Wie Universal bekannt gab, hat „Trolls World Tour“ bereits knapp 100 Millionen Dollar am VoD-Markt innerhalb der ersten drei Wochen eingenommen. Für das Studio ist das ein Mega-Erfolg. Im Wall Street Journal wird vorgerechnet, dass „Trolls 2“ damit in drei Wochen VoD-Markt dem Studio bereits mehr Geld eingebracht hat als Vorgänger „Trolls“ in fünf Monaten an den US-Kinokassen.
Der spielte dort zwar insgesamt 153,7 Millionen Dollar ein, wovon aber nach Abzug der Abgaben an die Kinobetreiber nur 50 Prozent beim Studio landeten. Bei den VoD-Einnahmen können die Studios dagegen selbst 80 Prozent einstreichen, müssen nur 20 Prozent an Amazon, iTunes und Co. abgeben.
Trolls 2 - Trolls World Tour„Trolls World Tour“ wurde aufgrund der Situation rund um die aktuelle Corona-Pandemie und deswegen weltweit geschlossene Kinos zum eigentlich geplanten Kinostarttermin weltweit als VoD angeboten.
Universal-CEO Jeff Shell feiert im Wall Street Journal das Ergebnis, welches „die Erwartungen übertroffen“ habe, nicht nur, sondern blickt auch in die Zukunft, in jene Zeit, in der Kinos wieder offen haben: Er erwarte dann, „Filme in beiden Formaten zu veröffentlichen“. Was Shell so ganz nebenbei verkündet, ist das Ende des klassischen Kinofensters – und könnte am Ende zum Tod des Kino-Erlebnisses führen.
Die Exklusivität der Kinos
Kinobetreiber machen immer wieder deutlich, dass sie exklusive Fenster brauchen. Wenn die Leute die Filme zeitgleich auch zu Hause schauen können, werden viele aus reiner Bequemlichkeit den Gang ins Kino meiden. Es wäre zu befürchten, dass Kinobesucherzahlen zurückgehen und viele unter den aktuellen Schließungen ohnehin schon leidenden Betreiber ganz zusperren müssten. Das Ergebnis wären weniger Kinos und somit weniger Orte, wo es das Kino-Erlebnis noch gibt.
Noch scheint Universal eine Einzelposition zu vertreten und es bleibt abzuwarten, wie sich andere Studios positionieren. In Deutschland ist die Lage ohnehin noch einmal besonders, weil das Filmfördergesetz Sperrfristen vorschreibt und damit eine exklusive Kinoauswertung zumindest für von der FFA unterstütze Produktionen garantiert.
Zudem weigern sich hierzulande viele Kinobetreiber auch, Filme zu zeigen, die kein exklusives Kinofenster haben. Aber gerade der Druck großer Hollywoodstudios wie z. B. Universal und die für ihre Produktionen meist nicht geltenden FFA-Regeln könnten für eine einschneidende Änderung der Kinolandschaft sorgen.
Gefährliche Schönrechnung?
Allerdings verweist die US-Seite ThePlaylist auch darauf, dass bei allem zu erwartendem Jubel über die wirklich herausragenden Zahlen für „Trolls 2“ gerade der bemühte Vergleich mit dem Vorgänger eine ziemlich hingebogene Rechnung ist. „Trolls Word Tour“ hat dem Studio zwar nun in drei Wochen VoD-Auswertung mehr eingebracht als der Vorgänger in fünf Monaten in den US-Kinos, doch dabei fehlen nicht nur die weltweiten Einnahmen des dort sehr starken „Trolls“, sondern auch die Berücksichtigung, dass auch der erste Teil am Heimkino-Markt rund 70 Millionen Dollar eingespielt haben soll. Ein solcher Zweitmarkt könnte bei „Trolls 2“ nun fehlen.
Dass Universal nun trotzdem stark auf VoD setzt, macht aber eine Ankündigung deutlich: Die neue Judd-Apatow-Komödie „The King Of Staten Island“, die im Sommer weltweit in die Kinos kommen sollte, wird in den USA nun am 12. Juni 2020 als VoD erscheinen (und wohl auch im Rest der Welt).
„Trolls 2 - Trolls Word Tour“ kann unter anderem via Amazon gestreamt werden*, wer das Kino-Erlebnis aber misst, sollte vielleicht mal schauen, ob es ein Autokino in seiner Nähe gibt (oder zuletzt eins eröffnet hat). Auch diese haben teilweise „Trolls World Tour“ im Programm.
*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.