+++ Meinung +++
In den USA wird die Comedy-Serie „Schitt’s Creek“ bei Pop TV ausgestrahlt. Noch nie von dem Sender gehört? Wir auch nicht! Ist aber auch kein Wunder, schließlich handelt es sich bei Pop TV um einen ganz besonders kleinen Bezahlsender …
… und genau das macht die unglaubliche Erfolgsgeschichte, die „Schitt’s Creek“ in den vergangenen Jahren durchlebt hat, umso bemerkenswerter!
» Die finale Staffel „Schitt’s Creek“ auf TVNOW*
Vom Nischen-Geheimtipp zur Popkultur-Sensation
Nach dem Start der Serie im Jahr 2015 tauchten zunächst nur ganz vereinzelte Beiträge auf Social Media auf – bis sich die Sitcom mit ihren Staffeln 2 und 3 eine stetig wachsende Kult-Gemeinde aufbauen konnte. Das Internet wurde ab sofort mit Memes vor allem der Stars Annie Murphy und Dan Levy regelrecht geflutet – aber „Schitt’s Creek“ blieb nichtsdestotrotz erst mal ein Geheimtipp.
Nun gab es Serien-Geheimtipps in den letzten Jahren wie Sand am Meer – und so habe ich das Schauen der Serie ewig lang vor mit hergeschoben. Bis dann die Emmy-Verleihung 2020 kam: Die sechste und finale Staffel von „Schitt’s Creek“ wurde dort mit neun (!) Preisen ausgezeichnet – ein absoluter Rekord für eine Comedy-Serie in einem einzelnen Jahr. Das haben selbst die ganz großen Sitcom-Megahits wie „Friends“ oder „Seinfeld“ nie geschafft!
Jetzt habe ich „Schitt’s Creek“ also nachgeholt. Damit gehöre ich zwar nicht zu den hippen Early Adopters, die die Sitcom schon früh für sich entdeckt haben, sondern zu den lahmen Nachzüglern, die erst nach der Emmy-Sensation mit auf den Zug aufgesprungen sind.
Aber das ist mir doch schnuppe: Ich hatte mit „Schitt’s Creek“ jedenfalls sauviel Spaß – vor allem, weil mir die Familie Rose trotz ihrer Spleens erstaunlich schnell ans Herz gewachsen ist…
Darum geht’s in "Schitt‘s Creek"
Johnny Rose (Eugene Levy) ist mit einer Kette von Videotheken zu Reichtum gekommen. Inzwischen lebt er mit seiner Frau Moira (Catherine O'Hara), seiner Tochter Alexis (Annie Murphy) und seinem Sohn David (Dan Levy) in einem Palast, der so kitschig auf Luxus getrimmt ist, wie es nur Neureiche hinbekommen. Aber dann brennt der Finanzverwalter der Familie mit dem kompletten Vermögen durch…
… und der Familie Rose bleibt einzig noch das provinzielle Dorf „Schitt’s Creek“, das Johnny seinem damals noch minderjährigen Sohn mal „als Gag“ zum Geburtstag geschenkt hat. Mit dem Verkauf des Dorfes soll neues Startkapital für die nächste Unternehmung rangeschafft werden.
Aber während die Familie in zwei Zimmer des örtlichen Motels absteigt, um einen Käufer zu finden und den Deal abzuwickeln, lernen die Roses die Bewohner von Schitt’s Creek (sehr) langsam zu schätzen…
Darum macht "Schitt’s Creek" so viel Freude
Eine reiche Familie, die plötzlich ohne all die gewohnten Privilegien und Annehmlichkeiten klarkommen muss – genau diese Fisch-aus-dem-Wasser-Story haben wir alle schon x-mal gesehen. Aber in „Schitt’s Creek“ fühlt sie sich dennoch wieder ungemein frisch an.
Das liegt zuallererst natürlich an den vier Stars und ihren Figuren: „American Pie“-Papa Eugen Levy und Catherine O'Hara zählen seit Jahrzehnten zu den besten ihres Fachs und haben bereits an vielen Kult-Komödien wie „Best In Show“ zusammengearbeitet.
Nun geben sie als auf den Boden der Tatsachen zurückgeholter Geschäftsmann und noch immer in den Wolken hängende Ex-Schauspieldiva nicht nur ein glaubwürdiges Paar – man fühlt auch mit ihnen mit, was bei solchen abgehobenen Neureichen ja nun wirklich keine Selbstverständlichkeit ist…
Etwas ähnliches gilt auch für die Newcomer Annie Murphy und Dan Levy, der die Serie gemeinsam mit seinem Vater Eugen überhaupt erst entwickelt hat: Zwei verhätschelte Rich Kids, die selbst im Billig-Motel noch allergrößten Wert auf ihre superteuren Outfits legen – und trotz dieses fragwürdigen Selbstbildes das Kleinstadt-Leben erstaunlich gut meistern.
Total selbstbezogen – und trotzdem supersympthisch! Das muss man erst mal hingekommen. Zudem hat sich Annie Murphy zu einer regelrechten Meme-Machine entwickelt – es gibt wohl keine Situation im Leben, die man nicht mit einem passenden Gif von Alexis kommentieren könnte:
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Das Beste beider Welten
Zum anderen setzt sich „Schitt’s Creek“ auf angenehme Weise zwischen die Stühle: Wir haben in den vergangenen 20 Jahren eine weitgehende Aufsplittung der Comedy-Szene in die Network-Sitcoms von „Two And A Half Men“ bis „Big Bang Theory“ sowie deutlich ambitionierteren, vor allem auf Bezahlsendern ausgestrahlten Shows wie „Atlanta“ erlebt.
„Schitt’s Creek“ vereint nun das Beste aus beiden Welten – die Serie ist zum einen unglaublich „leicht“ wegzugucken, unterläuft aber zudem auch immer wieder geschickt die Erwartungen, die man an eine „normale“ Sitcom haben würde.
Zum Beispiel laufen viele der Episode auf einen ganz klaren Konflikt zu – der dann aber in vielen Fällen doch nicht den knallenden Höhepunkt der Folge bildet, sondern oft ganz subtil und bewusst verpufft.
Diese Art des Humors ist ungemein sympathisch, gleichzeitig muss man dafür aber auf den nötigen Biss verzichten – das bekommt aktuell einfach keine zweite Sitcom auch nur annähernd so gut hin wie „Schitt’s Creek“.
"Schitt’s Creek" bei TVNOW
» Alle sechs Staffeln „Schitt’s Creek“ auf TVNOW*
In Deutschland ist „Schitt’s Creek“ bisher nie im linearen TV zu sehen gewesen. Stattdessen ist die Sitcom 2018 bei TVNOW gelandet. Inzwischen stehen dort alle sechs Staffeln zum Streamen bereit – und wer mag, kann „Schitt’s Creek“ dort auch im englischsprachigen Original schauen.
*Aufgrund einer Content-Partnerschaft mit TVNOW werden Verlinkungen zum Partner getrackt und Filmstarts erhält ggf. eine Provision für Link-Klicks oder Abo-Abschlüsse.