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    Neu im Heimkino: Dieser erotische Fiebertraum ist eine durchgeknallte Kuriosität für "Texas Chain Saw Massacre"-Fans
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Im Erotik-Fantasyfilm „Fairy Tales“ sorgen Dornröschen, Schneewittchen und Co. dafür, dass der viel besungene Märchenprinzen auch wirklich kommt. Jetzt feiert die trashig-frivole Kuriosität ihre deutsche Heimkino-Premiere.

    Wicked Vision

    +++ Meinung +++

    Bevor sich Scream Queen Linnea Quigley durch Filme wie „The Return of the Living Dead“ kreischte, trat sie in „Fairy Tales“ auf – einem Film, wie ihn wohl nur die 1970er hervorbringen konnten: Angestachelt vom damaligen Pornografie-Hype entstanden Erotikfilme, die dem großen Trend nachhecheln, sich für ein scheueres Kinopublikum aber so weit verbiegen, dass niemand von vornherein abgeschreckt wird. Was damals einen kurzen, heftigen Boom erlebte und ein breites Publikum erreichte (nicht selten im doppelten Wortsinne), ist heute waschechtes „WTF?!“-Filmfutter. Denn „Fairy Tales“ und ähnliche Produktionen manövrieren sich volles Rohr in eine faszinierend-sonderbare Grauzone:

    Einerseits bieten sie jede Menge blanke Haut und suhlen sich in Frivolitäten. Andererseits vermeiden sie explizite „Action“. Stattdessen locken sie mit ironisch-albernen Kostümen und erstaunlich eingängigen Musikeinlagen. Wenn ihr nun hellhörig geworden seit und Lust auf einen geselligen Filmabend verspürt, der unablässig zwischen „peinlich berührt“ und „quietschfidel“ schwingt: Gute Neuigkeit! Kürzlich feierte „Fairy Tales“ seine deutsche Heimkino-Premiere – und das uncut.

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    „Fairy Tales“ wird auf der Blu-ray des Labels Wicked Vision in der originalen Stereo-Tonspur präsentiert sowie in einer 5.1-Abmischung für extra Bumms im Ohr. Eine Synchro gibt es aber nicht! Ganz im „Rocky Horror Picture Show“-Stil könnt ihr das anzügliche Musical mit überraschender „Blutgericht in Texas“-Connection nur im Original mit optionalen Untertiteln beäugen.

    "Fairy Tales": Das Märchen-Zusammenkommen

    Dornröschen (Linnea Quigley), Schneewittchen, Schafhüterin Little Bo Peep und diverse weitere Figuren aus Märchen und Kinder-Reimen sind erwachsen geworden – und verspüren gewisse Gelüste. Zu ihrem Glück versucht gerade ein Prinz (Don Sparks), ein Problemchen mit seinem ihm angeborenen Zepter in den Griff zu kriegen. Die Zeichen stehen auf Ringelpiez mit Anfassen, lasziven Reimen und verflixt wenig Kleidung...

    Zu viel Sex & Gewalt: Dieser Folter-Horror war zu krass für die FSK – und erscheint nun dennoch ungekürzt fürs Heimkino!

    Kommen wir zur Sache: „Sexy“, geschweige denn „anregend“ sind Begriffe, die einem beim Anblick von „Fairy Tales“ eher nicht in den Sinn kommen. Die hervorstechenden Reize dieser 70er-Kuriosität liegen eher in ihrem trashigen Gute-Laune-Faktor – der sich mit dem ungezwungenen Audiokommentar von Drehbuchautor Frank Ray Perilli und Produzent Charles Band auf der Blu-ray glatt potenziert.

    Doch auch ohne die Witzvorlagen der Filmemacher ist „Fairy Tales“ eine feuchtfröhliche Angelegenheit, da Regisseur Harry Hurwitz einen regelrechten Kalauer-Reigen einfädelt. Darüber hinaus können sich einige der Songs echt hören lassen! Das Highlight ist Soul- und R&B-Legende Martha Reeves, die keinen Schimmer hatte, in was für einen Film sie sich verirrt hat, aber eine schmissige Nummer als Voodo-Hexe schmettert.

    Intermezzo zwischen zwei Kettensägenmassakern

    Horror-Fans ködert „Fairy Tales“ zudem mit zwei Personalien, die hier ihre Finger ebenfalls mit drin haben: Nicht nur, dass das Erotik-Märchenmusical Linnea Quigleys Schauspieldebüt ist – der Film wurde obendrein vom begnadeten Kameramann Daniel Pearl auf Zelluloid gebannt. Also von dem Mann, der direkt zu seinem Karrierebeginn das Original-Kettensägenmassaker „Blutgericht in Texas“ und Jahrzehnte später das von Michael Bay produzierte Remake gedreht hat. Pearl filmte außerdem tonnenweise ikonische Musikvideos – mit „Fairy Tales“ kann man ihn also in einer sonderbaren Karriere-Zwischenphase erleben.

    „Fairy Tales“ ist aber nicht die einzige Vereinigung zwischen den Themen Erotik und texanischen Massakern. Denn demnächst startet mit Ti WestsX“ ein Film in den deutschen Kinos, in dem eine Porno-Crew hautnah Horror erlebt und der ebenfalls blutige Erinnerungen an den Kettensägen-Kult hervorkitzelt...

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