Im Jahr 1937 hat das Hollywoodstudio MGM bei der 9. Oscarverleihung das Kunststück fertiggebracht, gleich fünf Nominierungen in der Kategorie Bester Film abzustauben. Jetzt könnte dieser Fabelrekord nach 84 Jahren doch noch gebrochen werden ...
... und zwar ausgerechnet von Netflix: In einem Jahr, in dem die Hollywoodstudios viele ihrer Oscarkandidaten gar nicht erst in die Kinos bringen konnten, sieht es aktuell so aus, als ob Netflix eventuell sogar mehr als die Hälfte der maximal zehn Nominierungen in der Königskategorie absahnen könnte. Es wäre ein weiterer herber Schlag für das klassische Hollywoodmodell.
Dabei ist einer der Konkurrenten, der den Rekord noch verhindern könnte, ausgerechnet Amazon und damit ebenfalls kein Hollywood-Studio:
Wenn der Online-Versandhändler mit angehängtem Streamingdienst durch das Biopic „One Night In Miami“ eine der Nominierungen als Bester Film einstreicht, dann wird es für Netflix natürlich ungleich schwerer, trotzdem noch auf sechs Nominierungen zu kommen und damit einen neuen Alltime-Rekord aufzustellen.
Die Chancen für Amazon stehen jedenfalls gut...
Darum geht’s in "One Night In Miami"
In ihrem von der Kritik bereits gefeierten Regiedebüt erzählt die Schauspielerin Regina King (Oscar für ihre Rolle in „Beale Street“) von der Nacht des 25. Februar 1964: Im Zentrum steht der junge Cassius Clay (Eli Goree), der spätere Muhammed Ali, der gerade in Miami Beach zum neuen Schwergewichtsmeister gekürt wurde. Während die ganze Stadt feiert, darf Cassius als Schwarzer die Nacht aber nicht in Miami Beach verbringen – sondern muss die vorgelagerte Insel aufgrund der noch geltenden Segregationsgesetzte sofort wieder verlassen.
Also verbringt er die Nacht im Hampton House Motel in einem der historisch schwarzen Viertel von Miami: Er feiert seinen Sieg mit seinen drei engsten Freunden, dem Aktivisten Malcolm X (Kingsley Ben-Adir), dem Sänger Sam Cooke (Leslie Odom Jr.) und dem Football-Star Jim Brown (Aldis Hodge). Am nächsten Morgen brechen die vier Männer entschlossen auf, eine neue Welt für sich und alle Schwarzen zu definieren…
Das sind die Filme, mit denen Netflix den Rekord brechen könnte
Netflix hat in diesem Jahr viele Filme, die es bis zur Bester-Film-Nominierung schaffen könnten – auf jeden Fall sind wohl mit dabei:
- „Mank“ von David Fincher
- „The Trial Of The Chicago 7“ von Aaron Sorkin
- „Ma Rainey’s Black Bottom“ von George C. Wolfe
Ebenfalls noch aussichtsreiche Chancen haben:
- „The Prom“ von Ryan Murphy
- „Da 5 Bloods“ von Spike Lee
- „The Midnight Sky“ von George Clooney
Zumindest noch Außenseiterchancen haben:
- „Pieces Of A Woman“ von Kornél Mundruczó
- „Du hast das Leben vor dir“ von Edoardo Ponti
Eher keine Chancen (weil nicht die richtige Art von Oscar-Film) haben diese – an sich guten – Filme:
- „Der weiße Tiger“ von Ramin Bahrani
- „I’m Thinking of Ending Things“ von Charlie Kaufman
- „Mein 40-jähriges Ich“ von Radha Blank