In „The Last Duel“ dreschen die Superstars Matt Damon und Adam Driver zunächst mit Lanzen, dann auch mit Schwertern und Äxten aufeinander ein. Das titelgebende Duell hat tatsächlich stattgefunden – es war der letzte gerichtlich angeordnete Kampf auf Leben und Tod in der Geschichte Frankreichs. Meisterregisseur Ridley Scott setzt das auf gewohnt bombastische Weise in Szene.
„The Last Duel“ liefert aber garantiert keine romantische Verklärung, sondern legt stattdessen die brutale Wirklichkeit des Mittelalters gnadenlos offen – und das auf eine Weise, die „The Last Duel“ zu einem der wichtigsten Filme des Jahres macht. Es ist schließlich alles andere als Zufall, dass Shooting Star Jodie Comer („Free Guy“) auf dem offiziellen Poster im Zentrum vor ihren männlichen Co-Stars abgebildet ist:
Der Grund für das Duell ist nämlich eine Vergewaltigung. Der Knappe Jacques LeGris (Adam Driver) ist angeklagt, Marguerite (Jodie Comer), die Frau des Ritters Jean de Carrouges (Matt Damon), missbraucht zu haben. Am Ende soll das Duell klären, wer die Wahrheit sagt – und wenn Jean de Carrouges verliert, dann wird Marguerite als Lügnerin auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Ridley Scott zeigt die Geschichte in „The Last Duel“ dabei gleich drei Mal hintereinander – jeweils aus der Perspektive einer der drei Hauptfiguren. Ein faszinierender Ansatz, wie man ihn aus dem Big-Budget-Hollywoodkino nun wirklich nicht gewohnt ist. Aber das ist ja auch kein Wunder, schließlich haben das Skript Matt Damon und Ben Affleck gemeinsam mit ihrer Co-Autorin Nicole Holofcener geschrieben – und was viele nicht wissen: Die besten Freunde Damon und Affleck haben bereits 1998 einen Oscar für das Beste Drehbuch des Jahres gewonnen (nämlich für „Good Will Hunting“)!
Sicherlich geht es in „The Last Duel“ auch darum, wer nun die Wahrheit sagt. Aber noch mehr geht der Film an die Nieren, wenn er systematischen Sexismus offenlegt: Als Jean de Carrouges erfährt, dass Marguerite vergewaltigt wurde, fühlt er sich zuerst einmal in seiner eigenen Ehre gekränkt – bevor er irgendwann auch mal einen Gedanken an die Gefühle seiner Frau verschwendet. Bei der Gerichtsverhandlung geht es offiziell übrigens auch nicht etwa um eine Vergewaltigung. Stattdessen ist Jacques LeGris angeklagt, das Eigentum des Ehemannes des Opfers verletzt zu haben.
„The Last Duel“ ist also in erster Linie IHRE Geschichte: Jodie Comer begeistert in der Rolle der ebenso intelligenten und schlagfertigen wie standhaften und kämpferischen Marguerite, die aufgrund der äußeren Umstände aber doch immer den Launen der Männer um sie herum ausgeliefert bleibt. „The Last Duel“ steht damit in der Tradition einer Reihe jüngerer Leinwandhits, die ebenfalls mitreißendes Hollywoodkino mit einer brandaktuellen, aufrüttelnden Message verbinden.
Gefeierte Weltpremiere in Venedig
Entsprechend positiv waren auch die ersten Reaktionen nach der umjubelten Weltpremiere von „The Last Duel“ beim Filmfestival in Venedig, wo Ridley Scott mit dem prestigeträchtigen „Glory To The Filmmaker“-Preis für sein visionäres Lebenswerk ausgezeichnet wurde. So schreibt etwa Ben Croll in seiner begeisterten Kritik für Indiewire:
„Ein intelligenter und wirklich mutiger Big-Budget-Film.“
Auch James Mottram stellt in seiner Besprechung für Total Film fest:
„Eine zum Nachdenken anregende Erzählung von systematischem Missbrauch. In einem großartigen Cast strahlt Jodie Comer am hellsten.“
Und Jessica Kiang lobt in ihrer Hymne für The Playlist unter anderem die drei männlichen Hauptdarsteller – mit einer angemessen bissigen Feststellung:
„Es ist ermutigend, dass Affleck, Damon und Driver zu so einer Höchstform auflaufen, wenn es darum geht, in gewisser Hinsicht das eigene Geschlecht zu verraten. Gemeinsam zeigen sie auf eine sehr unterhaltsame […] Weise, warum Männer schon immer die absolut Schlimmsten waren.“
Mit „The Last Duel“ haut Ridley Scott also auch jenseits der Achtzig noch einmal ein hochaktuelles, dabei ebenso unterhaltsames wie aufrüttelndes Big-Budget-Epos raus. Daran erkennt man einen wahren Meisterregisseur!
Der packende „The Last Duel“ mit Jodie Comer, Matt Damon, Adam Driver und Ben Affleck ist ab dem 14. Oktober 2021 bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.