Er hat es wohl nur gut gemeint: In einem aktuellen Interview mit dem Guardian kam David Schwimmer, der zehn Staffeln lang als Ross in „Friends“ zu sehen war, auch auf den Mangel an Diversität in der einstigen Hit-Sitcom zu sprechen, der ihr heute gerne mal vorgeworfen wird. Schließlich sind die sechs Hauptfiguren allesamt weiße Mittzwanziger.
Das sei Schwimmer auch damals schon bewusst gewesen, doch seien es einfach andere Zeiten gewesen. Er selbst hätte sich jedoch jahrelang dafür eingesetzt, dass Ross zumindest auch Frauen anderer Ethnien datet. „Vielleicht sollte es aber mal ein komplett schwarzes oder asiatisches ‚Friends‘ geben“, ließ Schwimmer nebenher noch fallen. Und genau mit dieser Aussage ist er nun etwas ins Fettnäpfchen getreten.
Die Inspiration für "Friends": "Living Single"
Nach Schwimmers Idee warfen ihm bei Twitter viele Nutzer Ignoranz vor, schließlich hätte es schon längst eine afroamerikanische Version von „Friends“ gegeben – und das sogar ein Jahr, bevor der Sitcom-Hit auf Sendung gegangen ist. Die Rede ist von der Comedyserie „Living Single“, die von 1993 bis 1998 in fünf Staffeln beim US-Sender Fox lief (und hierzulande eher unbekannt ist).
In mehreren Tweets wird somit sogar richtiggestellt, dass „Friends“ vielmehr ein weißer Reboot von „Living Single“ war als umgekehrt. Auch im Mittelpunkt von „Living Single“ stehen sechs Freunde, die gemeinsam ihren Alltag und ihr chaotisches Liebesleben in New York meistern. Angeblich soll einer der Arbeitstitel der Serie sogar „Friends“ gewesen sein.
Schauspielerin Erika Alexander, die damals zum Cast von „Living Single“ gehörte, hat bei Twitter ihr Unverständnis betont und dem offenbar unwissenden David Schwimmer dann auch prompt Nachhilfe gegeben, indem sie ihm darauf hingewiesen hat, dass es das „Living Single“-Team war, das die Vorlage erfunden hat:
Verwiesen wurde zudem auch auf die schon länger bekannte Geschichte, dass der damalige Chef von NBC auf die Frage, welche der damals neuen Serien von anderen Sendern er gerne auf seinem Kanal hätte, mit „Living Single“ geantwortet hat. Ein Jahr später ist dann „Friends“ auf NBC angelaufen. Diesen Umstand erwähnte auch schon Erika Alexanders „Living Single“-Co-Star Queen Latifah in einem Interview von 2017, das nach Schwimmers Aussagen nun erneut von vielen im Netz geteilt wurde.
Empörung bei Twitter
Die weiteren Twitter-Reaktionen reichen von Empörung über Schwimmer über Seitenhiebe gegen „Friends“ bis hin zur Freude darüber, dass nun zumindest „Living Single“ wieder mehr Aufmerksamkeit bekommt. In den USA befand sich die Serie nach der Veröffentlichung von Schwimmers Interview sogar unter den angesagtesten Themen bei Twitter.
(„Komplett realitätsfremde und ignorante Kommentare wie dieser sind der Grund dafür, warum Hollywood mehr farbige Menschen in Machtpositionen braucht.“)
(„GTFOH [steht für ‚Get The Fuck Out Of Here‘], David! Küss Queen Latifahs Füße für deinen Erfolg!“)
(„Wenn du siehst, dass ‚Living Single‘ trendet und du dich freust, weil du denkst, es kommt ein Reboot, aber dann herausfindest, dass einfach nur ein Arschloch nicht weiß, dass die Serie, die ihm Millionen gebracht hat, nur ein ‚Living Single‘-Rip-off ist.“)
(„David Schwimmers Kommentare über seine Privilegien sind gut gemeint, aber dass er sich ‚Living Single‘ und dem Ursprung seiner eigenen Serie nicht bewusst ist, beweist nur, wie tief der Kaninchenbau geht.“)
(„‚Living Single‘ war lustiger und better geschrieben als ‚Friends‘. Punkt. Ende der Geschichte.“)
Während „Living Single“ in den USA auf dem Streamingdienst Hulu verfügbar ist, gibt es in Deutschland, abgesehen von Import-DVDs, aktuell leider keinen Weg, die Sitcom einfach so nachzuholen. Das hierzulande wesentlich bekanntere „Friends“ kann hingegen bei verschiedenen Anbietern abgerufen werden – die „Friends“-Streamingübersicht bei unseren Kollegen von Moviepilot verrät euch, bei welchen genau.
"Friends": Darum könnt ihr die Reunion erst mal vergessen