Schon seit einigen Jahren ist für viele Marvel-Fans klar: Bucky Barnes (Sebastian Stan) steht auch auf Männer. In der LGBTQ-Gemeinde freute man sich über wenigstens eine Figur, die nicht überdeutlich heterosexuell porträtiert wird, und er avancierte so zu einem der beliebtesten MCU-Helden – und in der Marvel-Serie „The Falcon And The Winter Soldier“ feierten viele eine vermeintliche Bestätigung.
In der allerersten Folge geht Bucky auf ein Date mit Sushi-Bar-Betreiberin Leah (Miki Ishikawa) und spricht dabei über seine jüngsten Versuche, Menschen kennenzulernen, zum Beispiel mit Dating-Apps. Dabei habe er ziemlich „merkwürdige Bilder“ gesehen und nennt ein Beispiel „Tiger-Bilder“.
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Für viele Fans war das ein überdeutliches Signal: Tiger-Bilder posten auf Tinder und Co. nur Männer. Bucky muss sein Tinder-Filter also so eingestellt haben, dass ihm auch männliche Profile angezeigt werden. Ergo: Es ist bestätigt, dass Bucky bisexuell ist. Das schien gar keine Frage mehr zu sein!
Doch nun gibt es ein Dementi von offizieller Stelle. „The Falcon And The Winter Soldier“-Regisseurin Kari Skogland verneint im Interview mit Variety, dass die Szene ein Hinweis auf Buckys Bisexualität sein sollte.
Es habe schlicht nur zeigen sollen, wie kurios die heutige Zeit auf ihn wirken müsse. Schließlich sei er 106 Jahre alt. Sie habe die Diskussion und die Reaktion der Fans mitbekommen, aber sie muss die Fans enttäuschen: „Wir wollen wirklich nur sein komplettes Fehlen technischer Fähigkeiten zeigen, statt deutlich zu machen, dass er zu einer bestimmten Gemeinschaft gehört. Er passt nirgends hin.“
Auch Momente mit Sam Wilson (Anthony Mackie), in denen Bucky dem Freund nahekommt, seien reine Momente der gegenseitigen Zuneigung und sollten nicht weiter interpretiert werden.
Also mal wieder Queerbaiting?
Damit dürften sich viele Fans bestätigt sehen, die schon direkt nach Ausstrahlung der Episode einen bereits bekannten Vorwurf gegenüber Marvel wiederholt haben. Rund um die Episode gab es schließlich keine Diskussion mehr, ob Bucky nun bisexuell ist oder nicht (das schien klar). Stattdessen erschienen Kommentare sowohl in Magazinen wie auch auf Social Media, dass der Comic-Gigant doch ohnehin einmal mehr nur sogenanntes Queerbaiting betreibe.
Der Vorwurf: Marvel baue ganz bewusst Szenen ein, die dafür sorgen, dass das Publikum interpretieren kann (bzw. sogar muss und soll), dass bestimmte Figuren homo- oder bisexuell sind. Darauf eingezahlt wird am Ende aber nicht, weil man ja keinesfalls irgendwelche konservativen Teile der Kundschaft verprellen will.
Neben der Tiger-Bemerkung wurden auch Buckys und Falcons sehr enger Kontakt im Gras während einer Actionszene oder ein Gespräch mit einer Therapeutin genannt, in dem sich beide mit einem Bein zwischen den Beinen des anderen wiederfanden. Auch das seien Beispiele für Szenen, die Marvel nur einbaue, damit fleißig darauf angesprungen wird, damit sich die LGBTQ-Gemeinschaft repräsentiert fühlt, aber ohne wirklich ein Statement zu setzen.
Aus Sicht des Autors dieser Zeilen sind solche Queerbaiting-Vorwürfe nicht von der Hand zu weisen. Gerade das Tiger-Zitat wurde schließlich sehr bewusst gesetzt. Dass es eine überraschend beträchtliche Zahl von Männern gibt, die es scheinbar für beeindruckend hält, wenn sie auf dem Tinder-Profil mit einem Tiger zu sehen sind, hat schließlich schon weit vor dem Erfolg des Netflix-Hits „Tiger King“ so großes Meme-Potential entfaltet, dass es den Verantwortlichen der Serie nicht verborgen blieb.
Und es war dann ja auch offensichtlich die Intention, dass Menschen bei der Szene denken sollen: Bucky sucht auf Tinder auch nach Männern!
Und da scheint es schon zweifelhaft, dass man aber danach den Gedankensprung machen soll: Er sucht nicht nach Männern, weil er auch an diesen interessiert ist, sondern nur, weil Bucky technisch so unvermögend ist, dass er sein Tinder-Profil nicht richtig einstellen kann und ihm deswegen Männer angezeigt werden.
Captain America, Sharon Carter & Co.: Wie geht es mit den Figuren aus "The Falcon And The Winter Soldier" im MCU weiter?Sebastian Stan hat in der Vergangenheit übrigens schon nach dem vielen Feedback in den bisherigen Marvel-Filmen deutlich gemacht, dass er sich freut, dass ein großer Teil der LGBTQ-Gemeinde so positiv auf seine Figur reagiert, wollte sich aber nicht auf die Sexualität von Bucky festlegen, da das schließlich Marvels Sache sei. Er finde es aber schön, wenn Menschen das reinlesen, was sie reinlesen möchten.
Die erste dann auch wirklich offen homosexuelle Marvel-Heldenfigur soll es dann aber in Kürze geben. Teil von „Eternals“ (Kinostart: 4. November 2021) ist der schwule Superheld Phastos (Brian Tyree Henry), der in dem Kinoabenteuer auch ganz selbstverständlich mit Ehemann (Haaz Sleiman) und Kind als Familie gezeigt werden soll.
Bei Bucky Barnes müssen die Fans dagegen einfach weiter warten. Auch wenn nun dementiert wurde, dass die entsprechenden Szenen als Hinweis gedacht waren, ist ja weiterhin möglich, dass Bucky vielleicht doch bisexuell ist und in einem kommenden Abenteuer sein Coming-Out hat.
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