In „Lupin“ hat Assane Diop (Omar Sy), der auf den Spuren des Meisterdiebs Arséne Lupin wandelt, ein Collier im Visier, das auf Königin Marie Antoinette zurückgeführt wird. Auch wenn die Netflix-Serie einer fiktiven Geschichte folgt, so gab es das legendäre, mit Diamanten besetzte Halsband auch in der Wirklichkeit.
Tatsächlich handelt es sich dabei nicht um irgendein teures Accessoire, sondern um den Auslöser des wohl größten Betrugsskandals in der Geschichte Frankreichs, der letztendlich auch zur französischen Revolution von 1789 beigetragen hat. Doch was genau ist damals passiert?
Der Ursprung der Halskette aus "Lupin"
Es war Louis XV., König von Frankreich von 1715 bis 1774, der die Anfertigung des Colliers in Auftrag gab, um es seiner Geliebten Madame du Barry zu schenken. Es sollte eines der schönsten Schmuckstücke werden, das die Welt je gesehen hat, mit Diamanten von allerhöchster Reinheit. Dementsprechend viel ließ sich König Louis den Spaß kosten. Rund zwei Millionen Livres (umgerechnet 12,4 Millionen Euro) soll die Herstellung des Halsbandes gekostet haben, dessen Fertigstellung der König nicht mal mehr erlebte.
Stattdessen war es dessen Nachfolger Louis XVI., der das kostbare Objekt letztlich an sich nahm und es seiner Frau Marie Antoinette anbot. Doch sie lehnte ab, aus noch immer ungeklärten Gründen. Die Verweigerung war merkwürdig, doch noch lange kein Skandal. Der folgte nämlich erst einige Zeit danach.
Die Halsbandaffäre
Später wurde nämlich eine Trickbetrügerin auf die Halskette aufmerksam und beschloss, sie sich mit einem hinterlisten Plan unter den Nagel zu reißen. Unter dem Namen Jeanne de la Motte lachte sie sich den französischen Botschafter Kardinal de Rohan an und wurde dessen Geliebte. Der Kardinal selbst war bei Marie Antoinette in Ungnade gefallen und versuchte, wieder ihre Gunst zu erwerben. Jeanne behauptete, von der Königin sehr geschätzt zu werden (was natürlich eine Lüge war) und bot dem Kardinal an, als Vermittlerin zwischen ihm und der Monarchin zu dienen.
Es folgte ein Briefwechsel, bei dem Jeanne die Briefe des Kardinals entgegennahm. Doch statt an die Königin übergab sie die Briefe an einen Komplizen, der die Handschrift der Monarchin fälschte und in immer wärmeren und zärtlicheren Tönen schrieb, sodass der Kardinal irgendwann davon überzeugt war, dass Marie Antoinette ihn lieben würde. Jeanne arrangierte daraufhin sogar ein Treffen zwischen ihm und einer Prositituierten, die sich als die Königin ausgab, und gewann damit endgültig dessen Vertrauen.
Dieses Vertrauen nutze die Betrügerin aus, um den Kardinal im Namen der Königin damit zu beauftragen, das Collier zu kaufen. Marie Antoinette selbst wolle in einer für das Volk schwierigen Zeit nicht mit dem Erwerb von Luxusgütern negativ auffallen und deshalb solle der Kardinal den Kauf tätigen, so die Erklärung. Rohan folgte aufs Wort und handelte den Kauf des Accessoires aus. Die Bezahlung sollte in Raten erfolgen. Die Juweliere vertrauten ihm, da er behauptete, auf Befehl von Marie Antoinette zu handeln und ihnen sogar die gefälschten Schriftstücke mit dem vermeintlichen Auftrag der Königin vorlegte.
Also bekam Rohan die Halskette und übergab sie an Jeanne, die den diamantenbesetzten Schmuck kurzerhand in seine Bestandteile zerlegte und diese auf dem Schwarzmarkt verkaufen ließ. Erst als es darum ging, die Kette zu bezahlen, flog der Schwindel auf. Marie Antoinette erfuhr, dass der Kauf in ihrem Namen getätigt wurde, und ließ den Kardinal, Jeanne de la Motte und ihre Komplizen einsperren und vor Gericht zerren.
Der Skandal um Marie Antoinette
In den darauffolgenden Prozessen wurde der Kardinal allerdings freigesprochen. Jeanne de la Motte wurde ausgepeitscht, mit einem V für voleuse, also Diebin, an beiden Schultern gebrandmarkt und zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Davon saß sie aber nur ein Jahr ab, denn ihr gelang der Ausbruch.
Rückblickend betrachtet scheint der Prozess nicht besonders skandalös, da die Verbrecher ihre Strafe erhalten und der unschuldige, wenn auch nicht unbeteiligte Kardinal de Rohan freigesprochen wurde. Doch das französische Volk hatte Ende des 18. Jahrhunderts ohnehin schon eine Feindseligkeit gegenüber dem Adel entwickelt. Da Marie Antoinette ihre Enttäuschung wegen des Freispruchs des von ihr so verabscheuten Kardinals nicht versteckte, witterten viele eine Verschwörung.
Das Gerücht verbreitete sich, dass Marie Antoinette in Wahrheit hinter dem Betrug steckte, um das Leben des Kardinals zu ruinieren. Die historischen Fakten stützen diese These zwar nicht, doch die Folgen des Skandals waren real. Für Marie Antionettes Beliebtheit war die Halsbandaffäre der letzte Sargnagel. Das ohnehin schon erodierte Vertrauen des Volkes in die Monarchie brach nun vollständig auseinander.
Vier Jahre später folgte die französische Revolution, weitere vier Jahre danach die Hinrichtung der Marie Antoinette. Sicher war der Skandal um die Halskette nicht der einzige Wegbereiter dieser für Europa so historischen Ereignisse, doch hat er noch etwas mehr Öl ins revolutionäre Feuer Frankreichs gegossen. Seitdem ist das Collier ein berüchtigtes Artefakt, das durch die Netflix-Serie „Lupin“ erneut ins Rampenlicht rückt.
Unterschied zur Netflix-Serie
Dass der Diamantenschmuck in Netflix' „Lupin“ noch existiert, ist leider reine Fiktion. Denn die Serie entwirft eine alternative Version der französischen Geschichte, in der Marie Antoinette das Geschenk ihres Gatten Louis XVI. annahm. Die Halsbandaffäre konnte daher auch nie stattfinden.
Erst zu einem viel späteren Zeitpunkt wird es dem Großindustriellen Hubert Pellegrini (Hervé Pierre) gestohlen, der die auf der ganzen Welt verstreuten Diamanten allerdings wieder aufspürt und das Accessoire rekonstruieren lässt. In der Realität ist das Collier (beziehungsweise dessen Einzelteile) allerdings bis heute verschwunden.
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