Wenn Regisseure oder Drehbuchautoren über ihre Filme sprechen, vor allem im Rahmen der Promo zum Kinostart, werden sie dabei selten kritisch. Statt mit negativen Worten werden die Dreherfahrung und das Ergebnis mit positiven Superlativen beschrieben. Es ist eine Besonderheit, wenn jemand auch nur ein bisschen kritisch ist – so wie nun Anna Todd.
Die Autorin, die ihre „After“-Geschichten zunächst als Fan-Fiction im Internet veröffentlichte, bevor sie zu Bestsellern wurden, nahm beim „After Truth“-Film mehr Einfluss als noch bei „After Passion“. Der wesentliche Unterschied: Beim zweiten Film war sie stärker in den kreativen Prozess involviert, da sie direkt am Drehbuch mitschrieb.
Anna Todd mag das Schlittschuhlaufen nicht
Wie sie unserem Moviepilot-Kollegen Yves Arievich verriet, mag Todd das Skript zum zweiten Film deutlich lieber als das zum ersten – hat aber dennoch ihre Probleme damit, wie eine bestimmte Szene im Film umgesetzt wurde.
Die Szene, in der Tessa (Josephine Langford) und Hardin (Hero Fiennes Tiffin) gemeinsam Eislaufen gehen und sich der gute Hardin nicht allzu geschickt anstellt, war komplett anders als im Buch – zum Missfallen von Anna Todd:
„Die Szene mit dem Eislaufen, über die bin ich immer noch nicht hinweg (lacht). Ich hatte wirklich eine entschieden andere Meinung darüber, wie diese Szene im Film aussehen sollte, aber am Ende des Tages sind Filme eine Teamarbeit und es geht nicht immer nur nach mir. Bei dieser Szene war ich sehr ... ich würde nicht sagen: enttäuscht, aber die Szene wurde jedenfalls deutlich anders, als ich das wollte. Ich glaube aber, die Fans werden sie nach wie vor mögen. Es ist eine lustige Szene, nur sehr anders, als ich es vorhatte und ich sie geschrieben hatte.“
Die Szene im Buch
Wir wissen nicht, wie die Schlittschuhszene im Drehbuch beschrieben wird. Im „After Truth“-Roman* jedenfalls dauert die Stelle länger als im Film, wo die Szene vor allem dazu dient, lustig zu sein: Hardin rutscht mehrfach aus, aber das war's auch schon.
Im Buch dagegen wird uns Hardins Unsicherheit im Umgang mit Tessa vor Augen geführt. Dieses Kapitel wird aus seiner Sicht geschildert. Er möchte unbedingt, dass sie ihren Spaß hat. Dafür nimmt er in Kauf, auf dem Eis wie der letzte Depp auszusehen.
„Es gibt vieles, was ich ihr sagen möchte, aber ich will nichts falsch machen und den Abend nicht ruinieren“, denkt Hardin, bevor er die Schlittschuhe anzieht. Und als er das Eis wieder verlässt, beschreibt er seine Gedanken so:
„Ich wünschte, sie hätte beim Schlittschuhlaufen meine Hand gehalten – wenn es mir gelungen wäre, auf den Füßen zu bleiben.“ Hardin hat hier einen verletzlichen Moment, für den Anna Todd die aufdringliche Metapher eines rutschigen Untergrunds nutzt.
Was im Film nicht mehr ist als ein Gag, ist im Buch ein – wenn auch reihentypisch plattes – Eingeständnis von Unsicherheit.
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