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Rund um die Filmfestspiele von Cannes werden immer wieder neue, anfangs außerhalb des klassischen Hollywood-Studiosystems entwickelte Projekte vorgestellt, die interessierte Käufer dann erwerben können. Dieses Jahr fiel dieser Filmmarkt zuerst wegen Corona ins Wasser – und wird nun in einer virtuellen Ausgabe nachgeholt.
Und dabei dominiert ein Projekt die Schlagzeilen, denn die Branche spricht aktuell vor allem über „Emancipation“. An dem seit zwei Jahren in Entwicklung befindlichen, vor zwei Wochen dann im Vorfeld des Marktes angekündigten Film waren gleich mehrere Studios und Streaminganbieter interessiert – und trieben den Preis immer weiter in die Höhe.
Laut dem Branchendienst Deadline stiegen seit vergangenen Mittwoch nach und nach interessierte Parteien wie Universal, MGM oder Lionsgate aus, weil der Preis immer weiter nach oben ging. Nun soll das Gebot für die Rechte bereits bei rund 130 Millionen Dollar liegen und nur noch zwei Parteien im Rennen seien: Warner und Apple.
Apple mit Vorteilen gegenüber Warner
Wie die Branchenexperten von Deadline weiter berichten, sei das schon jetzt der teuerste Deal, an den man sich erinnern kann – und die Rekordsumme könnte noch weiter steigern.
Aktuell habe der nach exklusivem Content für den hauseigenen Streamingdienst AppleTV+ gierende iPhone-Hersteller die Nase vorne, doch Warner, wo man auf einen Kino-Hit hoffen dürfte, ist noch im Rennen, sodass der Preis sogar weiter steigen könnte.
Ob dann im Kino oder als Stream, „Emancipation“, der Gewinner der Auktion wird ein fertiges Drehbuch, einen Top-Star in der Hauptrolle und einen erfahrenen Regisseur kaufen – und eine historische Geschichte, die brandaktuell ist, aber im Genre-Gewand spannend aufbereitet werden soll.
Das ist "Emancipation"
Wir haben euch den Film zwar bereits vor rund zwei Wochen bei der ersten Projekt-Ankündigung vorgestellt, da den Artikel aber sicher nicht alle von euch gelesen haben, hier noch einmal die wichtigsten Fakten:
„Emancipation“ stammt von Newcomer-Autor Willam N. Collage und ist ein Action-Thriller nach einer wahren Geschichte: In den 1860er Jahren macht sich der Sklave Peter (gespielt von Will Smith) während des amerikanischen Bürgerkrieges auf die Flucht aus dem Süden gen Norden. Er wird von erbarmungslosen Jägern verfolgt und in den Sümpfen Louisianas lauern weitere Gefahren. Antoine Fuqua, durch Filme wie „Training Day“, „The Equalizer“ oder „Shooter“ als Experte für Action und Spannung bekannt, inszeniert.
Fuqua selbst teaserte übrigens bereits, dass „Emancipation“ großes Action-Kino und Gefühle verbinden werde. Es werde Action geben, wie man sie noch nicht gesehen habe, Kämpfe mit Alligatoren und Schlangen, die Flucht vor Bluthunden und auch viele Kriegsszenen. Daneben stehe aber die historische Geschichte, für die Autor Collage sehr lange und sehr intensiv mit Dokumenten aus jener Zeit sowie einem Tagebuch von Peter recherchiert haben soll. Daher dauerte die Entwicklung des Drehbuchs auch zwei Jahre.
Der wahre Hintergrund
Die Geschichte von Peter hat übrigens einen bemerkenswerten wahren Hintergrund. Denn eine Fotografie von ihm erlangte große Berühmtheit, Regisseur Fuqua bezeichnet es sogar als das erste viral gegangene Bild der Geschichte. Die Aufnahme von Peters geschundenen, von Peitschenhieben entstellten Rücken ging 1863 – weit vor der Social Media und Co. – rund um die Welt und rief vielen Menschen den Horror der Sklaverei erstmals ins Bewusstsein.
Die Anti-Sklaverei-Bewegung erhielt danach massiven Zulauf. Angeblich ist das Foto dafür verantwortlich, dass zum Beispiel Frankreich den Kauf von Baumwolle aus dem amerikanischen Süden einstellte, dass viele freie Schwarze sich der Nord-Armee im Kampf gegen den Süden anschlossen.
Die Parallele zwischen der Fotografie zur aktuellen Geschichte, in der ein Video des unter dem auf sein Hals gedrückten Knie eines Polizisten nach Luft ringenden George Floyd für Proteste und erste Veränderungen sorgte, sind offensichtlich.
Falls ihr mehr über die wahre Geschichte hinter „Emancipation“ wissen wollt, gibt zusätzlich die Wikipedia einen kurzen, ersten Einblick in die Geschichte hinter dem Foto von „Whipped Peter“ alias Gordon.
Die Produktion von „Emancipation“ soll übrigens Anfang 2021 beginnen, der finale Film ist dann wohl frühestens Ende 2021 auf AppleTV+ oder im Kino zu erwarten.
UPDATE: Projekt landet bei Apple TV+
Wie am 1. Juli 2020 die Runde macht, konnte sich Apple im Wettstreit nun durchsetzen. Der iPhone-Hersteller kam dabei noch etwas günstiger weg, als zuerst gedacht. Man legt insgesamt über 120 Millionen Dollar auf den Tisch, was trotzdem der höchste solche Einkauf eines Projekts bei einem der an die großen Filmfestivals angeschlossenen Filmmärkte sein soll.
Teil des Deals ist wohl aber auch, dass „Emancipation“ trotz Einkauf von Apple auch im Kino laufen wird, bevor der Action-Thriller anschließend dann exklusiv auf der Streamingplattform Apple TV+ zu sehen sein.