Dass der Münchner Filmverleih Constantin und seine internationalen Partner wie Sony (u.a. USA) und Tencent (China) trotz vieler geschlossener Kinos am Dezember-Start von „Monster Hunter“ festgehalten haben, dürfte in erster Linie mit den guten Aussichten auf dem wiedererstarkten chinesischen Markt zusammenhängen.
In den vergangenen Wochen wurden dort vor allem mit einheimischen Produktionen bereits wieder Vor-Corona-Ergebnisse auf absolutem Blockbuster-Niveau erreicht – und auch die letzten „Resident Evil“-Filme, die „Monster Hunter“-Regisseur Paul W.S. Anderson ebenfalls mit seiner Ehefrau Milla Jovovich gedreht hat, liefen in China allesamt ganz besonders stark.
Wenn man also nicht weiter abwarten, sondern die Gunst der Stunde nutzen will (schließlich müssen auch die florierenden Kinos in Fernost aktuell ohne Hollywood-Blockbuster auskommen), dann ist „Monster Hunter“ genau der richtige Film dafür...
Kinostart schon nach wenigen Stunden vorbei
... nur hatte von den Verantwortlichen wohl niemand damit gerechnet, dass der China-Release von „Monster Hunter“ nur knapp 24 Stunden andauern würde.
Obwohl Filme, die in China im Kino starten, vorab einen sehr umfangreichen Zensurprozess durchlaufen müssen, wurde eine etwa zehn Sekunden lange Szene in „Monster Hunter“ von Zuschauern als rassistisch und chinafeindlich empfunden – und es dauerte nach Previews am Donnerstag und regulären Vorstellungen am Folgetag nur bis zum Freitagabend, bis der Kinostart wieder gestoppt wurde.
Zu diesem Zeitpunkt hatte „Monster Hunter“ bereits etwas mehr als fünf Millionen Dollar eingespielt – was wohl auf ein solides Wochenendergebnis von um die 20 Millionen Dollar hinausgelaufen wäre...
Die Szene des Anstoßes
In der fraglichen Szene macht sich der asiatisch-amerikanische Schauspieler Jin Au-Yeung über eine andere Figur mit den Worten lustig: „Look at my knees. What kind of knees are these? Chi-nese.“
Was im ersten Moment einfach nur wie ein schlechter Wortwitz klingt, erhält dadurch noch eine andere Bedeutung, dass es sich dabei um den Anfang eines bekannten Schulhofreims handelt. Dieser ist speziell dazu gedacht, sich über Schüler asiatischer Abstammung lustig zu machen – wie unter anderem auch der „Mortal Kombat“-Star Ludi Lin noch einmal auf Twitter erklärt:
Wie geht es jetzt weiter?
Laut Informationen des Branchenblatts Variety arbeitet der chinesische Verleih Tencent, der „Monster Hunter“ auch selbst mit produziert hat, aktuell mit den chinesischen Behörden zusammen, um den Film doch noch in die Kinos zu bringen. Dass die Szene geschnitten wird, steht dabei inzwischen außer Frage – so hat Constantin Film bereits diese Entschuldigung veröffentlicht:
„Wir entschuldigen uns ehrlich beim chinesischen Publikum für eine Dialogzeile in einer frühen Szene von ‚Monster Hunter‘. Es war absolut keine Absicht, jemanden von chinesischer Abstammung zu diskriminieren, zu beleidigen oder auf andere Weise zu verletzen. Constantin Film hat auf die Sorgen der chinesischen Zuschauer gehört und die Zeile gelöscht, die zu diesem unglücklichen Missverständnis geführt hat.“
Noch ist allerdings nicht klar, ob das reicht, um einen erneuten Start des Films zu ermöglichen. Ein noch größeres Fragezeichen ist aber vielleicht ohnehin, ob das chinesische Publikum dem Film verzeiht, selbst wenn er wieder in die Kinos kommt. Schließlich hat etwa der Flop von „Mulan“ in den chinesischen Kinos gezeigt, dass das dortige Publikum offensichtlich sehr allergisch auf alles reagiert, was als beleidigend oder respektlos gegenüber China wahrgenommen wird.
In Deutschland soll „Monster Hunter“ nach aktuellem Stand am 28. Januar 2021 in die Kinos kommen – dann wahrscheinlich ohne die fragliche Szene, aber dafür mit jeder Menge bildgewaltiger Monster-Action: