Von 2008 bis 2013 war Karen Gillan als Amy Pond in „Doctor Who“ zu sehen – danach ging alles ganz schnell. Nur ein Jahr später schlüpfte sie in „Guardians Of The Galaxy“ in die Rolle von Nebula, die mittlerweile in vier Marvel-Filmen zu sehen war und aus dem Marvel Cinematic Universe kaum noch wegzudenken ist.
Nach „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ untermauert sie mit „Jumanji 2: The Next Level“ an der Seite von Dwayne Johnson, Kevin Hart und Jack Black einmal mehr ihren Ruf als Action-Darstellerin – dabei kann die 32-jährige Schottin eigentlich doch so viel mehr. Wir haben mit ihr deswegen auch nicht nur über die Dreharbeiten zu „The Next Level“ und die Möglichkeiten von „Jumanji 3“ gesprochen, sondern auch über ihre Karriere als Horror-Regisseurin. Außerdem haben wir nachgefragt, wie es denn nun mit Thor und den Guardians Of The Galaxy weitergeht!
Martha oder Ruby Roundhouse?
FILMSTARTS: Erst einmal nachträglich alles Gute zum Geburtstag, du hattest ja erst vor ein paar Tagen. Ich hoffe, du hast trotz Pressetour schön gefeiert.
Karen Gillan: Oh, ja. Danke! Wir haben in den USA – ja, ich als Schottin – gleichzeitig Thanksgiving gefeiert, also gab es Truthahn. Man könnte es auf jeden Fall schlechter treffen.
FILMSTARTS: Du bist ja schon früh aus Schottland weg und steigst in Hollywood gerade zum Actionstar auf. Würdest du also sagen, du hast mehr mit Martha oder Ruby Roundhouse gemeinsam?
Karen Gillan: Ich habe ein bisschen was von beiden, würde ich sagen. Ich bin aufgewachsen als dieses Mädchen, das sich im Umgang mit anderen Menschen schwer tat – wie Martha (Morgan Turner). Mit dem Älterwerden habe ich aber immer mehr Mut gefasst, was mich letztlich stark gemacht hat. Und heute kann ich Martial-Arts und beherrsche sogar Nunchucks.
FILMSTARTS: Nunchucks!!!
Karen Gillan: Ja! [lacht] Ich habe wirklich gelernt, wie man mit den Dingern kämpft! Und ja, darum würde ich sagen, es steckt von beiden Charakteren etwas in mir. Ich glaube, genau deswegen bekam ich die Rolle auch überhaupt erst.
Marvel oder "Jumanji"?
FILMSTARTS: Du meintest einmal, du könntest als Ruby bzw. Martha deine eigene Verschrobenheit ausleben. Macht das die Dreharbeiten der „Jumanji“-Filme dementsprechend einfacher im Vergleich etwa zu den Marvel-Filmen, wo du auch noch ewig in der Maske sitzt?
Karen Gillan: Oh ja, es ist wirklich so angenehm, frei von dem ganzen Make-up und den prosthetischen Extras zu sein! Aber ja, Nebula ist einfach immer so cool und abgebrüht und auch nachdenklich, da muss ich meine Ticks immer total unterdrücken. Das ist mit Ruby ganz anders. Ich bin halt einfach ein bisschen schräg – und das kann ich mit ihr ausleben.
FILMSTARTS: Im Gegensatz zu Dwayne, Kevin und Jack spielst du wieder dieselbe Rolle wie im ersten Film. Hättest du deine Rolle nicht auch gerne als Avatar eines neuen Spielers neu ausgelegt? Oder bist du froh, weiterhin Marthas Ruby zu sein?
Karen Gillan: Natürlich dachte ich mir, als ich das Drehbuch gelesen habe: ‚Ah, es wäre so lustig gewesen, eine völlig neue Rolle zu spielen’, denn genau das mag ich am Schauspielern. Aber dann habe ich gesehen, wie sehr sich Martha seit dem ersten Film verändert hat. Sie war so schräg und schüchtern und jetzt führt sie die Truppe sogar an! Deswegen konnte ich letztlich doch irgendwie eine andere Figur, eine reifere Martha spielen. Außerdem gibt es auch eine kleine Überraschung mit Ruby Roundhouse…
Action wie in "Mission: Impossible"
FILMSTARTS: Ja, die fand ich auch absolut herrlich! Ruby hat auch wieder einige spektakuläre Momente im Film. Ist es dir wichtig, Actionszenen dann auch möglichst selbst zu drehen oder lässt du auch gerne mal das Stuntdouble einspringen?
Karen Gillan: Ich versuche immer wieder aufs Neue, mich zu überwinden und möglichst alles selbst zu machen. Ich meine, wir hatten auch das Stuntteam von den “Mission: Impossible”-Filmen am Set. Ich musste also das Tom-Cruise-Level erreichen… und das habe ich dann auch. Nein, natürlich nicht! [lacht]
Aber ich habe wirklich versucht, alles im Bereich des Möglichen selbst zu machen. In Rubys Kampfszenen sieht man also auch wirklich immer mich kämpfen. Außerdem hat man mich von einer Brücke gestoßen, was ich wirklich nicht wollte...
FILMSTARTS: Das will niemand…
Karen Gillan: Nein. Es war echt so schrecklich! Aber ich habe mich überwunden.
FILMSTARTS: Ihr habt diese Szenen ja auch nicht bequem im Studio, sondern an den unterschiedlichsten Schauplätzen gedreht. Wie wichtig ist das bei einem Film wie „The Next Level“?
Karen Gillan: Klar, man hätte auch im Studio drehen können. Wir haben sogar darüber nachgedacht, gerade auch mit dem Videospiel-Hintergrund, der eine gewisse Künstlichkeit zulassen würde. Trotzdem, wir wollten mit den Sets auch eine gewisse Authentizität wahren. Der Zuschauer sollte spüren, dass es wirklich um was geht.
FILMSTARTS: Die Jugendlichen im Film und ihre Avatare sind – logischerweise – nie gemeinsam zu sehen. Wart ihr überhaupt jemals gemeinsam am Set oder habt euch getroffen, um eure Rollen zu besprechen? Immerhin schlüpfst du mit Ruby ja gewissermaßen in die Haut von Morgan Turners Martha.
Karen Gillan: Ja, auf jeden Fall. Morgan war auch erst 17, als wir den ersten “Jumanji”-Film gedreht haben. Wir haben uns öfter getroffen, auch mit ihrer Mutter, haben gemeinsam abgehangen und so ein Gefühl füreinander bekommen. Das war uns schon wichtig.
"Jumanji 3": Völlig neue Möglichkeiten!
FILMSTARTS: Nach dem Ende von „The Next Level“ scheint es ja so, als würde ein neues Abenteuer auf uns zukommen…
Karen Gillan: Ja, vielleicht...
FILMSTARTS: Und die Abspannszene könnte ja sogar zur Folge haben, dass sich Martha & Co. in „Jumanji 3“ erstmals Seite an Seite mit ihren Avataren in ein Abenteuer zu stürzen…
Karen Gillan: Wow, das wäre so cool! Stell dir nur vor: Martha und Ruby, tanzkämpfend Seite an Seite!
FILMSTARTS: Oh ja, der Tanzkampf muss dann auf jeden Fall sein. Aber was würdest du dir sonst für „Jumanji 3“ wünschen?
Karen Gillan: Ich glaube, ich würde echt gerne einen alten Chauvinisten spielen, der als Ruby eine völlig neue Sicht auf die Welt bekommt. Mit so einem Typen gemeinsam auf eine Reise zu gehen, in der er sich zum Besseren entwickelt, stelle ich mir lustig vor. Es gibt einfach unendlich viele Möglichkeiten mit „Jumanji“.
"Ich habe früher ständig 'Tekken' gespielt"
FILMSTARTS: Für mich fühlt sich „Jumanji: Welcome To The Jungle“ wie die beste Videospielverfilmung an, die es gibt – ohne überhaupt eine zu sein. Gibt es ein Videospiel, von dem du dir eine Verfilmung wünschen würdest?
Karen Gillan: Ich habe früher ständig „Tekken“ gespielt. Gab’s da jemals einen Film?
FILMSTARTS: Den gab es. Aber wenn selbst du als Fan nichts davon gehört hast…
Karen Gillan: Oh, nein. Wirklich? Was sagt das jetzt aus? Tut mir so leid, „Tekken“!
FILMSTARTS: Aber das heißt ja nicht, dass es nicht irgendwann einen neuen geben könnte.
Karen Gillan: Stimmt! Und darin könnten wir unseren Tanzkampf auch wieder einsetzen!
Karen Gillan: Mehr als nur ein Actionstar
FILMSTARTS: Viele kennen dich vermutlich vor allem als Actionstar aus den Marvel- und „Jumanji“-Filmen, dabei machst du auch noch so viele andere Sachen – etwa „Ruf der Wildnis“ mit Harrison Ford oder auch Horrorfilme, die du sogar selbst inszenierst. Bist du immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen, vielleicht auch, um irgendwann nur noch für eine Art von Rolle besetzt zu werden?
Karen Gillan: Das passiert einfach. Ich bekomme einfach oft ganz unterschiedliche Rollen, die ich gerne spielen würde. Aber was das Regieführen angeht: Ich liebe es einfach, Horrorfilme zu drehen!
FILMSTARTS: Heißt das, wir können demnächst mit einem neuen rechnen?
Karen Gillan: Ja, nächstes Jahr!
FILMSTARTS: Aber es wird nicht „Hoarding“, oder? [Gillan drehte zuletzt einen Kurzfilm unter diesem Titel]
Karen Gillan: Doch, vielleicht! Ich habe den Kurzfilm gerade erst gedreht, aber mal schauen, wie der Film ankommt und ob die Leute eine Spielfilm-Version davon haben wollen.
Thor und die Guardians Of The Galaxy
FILMSTARTS: James Gunn ist zurück für „Guardians Of The Galaxy 3“!
Karen Gillan: Ja, Gott sei Dank!
FILMSTARTS: Wie fühlt sich das für dich an? Eigentlich sollte Nebula ja schon ziemlich früh sterben – und jetzt schlüpfst du schon zum fünften Mal in ihre Rolle. Außerdem habt ihr jetzt Thor an eurer Seite…
Karen Gillan: Ja, es ist verrückt oder?! Ich hätte echt nicht gedacht, dass Nebula so lange dabei sein wird. Ich glaube, sie sollte nicht nur in „Guardians Of The Galaxy“ sterben, sondern später auch in „Avengers: Endgame“. Sie ist wie eine Katze mit ihren neun Leben, die nach jedem Film wieder zurückkommt. Ich bin auch wirklich froh, ausgerechnet Nebula spielen zu dürfen, weil ich sie einfach verstehe. Und ich habe das Gefühl, James Gunn ist derjenige, der sie am Leben hält.
FILMSTARTS: Was denkst du denn, wie sich Thor in „Guardians Of The Galaxy 3“ einordnen wird? In „Endgame“ haben wir den Donnergott ja gesehen wie noch nie zuvor.
Karen Gillan: Ich sag’s mal so: Ich bin gespannt, was James mit Thor vor hat, aber ich bin genauso gespannt, was Taika [Waititi, Regisseur von „Thor 4: Love And Thunder“] für die Guardians bereithält! Das kommt natürlich auch ganz darauf an, welcher von beiden zuerst kommt…
„Jumanji: The Next Level“ startet am 12. Dezember 2019 in den Kinos.
Jumanji 2: The Next Level