+++ Meinung +++
Das Western-Epos „Giganten“ ging als ambitionierte Romanverfilmung in die Filmgeschichte ein, als Inspiration für die TV-Sensation „Dallas“ und als letzter Film der tragischerweise früh gestorbenen Schauspiellegende James Dean. Darüber hinaus wurde der preisgekrönte, über drei Stunden lange Ausnahmewestern von der US-Kongressbibliothek zum Kulturgut ernannt, das der Nachwelt erhalten bleiben muss. Und als wäre das noch nicht genug, gab Regie-Ikone Martin Scorsese zu Protokoll, „Giganten“ mehrere Dutzend Mal gesehen zu haben.
Obwohl „Giganten“ auch in Deutschland zweifelsohne Klassikerstatus innehält, war es in den vergangenen Jahren eine kleine Herausforderung, sich ihn für's heimische Filmregal zu beschaffen: Die einzelne Blu-ray-Veröffentlichung ist seit längerer Zeit nur noch zu hohen Preisen auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich, genauso wie die Sammeleditionen, in denen er ebenfalls in HD-Qualität enthalten ist. Doch das ist nun nebensächlich: Diese Woche ist „Giganten“ in Deutschland erstmals auf 4K-Blu-ray erschienen.
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Die 4K-Edition ist auch für Filmfans von Interesse, die über keinen 4K-Fernseher und 4K-Player verfügen. Denn neben der 4K-Blu-ray enthält sie „Giganten“ auch auf regulärer Blu-ray – und der Preis der 4K-Edition ist aktuell niedriger als das, was viele Gebrauchthändler für die alte Blu-ray-Veröffentlichung verlangen. Eine Neuauflage der Einzel-Blu-ray gibt es nämlich weiterhin nicht.
"Giganten": Weite Landschaften, komplexe Figuren
„Giganten“ spielt nicht im Wilden Westen, sondern im immer noch heiß umkämpften, einsamen Westen des 20. Jahrhunderts: Wir folgen dem Schicksal der Rancher-Familie Benedict. Angeführt wird sie von Farmer Bick (Rock Hudson) und seiner großen Liebe, der aus gut situiertem Hause stammenden Leslie (Elizabeth Taylor), die jedoch mit ihrer liberalen Nordstaaten-Sicht Probleme hat, sich in Texas einzufügen. Der Rebell Jett (James Dean) ist heimlich in Leslie verliebt – und erhält von Bicks schroffer Schwester Luz (Mercedes McCambridge) eines Tages ein kleines Stück Land. Als er dort auf Öl stößt, eskalieren die Dinge...
Ein im Texas des 20. Jahrhundert spielendes Drama über Macht, Gier, Intrigen im Erdöl-Geschäft und familieninterne Verstrickungen: Wiederholt wurde „Giganten“ als nicht-allzu-heimliche Vorlage für die 1980er-Seriensensation „Dallas“ bezeichnet. Doch es wäre bedauerlich, die Filmadaption eines Edna-Ferber-Romans bloß darauf zu beschränken. Auch die oft getätigte Reduzierung von „Giganten“ auf seinen Status als tragischen, unbeabsichtigten Schwanengesang James Deans wird ihm nicht gerecht – auch wenn der Unfalltod Deans zwischen Drehschluss und Filmpremiere sicherlich zu seinem Ruhm beigetragen hat.
Famose Bilder, absolute Starbesetzung und lange vergriffen: Dieses legendäre Western-Epos erhält endlich eine Neuauflage!Unter anderem ist „Giganten“ deshalb ein herausragendes Western-Drama, das bei uns mit den vollen fünf Sternen in der Kritik gesegnet wurde, weil Regisseur George Stevens und die Drehbuchautoren Fred Guiol & Ivan Moffat die epische Laufzeit voll auskosten: In den rund 200 Erzählminuten beleuchten sie die zentralen Figuren aus zahlreichen Perspektiven und lassen sie glaubwürdig charakterlich wachsen. Wie bei modernen, horizontal erzählten Seriendramen hat man nach „Giganten“ das Gefühl, eine halbe Lebenszeit mit den Figuren verbracht zu haben – und sie so gut zu kennen wie enge Freunde.
Gleichwohl verherrlicht der bildgewaltig gefilmte Film die Weltanschauungen und das höchst arrogante Selbstverständnis der Hauptfiguren kein Stück: „Giganten“ ist für ein das Massenpublikum ansprechendes 50er-Leinwandepos erstaunlich kritisch im Umgang mit der staubigen Weltsicht seiner Figuren und macht gleichwohl überdeutlich, dass die USA Texas quasi Mexiko geklaut haben – und daraufhin mexikanische Arbeitskräfte schlecht bezahlten, um dieses Land in Schuss zu halten.
Dennoch ist „Giganten“ keine spröde, dauerhaft mahnende Gesellschaftskritik, sondern in den zwischenmenschlichen Momenten feinfühlig und ausgewogen darin, allen Figuren gute wie schlechte Ansichten und Angewohnheiten zuzugestehen. Elizabeth Taylor, Rock Hudson und James Dean könnten den Film im Alleingang schultern, haben aber einen fähigen Cast an Nebendarsteller*innen um sich – und die schon erwähnte, markige Bildsprache. Nicht umsonst wurde er für zehn Oscars nominiert, darunter in den Sparten „Beste Regie“, „Beste Ausstattung“ und „Beste Kostüme“ sowie „Bester Film“.
Hunderte Filme für 99 Cent bei Amazon Prime: Von "Dune" & "Godzilla Vs. Kong" bis zum härtesten Horrorfilm des JahresDarüber hinaus ist „Giganten“ seiner XXL-Laufzeit zum Trotz erstaunlich leicht runterzugucken – und daher überrascht es auch nicht, dass Regie-Ikone Martin Scorsese den Film geradezu gesuchtet hat. Bereits 1978 hat er „Giganten“ schon über 40 mal gesehen, wie er in der Publikation Film Comment verriet. In seiner Erläuterung kritisierte er „Giganten“ zwar auch für seine überdeutliche Romantisierung des Schauplatzes, feierte ihn jedoch auch als inspirierenden Film mit tollen Schauspielleistungen und Bildern.
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