"Lupin": So rettet Omar Sy die Netflix-Serie vor dem Scheitern

+++ Meinung +++

Ohne jede Frage ist Omar Sy eines der Highlights von „Lupin“. Ich gehe aber noch einen Schritt weiter und behaupte: Ohne ihren Hauptdarsteller würde die erfolgreiche Netflix-Serie ziemlich abstinken. Denn Omar Sy drängt die Schwächen der Serie in den Hintergrund. Er ist der Gentleman, der uns mit seinem unwiderstehlichen Charme blendet und der Gauner, der uns das Urteilsvermögen aus der Tasche zieht, während er dabei auch noch unverschämt lächelt.

Bei genauerer Betrachtung sind Assane Diops Pläne nämlich nicht immer so genial, wie er uns glauben lässt. Zugegeben, er ist schon ein smarter Kerl (bis auf einen großen Fehler), doch viele von Assanes Tricks sind eher simpel und funktionieren nur aus einem Grund: Weil der Netflix-Dieb so dermaßen charmant ist, dass sich seine Opfer ständig übertölpeln lassen.

Vorsicht, es folgen Spoiler zu „Lupin“!

Die wahre Stärke von Assane Diop

In „Lupin“ gibt es zahlreiche Szenen, in denen der von Omar Sy gespielte Assane Diop seine Opfer an der Nase herum führt. Was für andere unmöglich ist, dafür muss sich der Gentleman-Gauner nicht mal bemühen, so scheint es. Genau diese stilvoll inszenierten Trickbetrügereien machen die Serie so attraktiv.

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Die meisten von Assanes Tricks funktionieren aber nicht, weil sie besonders gut durchdacht sind. Im Gegenteil: Wenn sich der Netflix-Held zum Beispiel bei seinem Aufenthalt im Gefängnis absichtlich von einem fiesen Mithäftling abstechen lässt, um Zutritt zur Krankenstation zu bekommen, dann hätte das auch ganz schnell sehr übel für ihn enden können.

Die große Stärke Assanes ist es nicht, großartige, idiotensichere Pläne zu ersinnen, sondern sein Talent, sich in jeder noch so brenzligen Situation geschickt aus der Affäre zu ziehen. Viele von Assanes Tricks basieren auf einer Täuschung. Er erwirbt sich das Vertrauen anderer, um an Informationen oder Diebesgut zu kommen. Selbst in den lächerlichsten Kostümen und mit den stumpfesten aller Tricks, schafft er es, seine Gegner um den Finger zu wickeln.

"Lupin" ist genial, aber nur dank Omar Sy

Als ich „Lupin“ sah, gab es ein ums andere Mal Szenen, in denen ich dachte „Das können, die ihm doch nicht abkaufen“. Sei es, wenn Assane sich als klischeehafter IT-Angestellter ausgibt, der den Inspektor Dumont mit einer „Was soll ich mit ihren Pornos tun“-Finte austrickst, oder wenn eine alte Dame liebend gerne ihr Fabergé-Ei rausrückt, weil der Dieb einen auf Polizisten macht.

Diese Tricks sind für sich betrachtet ziemlich platt. Was sie aber genial macht, ist wie sie Omar Sy als Assane Diop ausführt. Es ist vor allem der Schauspieler, der mich davon überzeugt, dass sich solche Szenen tatsächlich abspielen könnten und der somit die fragile Illusion aufrecht erhält.

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Es ist Omar Sys erhabene Gelassenheit als falscher Multimillionär im Louvre, sein warmes Lächeln und sein verführerischer Blick, mit der er die Krankenschwester im Gefängnis um den Finger wickelt und vor allem, ja vor allem die dreiste Selbstverständlichkeit, mit der er so laut „Pornos“ ruft, dass sich Dumont im wahrsten Sinne des Wortes bis in den Keller schämt. 

Omar Sy drückt der Netflix-Serie seinen Stempel auf

Omar Sy lässt uns überhaupt keine Chance darüber nachzudenken, welch einen Irrsinn er in seiner Rolle manchmal erzählt. Immer dann, wenn seine Gegenüber misstrauisch werden, fällt er ihnen ins Wort, startet das nächste Ablenkmanöver.

Die blitzschnellen Reaktionen auf seine Schauspielpartner könnten so auch im Drehbuch gefordert sein. Doch ob er seine angeblichen Polizeikollegen mit einem souveränen Augenzwinkern zurechtweist oder als unbeholfener Nerd den Inspektor Dumont nervöse Gesten der Dringlichkeit entgegenwirft. Wie Omar Sy seine Rolle mit feinen Mikrogesten bereichert, das ist schon große Kunst. 

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Assane Diop überzeugt, weil Omar Sy überzeugt. Klar tragen die gewitzten Dialoge auch einen wichtigen Teil dazu bei, dass diese Szenen funktionieren. Doch Omar Sy ist derjenige, der sie vergoldet.

Aktuell ist „Lupin“ der größte Netflix-Hit, aber ich bezweifle, dass die Serie mit einem anderen Schauspieler in der Hauptrolle ähnlich gut angekommen wäre. Zumindest ich hätte mich dann wohl darüber beschwert, wie unglaubwürdig die Serie ist und wie viel Glück Assane bei seinen Diebstählen hat. Von diesem Kritikpunkt habe ich tatsächlich schon einige Male gelesen, doch das Lob an Omar Sys Darbietung überstrahlt diese negativen Kommentare.

Omar Sy ist eben ein verdammt überzeugender und charismatischer Schauspieler, von dem man sich liebend gerne hinters Licht führen lässt.