+++ Meinung +++
Obwohl Elijah Bond das Ouija-Brett im Jahr 1891 erfunden hat, war es doch der Geschäftsmann William Fuld, der nach dem Kauf des Patents ein Vermögen damit machte. Wer jetzt nicht sofort weiß, worum es hier eigentlich geht: Ein Ouija-Brett ist ein Holzbrett mit Buchstaben und Zeichen, auf dem ein Zeiger liegt, den die im Kreis um das Brett sitzenden Mitspieler anfassen, aber nicht bewusst bewegen sollen.
In der Regel bewegt sich der Zeiger dann nach einiger Zeit aber – wie von Zauberhand – plötzlich doch. So soll man laut der Werbung mit Geistern, Verstorbenen und sonstigen übersinnlichen Kräften kommunizieren können. In Wahrheit hat es aber einfach etwas mit der Funktionsweise des motorischen Systems unseres Gehirns zu tun.
Vom Brettspiel zum Kinofilm
Mehr als 120 Jahre nach der Erfindung des Bretts drängte der Spiele-Hersteller HASBRO dann auf eine Verfilmung (nachdem man mit „Transformers“ und „G.I. Joe“ bereits Erfolge gefeiert hatte). Dabei kam dann „Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel“ von Debütregisseur Stiles White heraus – und die Story ist genau die, die man erwarten würde: Eine Teenagerin (Shelley Hennig) findet ein altes Ouija-Brett auf dem Dachboden und probiert es gleich mal aus. Kurze Zeit später baumelt sie tot von der Decke und auch ihre Freunde schweben plötzlich in höchster Lebensgefahr…
Das Problem dabei ist nur: Der Spuk ist absolut null spannend! Als hätte HASBRO den Filmemachern um Starproduzent Jason Blum („Halloween“, „The Purge“, „Get Out“) mit auf den Weg gegeben, dass sie ihren okkulten Schocker doch bitte nicht zu gruselig machen sollten, denn dann würde das verängstigte Publikum womöglich ihre Ouija-Bretter nicht mehr kaufen.
Dazu kommen sterile Sets (einfach ein paar Spinnennetze angebracht und fertig) sowie ein Haufen Highschool-Kids, die einem wirklich allesamt am Allerwertesten vorbeigehen. Die Schauspieler bleiben genauso blass wie das Drehbuch – und die schnarchnasigen Schockeffekte haben ihren Namen ohnehin nicht verdient.
Total öde – und trotzdem supererfolgreich
„Ouija“ mag sich für das Publikum als an Ödnis kaum zu übertreffender „Schocker“ entpuppen – aber bei den Produzenten dürften dennoch ganz gewaltig die Korken geknallt haben. Schließlich hat die gerade einmal fünf bis acht Millionen Dollar günstige Produktion weltweit mehr als 100 (!) Millionen Dollar in die Kinokassen gespült. Ein immens profitabler Megahit also.
Deshalb ist es auch absolut kein Wunder, dass nur zwei Jahre später auch noch ein zweiter Teil nachgeschoben wurde…
Das Sequel ist viel besser
In „Scream 2“ gibt es in der College-Filmklasse von Fanliebling Randy Meeks (Jamie Kennedy) eine erbittert geführte Diskussion, ob es Sequels gibt, die besser sind als das Original. Wären „Ouija - Spiel nicht mit dem Teufel“ und die Fortsetzung „Ouija 2: Ursprung des Bösen“ damals schon erschienen, hätten die „Scream 2“-Studenten ihre Antwort sofort gehabt. Es gibt schließlich eine Menge Fälle, wo man gut debattieren kann, ob der zweite Teil besser ist als er erste (etwa „Der Pate II“, „Terminator 2“). Aber selten liegt der Fall so klar wie hier.
Während „Ouija“ gemeinhin als Totalausfall gilt, hat sich die in den 1960er Jahren angesiedelte Prequel-Fortsetzung inzwischen den Ruf als stilsicher inszenierter Geheimtipp erarbeitet – und das ist bei dem Regisseur ja auch kein Wunder: „Ouija 2“ stammt nämlich von Mike Flanagan, der im Anschluss auch noch solche hochkarätigen Projekte wie das „Shining“-Sequel „Doctor Sleeps Erwachen“ und den Netflix-Gruselhit „Spuk in Hill House“ verantwortet hat.
„Ouija - Spiel nicht mit dem Teufel“ läut am Sonntag, den 14. März 2021 um 23.35 Uhr auf RTL ZWEI.