Der neuer Warner-Chef David Zaslav ist angetreten, um mit einem harten Sparkurs das legendäre Filmstudio auf einen neuen Weg zu bringen. Doch dabei spart er nicht nur an Ausgaben für komplett neue Titel (außer bei Projekten von seinen Golfplatz-Buddys), sondern stellt sogar alles auf den Prüfstand, was bereits existiert. Prominentes Opfer war „Batgirl“, der komplett abgedreht in der Tonne landet, weil Warner dank besonderer Steuertricks so die Bücher schönen kann. Dass dies längst nicht die Spitze des Eisbergs ist, beweist nun der Fall „Final Space“.
Die Sci-Fi-Animationsserie entstand bereits 2018. Bis 2021 erschienen drei Staffeln, die in Deutschland bei Pay-TV-Sender TNT ihre Premiere feierten. Mittlerweile läuft „Final Space“ bei Neflix. Dort könnt ihr die vom Stil an „Rick and Morty“, vom Humor auch an „Futurama“ erinnernde, von vielen Fans und Kritik gefeierte Serie über einen Menschen, der mit einem knuffigen aber ziemlich zerstörerischen Alien Abenteuer im Weltall erlebt, noch streamen. Die Betonung liegt auf „noch“. Denn Warner, weltweiter Vertrieb von „Final Space“, wird diese nun für immer beerdigen.
Aus Steuergründen: "Final Space" darf nie mehr gezeigt werden
In den USA wurde „Final Space“ bereits zum 1. Juli 2022 von Streamingdienst HBO Max entfernt. Auch von allen anderen Plattformen verschwand sie in den Wochen danach. Der Verkauf physischer Medien wie Blu-ray, die es zumindest von den ersten beiden Staffeln gibt, wurde eingestellt.
Wie „Final Space“-Erfinder Olan Rogers nun mit grimmigen Worten bei Twitter öffentlich machte, ist die Serie nämlich Teil der bereits erwähnten Steuerabschreibungen von Warner. Und zu diesem Modell gehört, dass der Titel nie mehr gezeigt werden darf. Nur so kann er als Verlust für immer abgeschrieben werden. Insgesamt hat Warner in dem aktuellen laufenden Prozess bereits Inhalte im Wert von 825 Millionen Dollar bei der Steuer abgeschrieben.
Bei „Final Space“ gibt es zumindest noch eine kleine Übergangsmöglichkeit für Fans außerhalb der USA. Denn Netflix hat die Streamingrechte für den sogenannten internationalen Markt erworben und diesen Vertrag muss Warner einhalten. Daher ist „Final Space“ noch bis zum Ende der Übereinkunft unter anderem in Deutschland bei Netflix verfügbar. Laut Quellen der Webseite Whats-On-Netflix.com soll dies bis zum 16. Dezember 2023 der Fall sein.
Wenn das stimmt, steht die Serie also zumindest hierzulande noch ein gutes Jahr zur Verfügung – bevor sie dann wohl wirklich für immer (aus legalen Angeboten) verschwindet ...
Macher will kämpfen – aber darf man wirklich hoffen?
Serienmacher Olan Rogers kündigte zwar an, dass er niemals aufhören werde, für die Serie zu kämpfen, doch wirklich optimistisch klingt er in seiner Stellungnahme nicht. Und er hat wohl auch keinen Grund dazu. Warner-Boss David Zaslav hat sich schon bei „Batgirl“ wenig von der öffentlichen Meinung beeindrucken lassen und klar gemacht, dass er sich von seinem radikalen Kurs nicht abbringen lassen will.
Zudem gibt es laut unseren Recherchen auch ein Problem, das allen den Wind aus den Segeln nimmt, die darauf hoffen, dass Zaslav vielleicht in ein paar Jahren Geschichte ist und dann die neue Person an der Spitze solche Dinge rückgängig macht: Die Steuerabschreibungen sind nicht nur eine komplizierte, sondern ziemlich endgültige Angelegenheit.
Um die zu erwartenden Vorteile zu bekommen, muss Warner garantieren, dass die Titel nicht mehr das Licht der Welt erblicken und der Konzern mit ihnen kein Geld mehr verdient werden wird. Kurzzeitig hieß es, dass der Hollywood-Gigant sogar alle dem eigenen Zugriff unterliegenden physischen und digitalen Kopien zerstören muss. Dem ist aber wohl nicht so, sondern es gibt nur extrem hohe Bußgeldzahlungen, falls man gegen die mit den Abschreibungen verbundenen Pflichten verstößt. Diese sollen so hoch sein, dass niemand auf die Idee kommen werde, ein altes Projekt doch noch eines Tages zurückzuholen.
Wie golden ist das Streamingzeitalter?
Jenseits der totalen Absurdität, dass ein erschienener, jahrelang erhältlicher Titel einfach verschwindet, wirft es natürlich den bislang größten Schatten über das sogenannte „Goldene Streamingzeitalter“. So toll es ist, nicht nur hunderte, sondern tausende Titel nur einen Tastendruck auf der Fernbedienung entfernt zu wissen, es wird eine Unsicherheit bleiben, ob der Lieblingstitel auch morgen, übermorgen oder in zwei Jahren noch da ist – egal, ob man ihn gerade in einem Abo hat oder womöglich sogar eine digitale Kopie „gekauft“ hat.