer Hausfrau in Thal bei Graz geboren. Er wurde in einem strengen, römisch-katholischen Elternhaus erzogen und litt unter der Bevorzugung, die sein Vater Gustav dem älteren Bruder Meinhard zukommen ließ. Für Arnold hatte der Vater nur Spott und Hohn übrig, nannte ihn „Dornröschen“. Eine bessere Beziehung hatte Schwarzenegger zu seiner Mutter, mit der er im Unterschied zu den Männern in der Familie engen Kontakt hielt. Lediglich die Sportbegeisterung übernahm Arnold von seinem Vater und versuchte sich in Fußball, Schwimmen und Boxen, bis er im Alter von 15 Jahren begann, den zu dieser Zeit außerhalb Amerikas noch relativ unbekannten Bodybuilding-Sport zu betreiben. Als Vorbild diente Schwarzenegger dabei der mehrfach prämierte Bodybuilder Reg Park, den er aus US-Fachzeitschriften und Sandalenfilmen kannte. Nach einer langen Bodybuilderkarriere, die ihm in den späten 60ern und frühen 70ern nicht nur viele Meisterschaftstitel wie Mr. Universum und Mr. Olympia einbrachte, sondern ihn auch in die USA holte, gab er sein Kinodebüt als nachsynchronisierter „Arnold Strong“ in dem trashigen B-Movie „Herkules in New York“.
Vom Dokumentarfilm-Star zu Hollywoods neuem Nachwuchstalent
Während er in den 70ern den Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre machte und bereits seine erste Million als Bodybuilding-Experte und Immobilienmakler verdiente, absolvierte Arnold Schwarzenegger kleinere Auftritte in Fernsehserien („Die Straßen von San Francisco“) und Kinofilmen („Der Tod kennt keine Wiederkehr“). Die ersehnte Anerkennung kam für ihn als einer der Protagonisten der Kult-Sportdokumentation „Pumping Iron“ über Bodybuilding-Wettbewerbe, in der er erstmals den natürlichen Charme, selbstironischen Humor und die große Leinwandpräsenz unter Beweis stellen konnte, die ihn später zum Star machen würden. Zeitgleich erhielt Schwarzenegger trotz Kritik über seine mangelnde mimische und sprachliche Ausdrucksfähigkeit auch den Golden Globe als bester Nachwuchsdarsteller für seinen Auftritt als geigender Bodybuilder in der schrägen Liebeskomödie „Mister Universum“ neben Jeff Bridges und Sally Field. Leider konnte der physische imposante Nachwuchsmime im Anschluss nicht auf seinen frühen Erfolg bauen und drehte mehrere Fernseh- und Filmflops, darunter auch die alberne Westernkomödie „Kaktus-Jack“ mit seinem Idol Kirk Douglas.
Nackte Barbaren, Maschinenmenschen und Rachengel
Einen Namen machte sich Arnold Schwarzenegger schließlich mit der Titelrolle in John Milius’ Fantasy-Actionabenteuer „Conan – Der Barbar“, in dem er als muskulöser Krieger auf Rachefeldzug neben Max von Sydow und James Earl Jones überzeugte. Auf den Erfolg des Überraschungshits drehte er die weniger positiv aufgenommene Fortsetzung „Conan - Der Zerstörer“, deren Misserfolg ihn dazu bewog, später – bis auf zwei Ausnahmen – keine Fortsetzungen seiner Erfolgsfilme zu drehen. 1984 spielte Schwarzenegger dann seine berühmteste Rolle als Cyborg T-800 in James Camerons revolutionärem Sci-Fi-Klassiker „Terminator“. Obwohl ihm Cameron die Rolle des menschlichen Helden Kyle Reese angeboten hatte, entschied sich Arnold für die effektvollere Rolle des einsilbigen Bösewichts, der aus einer dystopischen Zukunft zurück in die Gegenwart geschickt wird, um die Mutter eines Rebellenführers vor dessen Geburt zu töten. Darauf drehte Arnold mit „Das Phantom Kommando“ und „Der City Hai“ zwei konventionellere Actionfilme, in denen er sich als Einzelkämpfer gegen Horden von Widersachern bewies. Sein Erfolgsgenre sollte jedoch die Science-Fiction bleiben.
Spezialeffekte, Lachmuskeln und Regieübungen
In rascher Abfolge drehte Arnold Schwarzenegger eine handvoll sehr erfolgreicher, actiongeladener Science-Fiction-Spektakel – etwa die Stephen King-Adaption „The Running Man“ über eine lebensgefährliche Gameshow der Zukunft, Paul Verhoeven Philip K. Dick-Verfilmung „Total Recall“ mit einer jungen Sharon Stone über den turbulenten Marstrip eines identitätslosen Agenten und das brutale Kriegsabenteuer „Predator“ über ein Alien, das eine Militäreinheit im Dschungel dezimiert. Arnold, der in diesen ernsten Rollen immer wieder mit ironischem Humor glänzte, suchte nebenher Abwechslung in den Komödienhits des Regisseurs Ivan Reitman. So spielte er in „Twins - Zwillinge“ den naiven Bruder des Kleinkriminellen Danny DeVito, in „Kindergarten Cop“ mit Penelope Ann Miller den harten Polizisten, der sich für einen Fall als Kindergärtner ausgeben muss und in „Junior“ neben Danny De Vito und Emma Thompson einen Wissenschaftler, der eine Schwangerschaft durchläuft. Nebenbei gab Arnold auch sein Regiedebüt mit einer Folge der TV-Serie „Tales from the Crypt“ und der Fernseh-Komödie „Christmas in Connecticut“ mit Kris Kristofferson.
Triumph und Abstieg
Der Erfolg, den Arnold Schwarzenegger in den späten 80ern und frühen 90ern mit immer aufwändigeren Kinoproduktionen und höheren Einspielergebnissen einfuhr, erreichte seinen Zenit mit James Camerons „Terminator 2“. Wieder gab er darin den Cyborg, allerdings einen umprogrammierten T-800, der sein menschliches Ziel nicht töten, sondern beschützen soll. Darauf folgte dann aber ein großer Flop mit John McTiernans ambitionierter Großproduktion „Last Action Hero“ über einen unverhofft in die Realität beförderten Action-Helden, die trotz zahlreicher Cameo-Auftritte großer Stars hinter den Erwartungen zurückblieb. Auch der respektable Erfolg von James Camerons Agenten-Actionkomödie „True Lies“ mit Jamie Lee Curtis änderte nichts daran, dass Arnold mit seinen neuen Actionfilmen nicht an seine früheren Erfolge anschließen konnte. Konventionelle Actionfilme wie „Eraser“, ein kurzer Wechsel zum Bösewicht als Mr. Freeze in „Batman & Robin“ und anspruchsvollere Rollen als Gegner des Teufels in „End of Days“ und als Klon in „The 6th Day“ konnten nichts am langsamen Abstieg des letzten Actionhelden ändern.
Der letzte Actionheld geht in die Politik und kündet von seiner Rückkehr
Nach dem Kassenflop „Collateral Damage“, in dem er einen Feuerwahrmann auf einem Rachefeldzug gegen die terroristischen Mörder seiner Familie gab, spielte Arnold Schwarzenegger noch ein letztes Mal den Cyborg in Jonathan Mostows „Terminator 3 - Rebellion der Maschinen“ und bekriegte sich in diesem letzten Kassenerfolg seiner Kinokarriere mit einem weiblichen Terminator (Kristanna Loken) um das Leben seiner Schützlinge Claire Danes und Nick Stahl. Anschließend kehrte Arnold dem Filmgeschäft der Politik zuliebe den Rücken zu und absolvierte nur gelegentliche Gastauftritte, etwa in der Jules-Verne-Verfilmung „In 80 Tagen um die Welt“ mit Steve Coogan undJackie Chan oder neben seinen früheren Genre-Rivalen und Planet-Hollywood-Geschäftspartnern Sylvester Stallone und Bruce Willis im starbesetzten Kassenschlager „The Expendables“. Nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit als Gouverneur Kaliforniens hat Schwarzenegger mehrere Projekte in Arbeit, unter anderem eine Zeichentrickserie namens „The Governator“, eine Actionkomödie namens „Cry Macho“, eine größere Rolle im Sequel zu „The Expendables“ und vielleicht sogar „Terminator 5“ unter der Regie von „Fast Five“-Macher Justin Lin.