+++ Meinung +++
Von Anfang an konnte ich „Das Buch von Boba Fett“ nicht so richtig ernst nehmen. Versteht mich nicht falsch: Ich finde, die neue „Star Wars“-Serie auf Disney+ ist ein großer Spaß. Auch wenn sie mal wieder auf Tatooine spielt (ein Planet, den wir schon so oft gesehen haben, dass fast der Eindruck entsteht, die von George Lucas erdachte Galaxis würde sich auf diesen einen Sandklumpen beschränken), so hat sie doch einen charmanten Trashfaktor und liefert nie zuvor gesehene Einblicke in die unterschiedlichen Subkulturen des Planeten.
›› "Das Buch von Boba Fett" bei Disney+*
Doch obwohl mir das Worldbuilding von „Boba Fett“ sehr gefällt, konnte mich die eigentliche Handlung bisher nicht mitreißen. Grund dafür ist in erster Linie die titelgebende Hauptfigur. Mein Kollege Tobias Mayer sieht das ähnlich und hat bereits einen umfangreichen Artikel darüber geschrieben, warum Boba Fett als Titelheld nicht funktioniert. Das für mich allergrößte Problem der Figur in den ersten drei Folgen lässt sich jedoch recht knapp zusammenfassen: Boba Fett hat hier einfach kein erkennbares Motiv für seine Taten.
Damit uns das Schicksal von Figuren auch emotional abholt, ist es in der Regel aber notwendig, dass wir deren Motivation nachvollziehen können. Das heißt nicht, dass wir deren Ansichten teilen und uns genauso entscheiden würden, nur eben, dass wir uns in die Gefühlslage der Figur hineinversetzen und sie verstehen können.
In „The Mandalorian“ entwickelt Din Djarin eine väterliche Beziehung zu Grogu alias Baby Yoda und will den kleinen Racker unbedingt beschützen. In der Original-Trilogie fühlt sich Luke Skywalker dazu berufen, als Rebell gegen die Unterdrückung des Imperiums zu kämpfen – und zwar erst recht, als Sturmtruppler seine Zieheltern getötet haben.
Klarer Fehler in "Boba Fett": Diese Szene aus Folge 4 ergibt überhaupt keinen SinnEs gehört eigentlich zum Einmaleins von Drehbuchautor*innen, ihren Hauptfiguren ein Motiv für ihr Handeln zu geben. Doch bei „Das Buch von Boba Fett“ wurde dieser wichtige Punkt lange Zeit sträflich vernachlässigt. Über drei Folgen lang fragte ich mich, warum Boba Fett ein Gangsterboss werden will. Die Serie lieferte einfach keine Antwort – bis jetzt.
In Folge 4 erfahren wir endlich Boba Fetts Motiv
Im Gespräch mit Fennec Shand (Ming-Na Wen) in Folge 4 erklärt Boba Fett nun endlich, warum er die Arbeit als Kopfgeldjäger an den Nagel gehängt hat und sich jetzt zum neuen Anführer der kriminellen Unterwelt von Mos Espa aufschwingen möchte:
Zu lange hätte er die Befehle von Idioten ausgeführt. Sich unzählige Male in lebensgefährliche Situationen begeben, ohne dass es überhaupt nötig gewesen wäre. Er habe es satt, dass die Macht meist in den Händen von denjenigen liege, die nicht damit umzugehen wissen. Boba Fett möchte zeigen, dass es auch anders geht.
Nach "Boba Fett": Dieser Sci-Fi-Kultstar soll nun ein "Star Wars"-Spin-off bekommenEr will mit Respekt herrschen, unnötige Konflikte vermeiden und seine eigene Vision durchsetzen. Man könnte auch sagen: Der Freiberufler hat keine Lust mehr, immer nur für andere zu schuften, stellt den Sinn seiner bisherigen Arbeit infrage, und gründet nun sein eigenes Unternehmen, um es besser zu machen. Für mich ein durchaus nachvollziehbarer Grund, Jabbas alten Platz einnehmen zu wollen.
Diese Information kommt in der Mitte der Staffel natürlich viel zu spät. Hätten wir sie früher bekommen, so hätten wir besser mit den Geschehnissen der ersten Folgen mitfiebern können. Aber immerhin kam sie überhaupt. Mir persönlich hilft das, mich mehr auf die Figur Boba Fett einzulassen, deren Verhalten mir bisher total willkürlich erschien.
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