Achtung, Spoiler zu „The Mandalorian“!
+++ Meinung +++
Als George Lucas „Star Wars“ erfand, hatte er die Film-Serials der 30er und 40er im Kopf. Das waren Serien fürs Kino, in denen Typen wie der titelgebende Weltraumheld in „Buck Rogers“ wöchentliche Abenteuer erlebten – wobei eine Folge „Buck Rogers“ nach etwa 20 Minuten auch schon wieder vorbei war.
So gesehen steht Showrunner Jon Favreau mit „The Mandalorian“ voll in der Tradition von George Lucas' Inspiration. Die ersten vier Folgen der „Star Wars“-Realserie auf Disney+ dauern jeweils nur um die 30 Minuten – und da sind Abspann sowie „Was bisher geschah“-Intro eingerechnet! Aber wo diese Verknappung in Zeiten von „jede Folge muss eine Stunde dauern, obwohl wir nix zu erzählen haben“-Netflix-Serien durchaus sympathisch ist, bringt sie im Falle von „The Mandalorian“ auch ein Problem mit sich:
„Star Wars“ passt nicht in eine halbe Stunde.
Nach vier Episoden „Mandalorian“ sieht es so aus, als solle jede Folge ein kleiner „Star Wars“-Film für sich sein, Actionsequenz und Lektion inklusive. So sehr ich den Westernstil auch mag und so sehr mich fasziniert, wie viel der durchgehend maskierte Mandalorianer (Pedro Pascal) mit wenigen Gesten und Sätzen ausdrückt: Ich muss leider zugeben, dass die Wirkung einiger Entwicklungen und Ereignisse einfach verpufft, weil halbstündige Folgen einfach nicht genug Platz bieten.
SO VIEL "STAR WARS" IN SO WENIG ZEIT
In der ersten Episode wehrt der Mandalorianer schnell mal ein riesiges Eismonster ab (ist ja „Star Wars“, muss also irgendwo ein Riesenmonster rein), in der zweiten Folge wird sein kaputtes Raumschiff fix in einer Zeitraffersequenz repariert, in Episode 3 erfolgt der Entscheidungswechsel von „was interessiert mich Baby Yoda?“ hin zu „ich muss Baby Yoda retten!“ in gefühlter Hyperraumgeschwindigkeit. Und Folge 4 ist „Die glorreichen Sieben“ (bzw. „Die sieben Samurai“) in 30 Minuten gequetscht!
Jon Favreau und sein Kreativteam aus unter anderem „The Clone Wars“- und „Rebels“-Macher Dave Filoni sind Pioniere: Sie haben die erste „Star Wars“-Realserie gedreht und dabei bisher trotz allem einen starken Job gemacht. Womöglich hatten sie dabei von Disney ja die Vorgabe, alles bitte etwas kürzer zu halten, damit die Kosten nicht völlig ausufern (für die acht Folgen der ersten Staffel wurden in der Produktion angeblich auch so schon 100 Millionen Dollar ausgegeben).
Doch vielleicht werden die „Star Wars“-Macher von der ersten Staffel „The Mandalorian“ etwas lernen, wovon künftige Serien wie „Obi-Wan“ profitieren:
Es ist ok, nicht in jeder Episode das ganz große „Star Wars“-Feuerwerk abzufackeln, wenn die Zeit so knapp bemessen ist. Lasst den Kenobi ruhig mal eine Folge lang in der Tatooine-Cantina rumsitzen.
„The Mandalorian“ läuft seit November in den USA auf Disney+. In Deutschland startet die Serie zusammen mit dem neuen Streamingdienst erst am 31. März 2020.
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