Die „Best of Cinema“-Reihe von Studiocanal sorgt dafür, dass bei mir regelmäßig Kindheits- und Jugenderinnerungen hochkommen: „Léon - Der Profi“ habe ich als Teenager das erste Mal gesehen und war sofort hingerissen von der Titelfigur (die auf einen ähnlichen Charakter in Bessons ebenfalls sehenswerten „Nikita“ von 1990 basiert). Allein schon das coole Outfit macht ihn zum Hingucker: Sonnenbrille, Strickmütze, Hose, die knapp vor dem Knöchel endet, schwarzer Wollmantel. Aber es stimmen auch die inneren Werte.
Guter Killer gegen böser Killer
Natürlich, Léon ist ein Auftragsmörder, der Menschen gegen Bezahlung blutigst um die Ecke bringt, aber er ist – und das wird schnell klar – ebenso ein Außenseiter mit einem goldenen Herzen. Frauen und Kinder werden von ihm verschont, um seine männlichen Opfer ist es nicht gerade schade. Und als ein kleines Mädchen in höchster Not vor seiner Türe steht, gewährt er ihr Unterschlumpf und wird zu ihrem Beschützer.
Ein außergewöhnlicher Held benötigt einen entsprechend außergewöhnlichen Antagonisten und der DEA-Boss Norman Stansfield (Gary Oldman) verkörpert das komplette Gegenteil von Léon:
Während dieser sich gerne in dunkle Farben hüllt, kleidet sich Stansfield in hellen, während Léon äußerst beherrscht auftritt, ist Stansfield unberechenbar, während Léon einen gesunden Lebensstil pflegt, konsumiert Stansfield Drogen und wo Stansfield keinerlei moralische Bedenken hat und auch vor der Ermordung von Kindern und Jugendlichen nicht zurückschreckt, hat Léon einen strengen Ehrenkodex.
Ein moderner Ritter
„Léon - Der Profi“ ist eine moderne Variation des „Jungfrau und Drache“-Motivs aus so vielen Märchen und Sagen. Erzählt wird auch hier von einem Ritter, der gegen einen Drachen zu Felde zieht, um die Jungfrau zu retten. Ein moderner Ritter mit einem ganz eigenen moralischen Kompass, aber trotzdem edel.
Es ist kein Wunder, dass diese Figur bei einem heranwachsenden jungen Mann alle Türen eingerannt hat und es auch kein Wunder, dass sich Mathilda in Léon verliebt – weswegen dem Film damals kurioserweise ein pädophiler Unterton vorgeworfen wurde, was wohl mehr über die damaligen Kritiker ausgesagt hat, als über den Film selbst.
Dabei sind Mathildas überschäumende Kleinmädchen-Gefühle nur allzu verständlich, denn der Killer gibt Mathilda, die ebenso wie er eine Außenseiterin ist, all das, was ihr bisher gefehlt hat, Sicherheit und Schutz, und er schenkt ihr seine Aufmerksamkeit, kümmert sich um sie.
Léon wiederum lässt – wozu Jean Renos grandioses Schauspiel maßgeblich beiträgt – keinen Zweifel dran, dass er nicht im Entferntesten daran denkt, die Situation auszunutzen und dass seine Gefühle väterlicher Natur sind.
Eleganter Mix aus zart und hart
Es ist schon erstaunlich, wie elegant Besson die einfühlsam erzählte, zutiefst emotionale Geschichte mit reißerischen Momenten und brachialen Actionszenen verknüpft. Letzteres stand für mich damals als Teenager mit Testosteron bis in die Haarspitzen natürlich im Vordergrund des Interesses – aber mittlerweile mag ich die ruhigen Momente mehr.
Es ist einfach zauberhaft, wenn Mathilda frustriert fragt, ob das Leben immer so hart ist, oder nur, wenn man ein Kind ist, und Léon kurz und knapp (und sehr, sehr richtig) erwidert: „Es wird immer so sein!“.
„Léon - Der Profi“ ist ein Film für die Ewigkeit, ein Film für die Leinwand – und genau dort könnt ihr schon bald wieder sehen, denn „Léon - Der Profi“ kommt am 5. Juli 2022 im Rahmen der „Best of Cinema“-Reihe für einen Tag wieder ins Kino.
DIE "BEST OF CINEMA"-REIHE – PRÄSENTIERT VON FILMSTARTS
Besonders schön ist aber: Mit der Reihe „Best Of Cinema“ von Studiocanal wird es in den kommenden Monaten noch viele weitere Möglichkeiten geben, Filmklassiker im Kino zu erleben. Und nicht nur das: Dank einer digitalen Restaurierung sind die Meisterwerke zum ersten Mal in gestochen scharfer 4K Auflösung zu sehen und in brillantem Ton zu hören.
Als offizieller Medienpartner wird euch FILMSTARTS auch über die kommenden Kinostarts der Reihe auf dem Laufenden halten, die jeden Monat einen weiteren großen Klassiker zurück in die Lichtspielhäuser bringt. Weitere Informationen findet ihr auch auf der „Best of Cinema“-Webseite.
