Mit „Total Recall“ verbindet mich etwas ganz Besonderes, denn den beim Kinostart am 26. Juli 1990 noch ab 18 Jahren freigegebenen Film hab ich bereits mit zwölf gesehen, mit meinem Papa, in einem bis zum Anschlag gefüllten Kino. Das dürfte so ziemlich die erste Berührung mit Erwachsenen-Unterhaltung überhaupt gewesen sein. Die, selbst nach heutigen Maßstäben noch, sehr blutigen Gewaltszenen haben mein zartes Kinderseelchen allerdings nicht beschädigt, vielmehr war mein damaliges, heftig pubertierendes Ich vom Anblick einer dreibrüstigen Frau ungeheuer fasziniert.
Der bleibende Eindruck resultierte aber nicht nur aus diesem Umstand: Der amerikanische Film des niederländischen Regisseurs Paul Verhoeven war schlicht und einfach verdammt unterhaltsam, unheimlich rasant, sicherlich brutal, aber eben auch lustig und die liebevoll ausgestalteten Kulissen und tollen Masken sorgten natürlich besonders bei einem kleinen Jungen, der bisher noch nicht allzu viel gesehen hatte, für große Augen und einen vor Staunen weit offenen Mund.
Und, ganz klar, auf den überlebensgroßen Arnold Schwarzenegger als Held konnten sich zu dieser Zeit eh alle einigen, egal ob klein oder groß. Arnie war viel mehr als nur ein Schauspieler, er war ein Gott, bei dessen Anblick man todsicher sein konnte, dass alles wieder gut wird.
Ein Film fürs Leben...
„Total Recall“ ließ mich nie wieder los. Aber in den folgenden Jahren sollte es nicht nur Neusichtungen (allerdings natürlich lediglich auf dem popeligen Wohnzimmer-Fernseher) geben, ich zockte außerdem das Jump’n’Run-Videospiel zum Film bis zum Abwinken und ich las „Erinnerungen en gros“ von Science-Fiction-Titan Philip K. Dick, die Kurzgeschichte, auf die das Leinwandabenteuer basiert und von der erstaunlich viel in den Film übernommen wurde.
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Vor allem aber wurde ich zu einem Riesenfan von Paul Verhoeven und mir wurde langsam bewusst, was dessen Arbeiten für Hollywood so besonders macht. Verhoeven verstand wie kaum ein Zweiter (siehe auch „RoboCop“ von 1987, „Basic Instinct“ von 1992, oder „Starship Troopers“ von 1997) die Grenzen von aufwändig produziertem US-Mainstream-Kino zu verschieben. Seine Filme gingen immer einen Schritt weiter, wagten etwas, waren subversiv.
...und ein echter Grenzensprenger!
Nicht nur, dass „Total Recall“ eine der ersten Big-Budget-Produktionen gewesen sein dürfte, die sich nahe an der Splatter-Ästhetik bewegte, der Regisseur geht hier auch seiner Vorliebe für starke Frauen nach und stellt Schwarzenegger, immerhin einer der größten Leinwand-Machos der 80er- und frühen 90er-Jahre, mit der von Rachel Ticotin gespielten Rebellenführerin Melina eine eigenständige, kampfstarke Frau an die Seite.
Zudem spielt Verhoeven lustvoll mit den Realitätsebenen, was sich besonders beim „typischen“ Hollywood-Ende bemerkbar macht, dass zwar schön kitschig daherkommt, gleichzeitig aber offen lässt, ob es wirklich so gemeint ist. Das Schönste aber: Die Großproduktion macht keinen Hehl daraus, das ihr Herz für die Außenseiter, die Freaks, schlägt und nicht für das Establishment.
"Total Recall" wieder im Kino
Mittlerweile kenne ich „Total Recall“ natürlich sehr gut, aber ich bin mir sicher, dass ich am 1. März 2022 im Kino sitzen und erneut mit großen Augen und weit offenem Mund auf die Leinwand schauen und dieses Highlight endlich wieder in angemessener Form genießen werde, wie damals. So mancher Zauber währt halt doch ewig.
Am 1. März kommt „Total Recall“ nämlich für einen Tag erneut in die Kinos – und zwar im Rahmen der „Best Of Cinema“-Reihe von Studiocanal.
DIE "BEST OF CINEMA"-REIHE – PRÄSENTIERT VON FILMSTARTS
Besonders schön ist aber: Mit „Best Of Cinema“ wird es in den kommenden Monaten noch viele weitere Möglichkeiten geben, Filmklassiker im Kino zu erleben. Und dank einer digitalen Restaurierung sind die Meisterwerke zum ersten Mal in gestochen scharfer 4K-Auflösung zu sehen und in brillantem Ton zu hören.
Als offizieller Medienpartner wird euch FILMSTARTS auch über die kommenden Kinostarts der Reihe auf dem Laufenden halten, die jeden Monat einen weiteren großen Klassiker zurück in die Lichtspielhäuser bringt. Weitere Informationen findet ihr auch auf der „Best of Cinema“-Webseite.
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