Ja, Seit seinem überragenden Meisterwerk „Nobody Knows“, in dem vier junge Geschwister plötzlich allein klarkommen müssen, weil ihre Mutter einfach nicht mehr in die kleine Wohnung in einem Hochhaus in Tokio zurückkommt, zählt Hirokazu Kore-eda zu den bedeutendsten asiatischen Regisseuren unserer Zeit. 2018 hat er seine Karriere dann endgültig gekrönt: Für „Shoplifters – Familienbande“ gab es zuerst die Goldene Palme in Cannes …
… und anschließend dann auch noch eine Oscar-Nominierung für den Besten fremdsprachigen Film des Jahres (bei dem ihm selbst gegen den übermächtigen „Roma“ reelle Chancen eingeräumt wurden, selbst wenn es dann am Ende doch nicht ganz gereicht hat). Wir sind von dem Film ebenso begeistert und schreiben im Fazit unserer 4,5-Sterne-Kritik:
„Ein zutiefst berührendes Porträt einer etwas anderen Familie, eine durch und durch humanistische Gesellschaftskritik und ein würdiger Gewinner der Goldenen Palme bei den Filmfestspielen von Cannes.“
Wer angesichts dieser Lobeshymnen neugierig geworden ist, kann sich heute Abend selbst von der Qualität des Films überzeugen: „Shoplifters“ läuft am 26. Mai 2021 um 20.15 Uhr auf ARTE.
Darum geht’s in "Shoplifters"
Der Bauarbeiter Osamu (Lily Franky) und sein Sohn Shota (Jyo Kairi) wollen eigentlich nur noch schnell ein paar dringend benötigte Dinge im Supermarkt stehlen, als sie auf die in der Kälte auf dem Balkon zitternde Yuri (Miyu Sasaki) stoßen. Weil von deren Eltern jede Spur fehlt, beschließt Osamu kurzerhand, das kleine Mädchen mit zu sich nach Hause zu nehmen.
Eigentlich soll Yuri nach einem warmen Essen und einem wärmenden Bad wieder nach Hause. Aber als sie Striemen am Körper des Mädchens entdecken, beschließen Osamu, seine Frau Nobuyo (Sakura Ando) und die Großmutter Hatsue (Kiki Kirin), der die kleine Hütte gehört, sich einfach weiter um Yuri zu kümmern…
Ein Film voller Twists und Tränen
Im weiteren Verlauf des Films gibt es noch eine ganze Reihe von Twists, was die Zusammensetzung dieser ungewöhnlichen Familienbande anbelangt. Aber auch wenn sie unter prekären Bedingungen auf engstem Raum zusammenlebt, porträtiert Hirokazu Kore-eda ihren Alltag mit einer solch tiefen Empathie, Menschlichkeit und Aufrichtigkeit (ohne dabei auch nur in die Nähe von Armutskitsch abzugleiten), dass man ihm zu seinem humanistischen Meisterstück nur gratulieren kann!
Im Anschluss an „Shoplifters“ hat Hirokazu Kore-eda mit „La Vérité – Leben und lügen lassen“ übrigens seinen ersten fremdsprachigen Film gedreht (mit Catherine Deneuve und Juliette Binoche) – ebenfalls sehr sehenswert und aktuell im Abo von Amazon Prime Video* enthalten.
Von uns gibt es 4 von 5 Sterne und das Fazit: „Getragen von zwei französischen Leinwandlegenden gelingt Kore-eda das Kunststück, im selben Moment die Magie des großen französischen Schauspieler-Kinos zu feiern und trotzdem eine unglaublich intime, oft wunderbar humorvolle Geschichte zwischen Wahrheit und erfundener Wahrheit zu erzählen.“
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