+++ Meinung +++
Einer der Hauptkritikpunkte an der Sequel-Trilogie aus „Star Wars 7“, „Star Wars 8“ und „Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers“ scheint mir zu sein, dass die Gesamtplanung fehle. Korrekt ist: Es gab vor „Episode 7: Das Erwachen der Macht“ keinen Plan, an den sich gehalten werden musste – J.J. Abrams hatte gewiss eine Idee, wohin die Reise gehen könnte, doch Rian Johnson wurde mit „Die letzten Jedi“ freie Hand gelassen und er nutzte diese Freiheiten in jeder Hinsicht.
Dieses Verfahren wurde von offizieller Seite mehrfach bestätigt. Mir sagte Daisy Ridley beim Interview zu „Star Wars 9“, dass niemand vor ihrem ersten Film mit ihr über Reys ganze Geschichte gesprochen habe. Diese Planlosigkeit hat bei „Star Wars“ Tradition – entgegen landläufiger Meinung hatte nämlich auch George Lucas keinen, als er die Originalfilme entwickelte. (Wer sich übrigens für die Entstehung von „Star Wars“ interessiert, dem sei das Buch „Wie Star Wars das Universum eroberte“* ans Herz gelegt).
Aber Plan hin oder her: Die Prequels, wo zumindest die großen Wendepunkte vorher feststanden – Klonkriege, Fall der Republik, Anakin wird böse –, sind dennoch schlechtere Filme als die Original-Episoden. Und ich finde es überhaupt ein bisschen schade, dass Zuschauer bei „Star Wars“ so viel über den Plot reden (und ich als Redakteur darüber schreiben muss).
Filme sind keine Wikipedia-Artikel
Es ist mir am Ende völlig wumpe, ob Abrams in „Das Erwachen der Macht“ Handlungsstränge von früher kopiert oder der Imperator in „Der Aufstieg Skywalkers“ ohne größere Erklärung wieder auf der Matte steht. Denn der Plot eines Films ist im Grunde nichts anderes als das, was auf der Wikipedia-Seite im Abschnitt Handlung steht. Hat vom Wikipedia-Lesen schon mal jemand eine Gänsehaut bekommen?
Der Plot ist bei „Star Wars“ ausschließlich dazu da, den Kernqualitäten der Reihe eine Struktur zu geben:
Abenteuer! Luke Skywalker (Mark Hamill) darf in „Krieg der Sterne“ seinen langweiligen Sandklumpen von Heimatplaneten verlassen und eine Prinzessin auf einem Todesstern befreien. Damit war die Richtung vorgegeben: Jeder Schauplatzwechsel in „Star Wars“ ist das Versprechen eines Abenteuers.
Spaß! Die Frechheit von „Star Wars“ besteht darin, Altes mit Neuem zu mixen (Ritter auf Raumschiffen), Mythologie mit Pulp (Heldengeschichte auf Todesstern) und große Tragödien mit teils völlig albernem Humor zu konterkarieren. So tragisch es auch wird – kurz darauf läuft garantiert wieder irgendein lustig aussehendes oder brabbelndes Alien durchs Bild.
Echte Gefühle! In den Prequels wirkten sie zu oft gekünstelt, in den Sequels aber sind sie wieder glaubhaft und ansteckend: „Star Wars“ ist – und bitte verzeiht mir an dieser Stelle die abgedroschene Formulierung – Kino der großen Gefühle. Wenn sich Rey und Finn in „Das Erwachen der Macht“ quirlig über ihre erfolgreiche Flucht mit dem Millennium Falken freuen oder Kylo auch in „Star Wars 9“ noch gegen sein inneres Licht kämpft, nehme ich das ernst, obwohl das Drumherum aus Sci-Fi-Pulp besteht.
Viele Fans fordern, dass die nächsten „Star Wars“-Filme nach „Der Aufstieg Skywalkers“ bitte endlich andere Geschichten erzählen sollen. Bin ich zwar dabei – aber ob die Filme gut werden, entscheidet sich nicht mit der Handlung.
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So sehr spaltet "Star Wars 9" die FILMSTARTS-Redaktion