Marvel-Filme sind abscheulich und haben mit Kino nichts zu tun: Im Herbst 2019 sorgten gleich zwei Regie-Großmeister mit ihrer Kritik an Marvel-Filmen im Besonderen und dem gegenwärtigen Blockbuster-Kino im Allgemeinen für Aufregung: Martin Scorsese und Francis Ford Coppola.
Natürlich wurden die Aussagen von Scorsese und Coppola verkürzt und aus dem Kontext gerissen. So stellte Coppola sogar wenig später noch einmal klar, dass er seine Kritik nicht nur speziell auf Marvel, sondern ganz allgemein auf das Franchise-Kino in Hollywood verstanden wissen möchte, bei dem in seinen Augen nur selten ein Risiko eingegangen werde und es nur darum gehe, Geld zu verdienen, während gleichzeitig das fehle, was Kino auszeichnet: eine Erleuchtung, ein Wissensgewinn, eine Inspiration.
Davon unberührt sind die Aussagen der beiden Meisterregisseure natürlich aber auch eine Kritik an den Marvel-Filmen – nicht ausschließlich, aber doch sehr deutlich formuliert. Umso überraschender scheint es daher, dass Coppola tatsächlich auch einen Marvel-Film mochte: nämlich „Deadpool“.
Das verriet Coppola in einem Interview mit dem US-Branchenmagazin Variety, in dem es hauptsächlich um die lange Karriere des Regisseurs, seine Sicht auf das Filmemachen und sein geplantes Projekt „Megalopolis“ geht, das er mit 120 Millionen Dollar selbst finanzieren will.
"Deadpool": Ein riskantes Herzensprojekt
Ein großes Risiko also – und vielleicht ist genau das die Erklärung, warum Coppola von den vielen, vielen Marvel-Filmen ausgerechnet „Deadpool“ hervorhebt. Denn auch wenn man es heute aufgrund des großen Erfolgs kaum glauben mag: „Deadpool“ war tatsächlich ein gewisses Risiko für Studio Fox – ein Superheldenfilm mit US-Altersfreigabe für Erwachsene galt vor wenigen Jahren nämlich noch als sicherer Flop.
Grünes Licht erhielt „Deadpool“ nach vielen, vielen Jahren in der Entwicklung und trotz des unermüdlichen Einsatzes von Hauptdarsteller Ryan Reynolds erst, nachdem ein von Regisseur Tim Miller gedrehter Konzept-Kurzfilm an die Öffentlichkeit gelangte und im Internet begeistert aufgenommen wurde.
Schlussendlich konnten Reynolds, Miller und Co. so dann also doch noch „Deadpool“ drehen – zwar mit einem wesentlich geringeren Budget als die meisten Superheldenfilme (nämlich „nur“ 58 Millionen), aber dafür genau so, wie sie es gerne wollten.
Und auch das ist etwas, das Coppola wohl gefallen dürfte, schließlich drückte er auch im Interview mit Variety noch einmal sein Bedauern darüber aus, dass selbst so „wundervolle Filmemacher“ wie Denis Villeneuve („Dune“) und Cary Joji Fukunaga („James Bond: Keine Zeit zu sterben“) nicht die Chance bekommen, die „Filme in ihren Herzen“ zu machen.
Kommt es in "Deadpool 3" endlich zum Treffen von Deadpool & Wolverine? Darum stehen die Chancen jetzt besser denn je!