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    "Boba Fett": Das große Problem mit der neuen "Star Wars"-Serie
    Tobias Mayer
    Tobias Mayer
    -Redakteur
    Tobias liebt „Star Wars“ so sehr wie keine andere Filmreihe, von „Die dunkle Bedrohung“ bis zu „Der Aufstieg Skywalkers“ und mit allen Macken.

    Drei Folgen von „The Book Of Boba Fett“ sind bisher erschienen und als „Star Wars“-Fan habe ich mit dieser Serie durchaus meinen Spaß – was aber leider nichts mit der Hauptfigur zu tun hat, die bis dato nahezu komplett blass bleibt.

    The Walt Disney Company (Screenshot aus der Serie)

    +++ Meinung +++

    The Mandalorian“ war eine extrem nerdige „Star Wars“-Serie, die aber auch im breiten Publikum Gefallen fand. Hardcore-Fans wurden mit Anspielungen auf teilweise komplett obskure Momente der inzwischen 45-jährigen „Star Wars“-Geschichte erfreut und alle anderen mit einer herzerwärmenden Ersatzvater-Adoptivsohn-Geschichte zwischen einem behelmten Kopfgeldjäger und einem kleinen grünen Racker.

    Das im Vergleich zu „The Mandalorian“ messbar geringere Interesse an der Spin-off-Serie „Das Buch von Boba Fett“ deutet darauf hin, dass sich der „Mandalorian“-Erfolg – die Heirat zwischen Mainstream und Nerdigkeit – dieses Mal nicht wiederholen wird. Auch ich als Fan muss sagen: Ich mag die Serie zwar, wirklich fett ist „Boba“ bisher jedoch leider nicht.

    Erstmal das Positive: Der Trash macht Laune

    Drei von sieben Folgen sind erschienen, also ist ein erstes Zwischenfazit erlaubt und ich fange dabei mit dem Positiven an: Die Serie „Das Buch von Boba Fett“ hat nicht nur einen in seiner Missverständlichkeit wirklich wunderbar bekloppten Titel, sie ist auch einfach sehr witzig, wann immer die trashige Seite der „Star Wars“-Saga zelebriert wird.

    ›› "Boba Fett"-Serie bei Disney+*

    Schon seit dem ersten Film, der heute als „Episode 4: Eine neue Hoffnung“ bekannt ist, verbindet sich in „Star Wars“ das Mythologische mit profanem Space-Opera-Trash, der an die Pulp-Geschichten von Flash Gordon angelehnt ist. Die „Boba Fett“-Serie – und das ist ausdrücklich und völlig unironisch nicht als Kritik gemeint – liefert in Sachen Trash voll ab. Hier zwei Beispiele:

    Der frischgebackene Gangsterboss Boba lässt sich in seinem Palast von einem Duo aus zweibeinigen, grünen, mitunter quiekenden Schweinen beschützen. Ich weiß, liebe Nerd-Kolleg*innen, dass die Gattung eigentlich Gamorreaner heißt und man sie total ernst nehmen kann, wenn man will. Aber sie laufen in „Boba Fett“ nun mal auch noch in drolligen Stofffetzen durch die Gegend, die aussehen wie Röcke, während sie stolz ihre nackten Bäuche präsentieren.

    Ein Hamster zum Abtrocknen

    In Folge 2 trat dann ein Zwillings-Paar der Hutts auf, also zwei sehr korpulente Würmer, die sich auf einer Trage fortbewegen. „Star Wars“-Schöpfer George Lucas legte Jabba The Hutt in „Star Wars 6“ (1983) als Karikatur eines Paten an, das war ein Volltreffer, und „Boba“-Showrunner Jon Favreau und sein Team steigern die liebenswürdige Beklopptheit der ganzen huttischen Anmutung auf die einzige mögliche Art: Sie lassen den einen der Hutts zum Abtrocknen des Schweißes nach einem weißen, ängstlichen Hamster-Viech greifen, das der Verbrecher-Lord nach dieser Zweckentfremdung wieder zurück in einen Bottich legt.

    Klarer Fehler in "Boba Fett": Diese Szene aus Folge 4 ergibt überhaupt keinen Sinn

    Es gibt weitere Beispiele, aber kurzum: „Das Buch von Boba Fett“ ist in den ersten drei Folgen eine Serien-gewordene Feier von allem, was wirklich lustig ist an „Star Wars“ (womit nicht die infantilen Witze gemeint sind, die George Lucas in die Prequels einbaute). Allerdings will die Serie auch ernst genommen werden, so wie „The Mandalorian“ es tat, und daran scheitert sie bisher – was zuallererst mit der Figur Boba Fett und dem Schauspieler Temuera Morrison zu tun hat.

    Das Problem mit Boba Fett

    Von seiner Historie her ist Boba Fett ein Charakter, der sehr wahrscheinlich zuallererst als Spielzeugfigur entworfen wurde, bevor eine elaborierte Hintergrundgeschichte folgte. Nicht umsonst berichten „Star Wars“-Fans der ersten Generation noch heute, wie faszinierend sie diesen Typen mit dem Eimer-Helm und dem Raketenrucksack als Kids fanden, der sie zu Abenteuern im Kinderzimmer inspirierte. In den alten Filmen kam Boba kaum vor, seine bloße Präsenz reichte jedoch aus, um zu wissen: Dieser Mann tut alles, damit er sein Kopfgeld verdient.

    Inzwischen hat Boba Fett eine ausführliche Biographie bekommen; in „Star Wars 2: Angriff der Klonkrieger“ und insbesondere in der Animationsserie „The Clone Wars“ lernen wir ihn als Kind kennen, als Klon von Jango Fett, dessen Vater von einem Jedi geköpft wird. Der junge Boba begibt sich auf den Pfad der Rache und wird zu einem Kopfgeldjäger, dem der Ruf vorauseilt, ein Killer zu sein – völlig zu recht. In „The Book Of Boba Fett“ ist davon aber so gut wie nichts zu spüren. Die Serie zeigt uns einen geläuterten Mann, ohne an dessen Vergangenheit vor dem Sarlacc zu erinnern.

    In einer Rückblende wird erzählt, wie sich Boba zunächst – erstaunlich unspektakulär – aus dem Sarlacc befreit, in den er in „Star Wars 6“ gestoßen wurde, weil dem Team um George Lucas einfach nichts anderes mehr zu der Figur eingefallen ist. Anschließend gibt es in der Serie weitere, lange Rückblenden über Boba, der auf Tatooine das Vertrauen und den Respekt eines Eingeborenenstammes gewinnt und dabei, wahrscheinlich zum ersten Mal seit langem, wieder Verantwortung für jemand anderen als nur sich selbst übernimmt. An keiner Stelle ist dabei wirklich zu spüren, dass wir es hier mit einem verrohten Killer zu tun haben.

    Vielleicht folgt die große Konfrontation mit der Vergangenheit noch im Laufe der übrigen vier Folgen. Drei Episoden lang aber blieb Boba für mich die Leerstelle im Zentrum eines ansonsten mitunter irrwitzigen Spektakels und ich kann mir vorstellen, wie es Zuschauer*innen gehen muss, die die Figur erst in dieser Serie kennenlernen. Was soll an diesem Typen noch mal so toll sein?

    Wo der im Vergleich zu Boba zunächst sowohl namen- als auch gesichtslose Mandalorianer in „The Mandaloian“ eine geheimnisvolle und mehr und mehr verletzliche Seite offenbarte, bleibt der berühmteste Kopfgeldjäger der Galaxis eine diffuse Figur. Und leider trägt der ansonsten grundsympathische Hauptdarsteller Temuera Morrison bisher nichts dazu bei, diesen Eindruck zu ändern.

    The Walt Disney Company (Screenshot)

    Was die Serie bis dato nicht effektiv über Bobas Vergangenheit vermittelt hat, hätte Temuera Morrison Kraft seines Schauspiels rüberbringen müssen. Wahrscheinlich weiß der in „Star Wars“-Dingen nicht als bewandert aufgefallene Schauspieler aber selbst auch nicht so richtig, wer seine Figur eigentlich ist…

    ... was wiederum schlicht daran liegen könnte, dass Showrunner Jon Favreau und sein Team das Profil ihrer Hauptfigur einfach selbst aus den Augen verloren haben, irgendwo zwischen Badass-Image, Läuterung und dem von Disney formulierten Anspruch, dass Boba in einer Familienserie bloß nicht als Schurke auftreten darf. Temuera jedenfalls scheint immer dann am meisten Spaß zu haben, wenn er in den Kämpfen wilde Grimassen schneidet und immer dann fügt sich sein Boba auch ganz wunderbar in den trashigen Rahmen der Serie ein.

    Eine Gangster-Geschichte zum Gähnen

    Der Haupt-Plot der Serie hilft bisher leider auch nicht dabei, Bobas Charakter irgendwie interessanter zu machen. Boba will als selbsternannter Nachfolger von Jabba ein Pate von Tatooine sein, der die von ihm unterjochten Menschen irgendwie trotzdem mit Respekt behandelt, was in sich schon widersprüchlich ist, ohne dass dieser Widerspruch groß thematisiert wird. Noch dazu erweist sich Bobas Zank mit den unterschiedlichen Fraktionen von Tatooine bisher als überwiegend öde, wenn nicht gerade ein übellauniger Wookie für eine zünftige Keilerei im Gangster-Palast sorgt.

    Vier Folgen der „Boba“-Serie stehen noch aus, weiter geht es am Mittwoch, dem 19. Januar (ab 9 Uhr auf Disney+). Es deutet aktuell zwar wenig darauf hin, dass die Serie an „The Mandalorian“ heranreichen wird, doch vielleicht überrascht mich „Boba Fett“ in dieser Hinsicht ja doch noch (und ich werde der erste sein, der es zugeben würde). Wenn nicht, dann wäre das große Projekt gescheitert, aus Boba Fett mehr zu machen als eine Actionfigur oder einen Kopfgeldjäger, den nur Nerds wirklich verstehen – doch ich hätte dabei dennoch meinen Spaß gehabt.

    *Bei diesem Link zu Disney+ handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr FILMSTARTS. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

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