„Star Wars: Das Erwachen der Macht“ läuft am heutigen 31. Januar ab 20.15 Uhr auf RTL
Was Schauspieler*innen über Filme sagen, in denen sie mitspielen, ist häufig nichts anderes als Werbung. Die meisten Hauptdarsteller*innen sind vertraglich zur Promotour verpflichtet und John Boyega, der in der neuen „Star Wars“-Trilogie als Ex-Sturmtruppler Finn zu sehen ist, war keine Ausnahme. Trotzdem ließ der Brite schon zu seinen „Star Wars“-Zeiten durchscheinen, dass er mit seiner Rolle nicht ganz zufrieden ist – bevor er im Anschluss an seine vertraglichen Verpflichtungen richtig deutlich wurde.
Filmfans kennen John Boyega, seit er 2011 in der Sci-Fi-Komödie „Attack The Block“ als Teenager gegen Aliens antrat. Der Blockbuster „Star Wars 7: Das Erwachen der Macht“ war dann 2015 sein großer Durchbruch – doch entscheidend dafür war weniger seine Rolle und mehr die Marke.
Zwar war es Boyegas Finn, der im Teaser-Trailer zu „Das Erwachen der Macht“ als allererste neue „Star Wars“-Figur überhaupt zu sehen war, als er seinen schwitzenden und keuchenden Kopf ins Bild hob. Aber bereits an „Star Wars 8“ bemängelten manche Fans, dass Finns Plot überflüssig wirke, bevor der junge Sternenkrieger in „Star Wars 9“ ohne jeden Zweifel zur Nebenfigur wurde.
Schritt 1: Vorsichtige Kritik
John Boyega störte sich an der Entwicklung seiner Figur: Finn wirkte weniger wichtig, verglichen mit Rey (Daisy Ridley) und Kylo Ren (Adam Driver). Das ließ Boyega kurz nach „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ durchblicken und wurde dann kurz vor Kinostart von „Star Wars 9“ deutlicher. „Ich war nicht notwendigerweise mit vielen der Entscheidungen in ‚Star Wars 8‘ einverstanden und habe darüber viel mit Mark Hamill gesprochen“, wurde Boyega zitiert, der sich ansonsten aber Mühe gab, kein zu schlechtes Licht auf die Filmreihe zu werfen.
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Schritt 2: Die volle Breitseite
Nach dem Kinostart von „Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers“ und der Promo-Tour war John Boyega vertraglich zu keiner „Star Wars“-Werbung mehr verpflichtet. Seine Kritik an „Star Wars“ und Hollywood wurde deutlich wie nie – und sie wurde politisch, wohl auch weil der Schauspieler, dessen Eltern aus Nigeria stammen, sich nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd in der Black-Lives-Matters-Bewegung engagierte:
Eine Video-Aufnahme, die John Boyegas wütende Rede auf einer Demonstration für die Rechte von Schwarzen zeigt, ging viral. In seiner Kritik an „Star Wars“ sprach er nun erstmals aus, dass ihn insbesondere der Umgang mit seiner Schwarzen Figur stört.
Gegenüber dem Magazin GQ sagte der Schauspieler: „Ich würde Disney sagen: Bringt keine Schwarze Figur heraus, vermarktet sie, als wäre sie viel wichtiger im Franchise, als sie ist, und drängt sie dann an die Seite.“
Und weiter: „Adam Driver bekam alle Nuancen, Daisy Ridley bekam alle Nuancen. Daisy weiß das, Adam weiß das. Jeder weiß das. Ich enthülle hier nichts!“.
John Boyega spricht hier ein Problem an, das Schwarze Schauspieler*innen schon seit der Anfangszeit von Hollywood betrifft. Die Hauptrollen wurden mit weißen Darsteller*innen besetzt, ihre Schwarzen Kollegen und Kolleginnen mussten sich mit Nebenrollen begnügen und Klischee-Parts übernehmen.
Inzwischen nimmt der Anteil Schwarzer Schauspieler*innen an vorderster Front von Hollywood-Filmen offenbar langsam zu, die „Star Wars“-Reihe ging mit gutem Beispiel voran – doch was hier unter Oberaufsicht von Disney passiert, reicht John Boyega und vielen Zuschauer*innen eben nicht.
Freiheit vom Franchise
Es sieht danach aus, dass John Boyega mit dem Franchise-Kino erst mal abgeschlossen hat. Keines seiner nächsten Projekte gehört zu einer bekannten Filmmarke. Jüngst stand er für Steve McQueens „Small Axe“-Filmreihe über Londons Westindische Gemeinschaft vor der Kamera: In „Red, White and Blue“ spielt er den britischen Polizisten Leroy Logan, eine historische Figur. Logan setzte sich für die Interessen der Schwarzen Cops und gegen Rassismus bei der Polizei ein.
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Boyega will sich fortan in unterschiedlichen Rollen ausprobieren. Und die weitere Arbeit in einem Franchise würde ihn daran nur hindern, glaubt er. Bei Cinemablend wird er dazu wie folgt zitiert:
„Teil eines großen Franchise zu sein, ist für einen Schauspieler manchmal wie ein Luxusgefängnis, wenn du etwas anderes machen willst. Denn in einem Franchise musst du viele Jahre lang nur eine bestimmte Figur darstellen, was dazu führen kann, dass deine anderen Muskeln verkümmern.“
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