+++ Meinung +++
Mit ihrem kuscheligen Titelhelden, der noch dazu aus einem berühmten Kinderbuch stammt, sind die „Peter Hase“-Filme, in denen computeranimierte Tiere auf „Bad Neighbors“-Star Rose Byrne und „Star Wars 7“-Schurke Domhnall Gleeson treffen, waschechtes Familienkino. So weit, so klar. Doch wir alle wissen: Es gibt zwei Arten von Familienkino! Filme, in die Kinder ihre erwachsene Begleitung zerren. Und Filme, die wirklich Jung und Alt gleichermaßen genießen können. Die „Peter Hase“-Filme gehören vor allem dank ihres (Meta-)Humors und ihres frechen Esprits zweifelsohne zur zweiten Kategorie.
Ein Hase mit Herz in Rebellenstimmung
Im ersten „Peter Hase“-Film lernen wir den quirligen Titelhelden als Langohr kennen, das genauso charmant wie rebellisch ist. Von Regeln hält Peter (Stimme in der deutschen Fassung: Christoph Maria Herbst) nicht viel – und so klaut er sich sein Essen am liebsten aus dem Gemüsegarten von Mr. McGregor (Sam Neill). Als dieser einen Herzinfarkt erleidet, glaubt Peter Hase, einen wichtigen Sieg errungen zu haben – doch kurz darauf zieht auch schon der jüngere und vor allem noch verbissenere Thomas McGregor (Domhnall Gleeson) im Haus neben Peters Hasenbau ein. Mit dem liefert sich Peter sogleich einen noch wilder ausgetragenen Kleinkrieg, der sogar droht, die Beziehung zwischen Peter, seiner flauschigen Familie und der tierlieben Malerin Bea (Rose Byrne) kaputtzumachen.
Doch nach vielen verrückten Eskapaden im pittoresken Lake District sowie einem Abstecher nach London scheint endlich dauerhafter Frieden bei den Hasen und ihren menschlichen Nachbarn einzukehren, obwohl sich Peter durch die Ereignisse aus Teil 1 bei Bea und Thomas McGregor den Ruf eines unverbesserlichen Schelms eingebrockt hat. Als der Titelheld in „Peter Hase 2 - Ein Hase macht sich vom Acker“ feststellt, dass seine frechere Seite in der Großstadt mehr geschätzt wird, beschließt Peter, seine alte Heimat hinter sich zu lassen. Allerdings sorgt ein Notfall schon bald dafür, dass Peter eine erneute, schwerwiegende Entscheidung treffen und seine wahre Heimat finden muss...
Plüschiger Humor für alle Altersgruppen
Er meint es nie böse, aber trotzdem schlägt Peter Hase wiederholt über die Stränge. Vor allem, wenn er in seinem ungezügelten Leichtsinn Regeln hinterfragt – mal berechtigt, mal zu seinem eigenen Schaden. Anders gesagt: Peter Hase ist nicht zwingend ein strahlendes Vorbild für Kinder, aber ein wohlmeinender, mit reizvollen Makeln behafteter Held voller Identifikationspotential.
Mit seinen flotten Kommentaren, seiner Vorliebe für Streiche, die oft in cartoonesken Slapstick münden, sowie seiner energiereichen Art sorgt der kecke Peter aber nicht nur beim Kinderpublikum für herzliche Lacher. Denn der Mümmelmann mit braunem Fell und blauer Jacke wandelt quietschfidel zwischen allseits beliebter Gewieftheit, kindlicher Unruhe, jugendlich-vorlauter Attitüde und einer Gerissenheit, die vor allem Erwachsene zu schätzen wissen dürften
Peter Hase 2 - Ein Hase macht sich vom AckerAugenzwinkernde Meta-Spielereien
Hinzu kommt, dass Regisseur und Autor Will Gluck die „Peter Hase“-Filme mit quirligen Meta-Späßen anreichert. So wird eine London-Spritztour im Erstling schnippisch vom Hasen selbst als vollkommen umständlich entlarvt – es ginge dabei vor allem darum, all die Touristenhöhepunkte im Film unterzubekommen. An anderer Stelle treibt die Erzählerin das Geschehen voran, indem sie potenziell klischeehafte Komplikationen der Story zu einer flotten Montage zusammenstaucht – und der Meta-Höhepunkt ist erreicht, wenn Peter den Film schließlich sogar ganz anhält, um sich augenzwinkernd beim Publikum für einen seiner Streiche entschuldigen, weil er doch jetzt bitte keine erbosten Briefe bekommen möchte.
So geht es nun auch in „Peter Hase 2“ weiter: Darin gibt es einen für erwachsene Filmfans ganz besonders genüsslichen Handlungsstrang rund um Thomas und Bea, der nichts anderes ist als ein einziger, gewaltiger Seitenhieb auf Geschäftsleute, die unerwünschten Einfluss auf das Werk von Kunstschaffenden zu nehmen versuchen, wovor ja auch die Filmbranche nicht gefeit ist: David Oyelowo verlangt in der Rolle des Verlegers Nigel Basil-Jones von Kinderbuchautorin Bea (quasi als Stand-in für „Peter Hase“-Erfinderin Beatrix Potter), dass sie ihre herzlichen kleinen Geschichten doch bitte massiv modernisieren, sensationeller gestalten und um mehr Merchandise-Möglichkeiten erweitern möge.
Ein Frechdachs-Hase zum Liebhaben
Aber ganz gleich, wie süffisant der Humor in den „Peter Hase“-Filmen zwischendurch auch sein mag, am Ende werden sie doch vor allem durch ein großes erzählerisches Herz zusammengehalten – egal, ob Bea und der ausdrucksstark animierte Titelheld wortlos ihre Köpfe zusammenstecken, um sich zu entschuldigen, oder Thomas mit verwirrtem Lächeln versucht, Freundschaft mit Tieren zu schließen, obwohl er solche Vermenschlichungen eigentlich für absurd hält, ihm der Frieden aber noch wichtiger ist.
Und so merkt man den „Peter Hase“-Filmen einfach an, dass bei den kreativen Entscheidungen nicht nur kommerzielle Interessen eine Rolle gespielt haben, wie es im Familienkino ja sonst gerne mal der Fall ist – und das ermöglicht es wiederum dem erwachsenen Publikum, sich genauso auf die Erzählung einzulassen, wie es die jüngeren Kinogänger ohnehin tun werden.
„Peter Hase 2 - Ein Hase macht sich vom Acker“ läuft seit dem 1. Juli 2021 in den deutschen Kinos.