Das Beste an „Suicide Squad“? Die durchgeknallte Harley Quinn. Da sind sich viele DC-Fans und Kritiker einig. Im DC-Blockbuster von 2016 kam die von Margot Robbie dargestellte Figur neben dem Rest des „Squads“ für die meisten Zuschauer jedoch zu kurz. Und offenbar fand auch Margot Robbie, dass Harleys Geschichte noch nicht auserzählt ist.
Deswegen kam der Schauspielerin die Idee zu „Birds Of Prey“ – ein Film für den mit Cathy Yan eine Newcomerin mit einer klaren Vision als Regisseurin engagiert wurde und der auch vor der Kamera starke Frauen als „Raubvögel“ zu bieten hat: Neben Margot Robbie wirken Mary Elizabeth Winstead (als Huntress), Jurnee Smollett-Bell (als Black Canary), Rosie Perez (als Renee Montoya) und die junge Ella Jay Basco (als Cassandra Cain) mit.
FILMSTARTS war im Frühjahr 2019 am Set von „Birds Of Prey“ zu Gast, wo wir nicht nur bei den Dreharbeiten zusehen konnten, sondern auch interessante Gespräche mit den Machern und Macherinnen des DC-Blockbusters führten.
Willkommen in Hollywood
Ungewöhnlich kalt ist es am 21. März 2019 in Los Angeles. Über den Hollywood Hills erstrecken sich um 10 Uhr vormittags dunkle Wolken, weswegen wir, kurz bevor wir als einzige deutsche Medienvertreter in einer etwa zehnköpfigen Journalistengruppe an das Set von „Birds Of Prey“ fahren, gebeten werden, einen Regenschirm mitzunehmen. Finden die Dreharbeiten heute etwa draußen statt? Nein, Margot Robbie und die restlichen Birds Of Prey drehen heute in den Hallen der Warner Bros.-Studios. Aber sicher ist sicher.
Wer in die Welt der Warner-Bros.-Studios in Burbank eintreten will, muss wie im Flughafen eine Sicherheitskontrolle durchlaufen. Ist die geschafft, eröffnet sich auf 45 Hektar ein Stück Filmgeschichte. Hinter den gleichförmig aussehenden beigen Gebäuden wurden in der Vergangenheit unter anderem Sitcoms wie „Friends“ oder Klassiker wie „Casablanca“ gedreht. Nun reiht sich auch der DC-Actioner „Birds Of Prey“ in diese Geschichte ein.
Ein Onesie mit weinenden Herzchen für Harley
Bevor es jedoch zu den Dreharbeiten ans Set geht, werden wir in ein Bürogebäude geführt und nehmen in einem Raum Platz, der uns einen kleinen Vorgeschmack auf die ausgefallenen Kostüme im Film gibt.
An den Wänden stehen Schneiderpuppen mit den Outfits von Harley Quinn, Huntress, Canary, Montoya, Cassandra, Black Mask und Victor Zsasz, die wir bereits aus dem ersten Trailer kennen. Kostümdesignerin Erin Benach verrät uns, dass sie sich bei den Outfits nicht nur von den Comics inspirieren ließ, sondern auch von der heutigen Kultur, Politik und Mode.
Das zeigt sich an einem T-Shirt von Renee Montoya mit der Aufschrift „I Shaved My Balls For This” („Ich habe mir hierfür die Eier rasiert“). Sie trägt es, als sie im Film an ihrem Tiefpunkt ankommt, erzählt Erin Benach lachend. „Sie hat nichts anzuziehen, außer dieses T-Shirt, das sie in der Fundstation der Polizei findet, weil ihre Klamotten aus einem bestimmten Grund zerstört wurden, den ich euch nicht verraten darf.“
Viel zur Handlung verraten uns die Macher tatsächlich nicht. Erst als wir nach einem auffallend pinken Onesie mit weinenden Herzchen fragen, der im Raum hängt, enthüllt Erin Benach: „Wir haben das gemacht, weil [Harley] so traurig ist, als der Joker mit ihr Schluss macht“ und stellt kurz darauf ganz vorsichtig sicher, dass wir denn schon von der Trennung wissen.
Nein, bisher konnten wir nur vermuten, dass die beiden Psychopathen kein Paar mehr sind. Dass der Joker mit Harley Schluss macht, ist uns zu diesem Zeitpunkt neu. Mittlerweile wurde das aber auch im ersten Trailer verraten:
Harley Quinn liebt alles, was funkelt
Nach der Trennung vom Joker, so erklärt uns die Kostümdesignerin, kleidet sich Harley nur noch für sich selbst und nicht mehr für ihren Ex. Sie trägt Klamotten, in denen sich Frauen nach Meinung von Erin Benach, Cathy Yan und Margot Robbie stark fühlen: funktionell, aber auch sexy und schick.
Ein solches Outfit ist das Ausgeh-Outfit von Harley: eine rot-weiß-blau gestreifte Hose mit einem durchsichtigen, enganliegenden Oberteil mit blauen und roten Sternen, unter dem ein rosafarbener Sport-BH zu sehen ist. Darüber trägt sie einen langen Mantel voller Pailletten. „Sie liebt funkelnde Sachen“, erklärt die Kostümdesignerin.
Auch hat Harley offenbar ein Faible für außergewöhnliche Haustiere. Im Raum befinden sich nämlich zwei Hyänen aus Pappe. Als wir den Requisiteur Andrew Siegel später auf die beiden Tiere ansprechen und fragen, ob sich Harley im Film tatsächlich welche anschafft, grinst er vielsagend und darf nicht mehr verraten. Auch die Hyänen waren mittlerweile allerdings im Trailer zu sehen.
Das Geheimnis hinter Romans Masken
Im Raum befinden sich auch unzählige Masken. Sie gehören Black Mask aka Roman Sionis. Offenbar wird Darsteller Ewan McGregor im Film nicht selbst maskiert sein, sondern seinem Namen aus den Comics dank einer beachtlichen Masken-Sammlung gerecht werden. Sie repräsentieren seine Reisen um die Welt, erklärt uns Produktionsdesigner K.K. Barrett. Wir sehen lange weiße Figuren mit asiatischen Schriftzeichen, afrikanische Figuren aber auch furchteinflößende Holzmasken mit Hörnern. „Er mag es, in einer Welt zu leben, in der er der Einzige ist, der eine gewisse Sache besitzt“, erklärt Erin Benach.
Seine Liebe für Masken und Figuren zeigt sich auch in seinem Club. Dort befinden sich zahlreiche Mannequins mit weißen Händen, die Augen oder Münder zuhalten. Auch im Fun House finden sie sich wieder. Davon werden wir aber später mehr sehen.
"Birds Of Prey" ist eine "absolute Harley-Erfahrung"
Als die Produzenten Sue Kroll und Bryan Unkeless, der bereits im Biopic „I, Tonya“ mit Margot Robbie zusammengearbeitet hat, für ein Gespräch zu uns kommen, schwärmen sie in höchsten Tönen von dem Team und vor allem von Margot Robbie, die nicht nur als Harley Quinn vor der Kamera steht, sondern auch als Produzentin fungiert und die Idee zum Film hatte. Unkeless erklärt uns:
„Sie war überall dabei, stellte jedes einzelnes Crew-Mitglied ein, war beim Casting dabei, bereitete sich darauf vor, Harley Quinn zu spielen – und das ist sehr anspruchsvoll, wenn man all die Stunts und die physischen Herausforderungen bedenkt. Sie performt und kommt dann zu uns und macht mit uns den Terminplan. Sie ist bei jedem Schritt dabei. Das ist sehr außergewöhnlich zu sehen. Ich weiß nicht, wie sie das macht.“
Sue Kroll ergänzt ihren Kollegen: „Sie will natürlich den Geist der Figur, die jeder kennt, beibehalten. Aber ich glaube, ihr werdet andere Dimensionen von Harley sehen. Der Film ist lustig, aber auch emotional. Wir haben einen Film, der durchgehend Harley Quinns Sicht der Dinge zeigt. Und all die Frauen, die zusammenkommen. Ihr werdet sie absolut in ihrer Lebenswelt sehen. […] Ich würde sagen, [der Film] ist eine absolute Harley-Erfahrung.“
Außerdem beteuert Bryan Unkeless, dass sowohl Margot Robbie als auch Drehbuchautorin Christina Hodson die etablierten „Birds Of Prey“-Comics und die Figuren darin lieben und sich von ihnen inspirieren lassen. Daher komme der Film mit viel Leidenschaft und Wertschätzung für das Ausgangsmaterial daher.
Die Produzenten zeigen mit ihren bewundernden Worten nicht nur wie viel Harley Quinn, sondern vor allem wie viel Margot Robbie in „Birds Of Prey“ steckt. Und obwohl die Geschichte fünf weibliche Hauptfiguren habe, schließe sie Männer nicht aus, sondern sei laut Susie Kroll eine unterhaltsame Reise für alle.
Schrill, heiß, bunt: Die Dreharbeiten im Fun House
In einem der beigen Warner-Studio-Gebäude ist das „Fun House“ aufgebaut, in dem gerade eine Kampfszene mit Margot Robbie, ihrem Stunt-Double, dem Double von Cassandra-Cain-Darstellerin Ella Jay Basco sowie einer Handvoll maskierter Schläger gedreht wird. Das kreisrunde Set ist von dicken schwarzen Vorhängen umgeben.
Innerhalb der Vorhänge tauchen wir in die bunte, abgefahrene Welt des Fun House ein: Dank der hellen Beleuchtung, die den Raum aufheizt und stickig macht, stürzen unzählige grelle Farben – rot, blau, gelb – auf uns ein. Im Fun House befinden sich hohe Büsten mit offenen Mündern und langen gewellten Zungen sowie teils comicartig gigantische Frauenstatuen, die sich entweder aufreizend den Finger in den Mund stecken oder ein Bein in die Luft heben.
Wir laufen hinter den Vorhängen um das Set herum und können nur hin und wieder einen Blick auf die gedrehte Szene erhaschen, wenn sich zwischen den Vorhängen eine größere Lücke offenbart. Leise müssen wir sein, denn alle paar Minuten heißt es „Action!“ und ein Kampf ist zu hören. Viel bekommen wir hinter den Vorhängen nicht von der gedrehten Szene mit.
Amüsant ist allerdings zu beobachten, wie mindestens 40 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hinter den Vorhängen vor Bildschirmen sitzen und sich die meiste Zeit mit ihren Handys beschäftigen. Eigentlich sollen diese Kostüme, Haare und Make-Up der beteiligten Darsteller im Blick behalten, doch wenn man den Dreh einer Szene immer und immer wieder verfolgt, wird das offenbar irgendwann langweilig.
Harley Quinn verhaut Maskenmänner
Nach unserem Rundgang beobachten wir die gedrehte Szene aus verschiedenen Kameraperspektiven auf einem Bildschirm in der Nebenhalle. Wir sehen Margot Robbies sehr muskulöses Stunt-Double bei einem Schlagabtausch mit einer Handvoll maskierter Handlanger von Roman. Nachdem sie einen großen Sprung nach hinten macht, übernimmt Margot Robbie an dieser Stelle als Harley.
In diesem Moment erweckt eine sich bewegende blaue Kopf-Statue mit bunten Haaren ihre Aufmerksamkeit. Es stellt sich heraus, dass sich Ella Jay Bascos Double darin versteckt, die ihr helfend ein Messer reicht. Nachdem Harley dieses annimmt, rollt sie die Zwölfjährige mit den Worten „Hau ab“ vorsichtig, aber schwungvoll weg.
"Sowas hat man noch nicht gesehen"
Mindestens eine Stunde verfolgen wir den Dreh dieser Szene immer und immer wieder, während wir darauf warten, dass Regisseurin Cathy Yan und Margot Robbie in einer Drehpause den Weg zu uns finden. Zwischenzeitlich verirrt sich auch Chris Messina, der den Bösewicht Victor Zsasz spielt, zu uns und bleibt für einen kurzen Plausch.
Während wir den Dreh beobachten, fallen uns die Worte von Sue Kroll wieder ein, die findet, dass „Birds Of Prey“ nicht wie ein gewöhnlicher Superhelden-Film aussieht: „Sowas hat man noch nicht gesehen – übrigens weder von Fox noch von Marvel oder was auch immer. Er ist sehr opulent und reich, aber gleichzeitig geerdet.“ Und nach allem, was wir gesehen haben, können wir uns der Produzentin nur anschließen.
Wir bestaunen während unseres Set-Besuchs vor allem opulente Bühnen, die reich an Farben und Formen sind, und sind gespannt, welche uns versprochenen „geerdeten“ Aspekte uns im Film erwarten.
Margot Robbie steckt mit ihrer Leidenschaft an
Freuen wir uns jetzt noch mehr auf „Birds Of Prey“? Unbedingt. Während wir nach dem langen, aufschlussreichen Tag am Set nach Hause fahren, denken wir vor allem darüber nach, wie viel Herzblut Margot Robbie in das Projekt gesteckt hat. In jedem Gespräch wurde offensichtlich, dass die 29-Jährige tatsächlich bei jedem Produktionsschritt dabei ist, um dem Publikum ihre Harley-Vision vorzuführen.
Die Filmemacherin und Schauspielerin hat sich seit „Suicide Squad“ offenbar so intensiv und ausgiebig mit Harley Quinn beschäftigt und die Figur so liebgewonnen, dass sie alles daransetzt, ihr einen würdigen Film zu bescheren. Auch bei unserem Set-Interview mit Margot Robbie erzählt sie voller Hingabe und Freude für den Film. Diese Leidenschaft steckt offensichtlich nicht nur ihr Team an, sondern hat auch uns überzeugt.
Geregnet hat es an dem Tag übrigens nicht mehr in Los Angeles.
In den Wochen bis zum Kinostart von „Birds Of Prey“ am 6. Februar 2020 könnt ihr euch noch auf unsere Set-Interviews mit Margot Robbie, Chris Messina und Regisseurin Cathy Yan sowie weitere Artikel zum Film freuen.
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