In der Netflix-Serie „Shadow And Bone – Legenden der Grisha“ steht Heldin Alina zwischen zwei Männern: ihrem treuen Kindheitsfreund Mal und dem charismatischen Grisha-General Kirigan, der auch der Dunkle bzw. Darkling genannt wird.
Alina und Mal (Archie Renaux) haben sich in Staffel 1 (im Gegensatz zu Buch 1!) noch nicht geküsst – das werde in einer möglichen zweiten Staffel noch kommen, bestätigte „Shadow And Bone“-Showrunner Eric Heisserer bereits. Dafür gab es zwischen Alina und dem Dunklen in der ersten Season bereits einige intensive Knutsch-Szenen.
Alinas und Kirigans Kuss: Serie vs. Buch
Anhänger von „Darklina“, wie Fans von Leigh Bardugos Buchreihe und der Netflix-Serie das Pärchen Alina+Darkling nennen und auf eine Beziehung der beiden hoffen, schmolzen bei den Kuss-Szenen in „Shadow And Bone“ nur so dahin. In den Büchern hingegen gehören die intimen Momente zwischen Alina und dem Grisha-General, vor allem der erste Kuss, zu den kontroversesten der ganzen Reihe – und Bardugo erklärte bereits, dass sie die Szene heute anders schreiben würde.
Im ersten Band der „Grisha“-Trilogie, „Goldene Flammen“, küsst der Dunkle Alina ohne deren Einverständnis. Im Buch wird der mächtige Schattenbeschwörer-Grisha als älterer Mann beschrieben, der seine Macht ausnutzt und Alina (Jessie Mei Li) verführt und manipuliert, um sie unter seine Kontrolle zu bringen. Schließlich überrumpelt er sie mit einem Kuss. Alina selbst hatte bis dahin keine Annäherungsversuche gestartet, wurde passiv dargestellt.
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Netflix hat in der Serien-Adaption diese problematische Konstellation nun aufgebrochen und eine etwaige Anziehungskraft zwischen Alina und dem Dunklen (Ben Barnes) viel besser rübergebracht, indem auch Alina ein aktiver Part des Geschehens ist. Der (junge und gutaussehende) General ist zwar in der mächtigeren Position, aber Alina lässt sich nicht zu Nähe drängen, sondern sucht sie ganz bewusst, denn sie fühlt sich von ihm ganz offensichtlich angezogen – sie besucht Kirigan in seinen Gemächern, nimmt seine Hand und macht schließlich auch beim Kuss den ersten Schritt.
Alina hat in der Serie mehr Kontrolle
Alina die Kontrolle zu geben ist eine kluge Entscheidung, um die Dynamik zwischen den beiden, die letztendlich darauf hinausläuft, dass sie sich als Schatten- und Sonnenbeschwörer*in gegenüberstehen werden, von Anfang an etwas balancierter darzustellen. Natürlich gibt es immer noch ein Gefälle in Sachen Macht, Alter und Erfahrung – das ist auch Absicht. Denn Alina steht noch ganz am Anfang ihres Grisha-Daseins. Doch wird sie nun nicht mehr als komplett naives Mädchen, das manipuliert werden kann, dargestellt, sondern weiß in einigen Punkten auch einfach, was sie will und was sie zulassen möchte.
Netflix hat hier auch nicht einfach eine so von der Autorin gewollte Darstellung überschrieben – das ist wichtig zu betonen. Leigh Bardugo, die selbst als Produzentin an „Shadow And Bone“ beteiligt ist, hat schon öfter in Interviews erklärt, dass ihr die Problematik des ersten Kusses von Alina und dem Dunklen in ihrem Buch bewusst sei. Es sei das erste Buch gewesen, dass sie je geschrieben habe, und sie habe sich dabei noch sehr stark von der Fantasy-Literatur ihrer Jugend beeinflussen lassen, in der Romantik häufig noch als nur vom Mann ausgehend dargestellt wurde.
Netflix-Hit "Shadow And Bone": Das Ende und Kirigans Schicksal erklärtDie Netflix-Adaption bot ihr nun die Möglichkeit, solche Probleme aus dem Buch auszubügeln. Alina wird in der Serie generell aktiver dargestellt als im ersten Band der Buchreihe, überlässt Entscheidungen weniger Mal oder Kirigan, sondern trifft sie selbst.
Wunsch der Autorin: Diversere Figuren
Dass Leigh Bardugo stark von der Fantasy-Literatur ihrer eigenen Jugend geprägt wurde und dies in ihren Debüt-Roman einfließen ließ, bezieht sich übrigens nicht nur auf Alinas Autonomie. Auch dass sie ihre Figuren nicht diverser darstellte, bereute Bardugo später und änderte dies nach und nach in ihren folgenden Büchern. Anfänglich sei sie noch sehr stark von den Fantasien geprägt gewesen, mit denen sie aufwuchs: Darin wurden „sehr weiße, sehr geradlinige traditionelle Geschichten über Auserwählte“ erzählt, so Bardugo im Interview mit Polygon.
In der Netflix-Serie wurde dieser Punkt nun auf Wunsch der Autorin von Anfang an berücksichtigt. So ist Alina in der Serie zum Beispiel eine „halbe Shu“, einer ihrer Eltern stammt aus Shu Han, einem Land, gegen das Ravka Krieg führt. Aufgrund ihrer Herkunft wird Alina in der Serie immer wieder rassistisch angefeindet – das machte auch ihren Status als Außenseiterin noch einmal nachvollziehbarer. In den Büchern fehlt dieses Element.
Leigh Bardugo war für diese Änderungen nicht nur offen, sondern hatte sie sich sogar explizit gewünscht, da sie wusste, dass ihre Bücher nicht fehlerfrei waren. So sagte sie gleich zu Beginn des Netflix-Projekts zu Showrunner und Drehbuchautor Eric Heisserer: „Ich will, dass du das hier besser machst als ich es gemacht hab.“ Hut ab!
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