Mal wieder waren die Filmfestspiele von Venedig ein Ereignis – und begeisterten dieses Jahr mit einem besonders starken Programm. Zahlreiche Filme feierten dabei auch ihre Weltpremiere, die auch in der kommenden Oscar-Saison eine große Rolle spielen werden.
Nun steht fest, wen die von Schauspielerin Julianne Moore angeführte Jury ausgezeichnet hat. Hier sind die Gewinner und Gewinnerinnen:
Die Gewinner*innen im Internationalen Wettbewerb
- Goldener Löwe: „All The Beauty And The Bloodshed“
- Silberner Löwe – Großer Preis der Jury: „Saint Omer“ von Alice Diop
- Silberner Löwe – Beste Regie: Luca Guadagnino („Bones And All“)
- Coppa Volpi – Bester Darsteller: Colin Farrell („The Banshees Of Inisherin“)
- Coppa Volpi – Beste Darstellerin: Cate Blanchett für („Tár“)
- Bestes Drehbuch: Martin McDonagh für „The Banshees Of Inisherin“
- Spezialpreis der Jury: „No Bears“ von Jafar Panahi
- Marcello-Mastroianni-Preis (Auszeichnung für Nachwuchsdarsteller*in): Taylor Russell („Bones And All“)
Damit ehrt die Jury in Venedig dieses Jahr vor allem hochkarätig besetztes Hollywood-Kino - die große Ausnahme bilden nur die zwei bedeutendsten Preise, wobei „All The Beauty And The Bloodshed“ eine US-Produktion ist. In ihrer neuesten Dokumentation befasst sich Laura Poitras („citizenfour“) mit der Schmerzmittel-Krise in den USA. Im Mittelpunkt steht dabei die Fotografin Nan Goldin, die einst selbst süchtig war und nun mit ihren Mitstreiter*innen Big Pharma den Kampf angesagt hat.
„All The Beauty And The Bloodshed“ soll von Plaion Pictures in die deutschen Kinos gebracht werden, einen Termin gibt es aktuell aber noch nicht.
Für viele andere ausgezeichnete Titel gibt es schon Starttermine: Sowohl „Tár“ (ab 23. Februar 2023 im Kino) wie auch die beiden gleich doppelt ausgezeichneten „The Banshees Of Inisherin“ (ab 12. Januar 2023) und „Bones And All“ (ab 24. November 2022 im Kino) gehören zu den Filmen mit Hollywood-Stars in den Hauptrollen, die das Gros der Kritiker begeisterten und bei den Oscars eine größere Rolle spielen könnten.
The Banshees Of InisherinAuch alle Schauspielpreise gingen so an Hollywood-Stars. Denn auch wenn sowohl der Ire Farrell wie auch die Australierin Blanchett wie auch die Kanadierin Russell nicht aus den USA stammen, drehen sie doch einen Großteil ihrer Filme in der Traumfabrik. Farrell und Blanchett dürften bei den Oscars definitiv ein Wort mitreden, gerade Blanchett galt nicht nur bei uns nach „Tár“ direkt als die Schauspielerin, die in diesem Jahr erst mal noch jemand übertrumpfen muss.
TárWie sehr die Filmfestspiele von Venedig ein Gradmesser für die Oscars sind, zeigt ein Blick auf die vergangenen fünf Gewinner des Goldenen Löwen. Mit „Nomadland“ (2020), „Joker“ (2019), „Roma“ (2018) und „Shape Of Water“ (2017) wurden bei den Filmfestspielen von Venedig immer ein Film mit Goldenen Löwen ausgezeichnet, der bei den Oscars danach als Bester Film nominiert wurde.
Nur 2021 gab es mit dem französischen Film „Das Ereignis“ einen Gewinnerfilm, der anschließend keine Rolle bei den Oscars spielt - was aber auch daran lag, dass er von seinem Heimatland nicht für die Kategorie des besten internationalen Film eingereicht wurde.
„All The Beauty And The Bloodshed“ dürfte nun ein ganz heißer Kandidat für einen Oscar in der Dokumentarfilm-Kategorie sein.
Keine Preise für Netflix 2022
Nachdem im Vorjahr noch Netflix die Filmfestspiele von Venedig mit vier der acht Preisen dominiert hat, gab es in diesem Jahr trotz zahlreicher hochkarätiger Titel keine einzige Auszeichnung für den Streamingdienst. Sowohl der in Kürze anlaufende, mit intensiven Actionszenen aufwartende „Athena“, der von Adam Driver und Greta Gerwig angeführte Eröffnungsfilm „Weißes Rauschen“, Alejandro González Iñárritus „Bardo“ wie auch der düster-bittere Marilyn-Monroe-Film „Blonde“ spalteten die Kritik und schienen auch in der Jury keine umfängliche Zustimmung gefunden zu haben.
Neben den Netflix-Filmen ging auch Brendan Frasers großes Comeback in Darren Aronofskys „The Whale“ leer aus. Auch hier fanden sich zwischen zahlreichen begeisterten Stimmen auch viele negative.